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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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vor und stellte die Kaffeetasse ab. »Beeindruckend. Da kommt aber noch mehr, oder?« Erwartungsvoll legte er die Ellbogen auf die Tischplatte.
    »Sie haben recht. Wir kennen nicht nur den Ort, an dem ein mögliches viertes Verbrechen stattfinden wird, wir wissen jetzt auch den Tag.« Wieder legte Lukas eine Sprechpause ein, um die Spannung zu erhöhen. »Es ist der zwanzigste September. An diesem Tag wird der Komet nach dem Aufgang in der Dämmerung verschwinden. Theoretisch die letzte Möglichkeit, ihn mit bloßem Auge zu betrachten.«
    Habermehl war verblüfft. So hatte ihn Lukas noch nicht erlebt. Er blickte den Kommissar an, schwieg und gönnte sich ein zufriedenes Lächeln.
    »Ich möchte Ihnen noch etwas erzählen, hat aber nichts mit unseren Mordfällen zu tun.«
    »Lassen Sie sich nicht aufhalten.«
    »Ich habe Ihnen gestern von den Morden 1804 in Paris erzählt. In dem Jahr war der Komet das letzte Mal in Europa sichtbar.«
    »Jetzt steht er da.« Habermehl brummte und zeigte mit dem Löffel senkrecht nach oben. »Und es gibt wieder Tote.«
    »Wenn das hier vorbei ist, haben wir für längere Zeit Ruhe vor Nemti.«
    »Gott sei Dank, eine beruhigende Aussicht. Wie lange wird das sein?«
    »Damit sprechen Sie das Problem an«, gestand Lukas ein. »Die Daten von Abromeit besagen, dass Nemti eine Umlaufzeit von zweiundfünfzig Jahren hat und 1804 sichtbar war. Das passt nicht zusammen. Vielleicht habe ich auch in dem Wust von Zahlen etwas übersehen oder falsch interpretiert. Wenn ich nachrechne, muss der Komet 1856, 1908 und 1960 in Erdnähe und zu sehen gewesen sein.«
    Habermehl schaltete sofort. »Soll heißen, der Komet dürfte normalerweise gar nicht da sein? Ich hab ihn doch gesehen.«
    »Er hat sich um einige Jahre verfrüht. Doktor Abromeit muss mir das bei Gelegenheit erklären.«
    »Das ist ein astronomisches Problem, dass Sie mit ihm später ausdiskutieren können. Fakt ist, dass der verfluchte Komet am Himmel steht und uns, wenn ich Ihren Nachforschungen Glauben schenken darf, in Atem hält.«
    »Sie müssen zugeben, Herr Habermehl, die Sache ist offensichtlich. Wir sollten uns auf den vierten Mord vorbereiten.«
    »Nicht, wenn Magerl unser Mörder ist, wofür zurzeit einiges spricht. Der sitzt inzwischen sicher in Untersuchungshaft.«
    »Und wenn er unschuldig ist und der wahre Mörder noch frei herumläuft? Mit Verlaub, wir müssen der Sache nachgehen«, ereiferte sich Lukas.
    »Beruhigen Sie sich und kommen Sie herunter. Wir werden jeder Spur nachgehen.«

Montag, 17. September 2001
     
     
     
    D er Sonntag war typisch für die Eifel. Alle Regenmacher und Beschwörer der Welt schienen zur gleichen Zeit ihre Regentänze aufgeführt zu haben. Der Wettergott kübelte das Füllhorn seiner unendlichen Güte bis zur Neige aus. Zeitweise goss es in Strömen. In zahlreichen Orten schoss das Wasser wildbachartig über die mit Asphalt versiegelten Straßen. Allerdings hatten die Radio-Wetterfrösche einen Silberstreif am Horizont vorhergesagt. Das Wetter sollte sich beruhigen.
    Lukas glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er aufwachte. Durch die nicht ganz geschlossenen Schlitze der Jalousie fielen Sonnenstrahlen und zauberten ein regelmäßiges Muster aus Licht und Schatten auf die Wand. Ein Morgen ganz nach seinem Geschmack. Nach einem deftigen Frühstück fuhr er zum Dienst.
     
    Lukas fand Habermehls Büro leer vor. Mitten auf der Arbeitsplatte seines Schreibtischs klebte ein gelber Haftzettel. Rasch löste er ihn. Eine Mitteilung von Habermehl: Bin mit Herrn Weinbrecht zu einer Ortsbesichtigung. Wahrscheinlich erst am Nachmittag zurück. Wenn Probleme, an Kommissar Beyer wenden.
    Wo mochten sie hingefahren sein? Ob Herr Beyer mehr wusste? Wie als Antwort auf seine stumme Frage klopfte es und Beyer trat ein.
    »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?«
    »Schön gesagt. Wie Sie sicherlich bemerkt haben, sind wir allein. Kommen Sie herüber? Wir haben einen Job zu erledigen. Bei einer Tasse Kaffee können wir uns darüber unterhalten.«
    »Sehr gern.«
    »Setzen wir uns an meinen Schreibtisch«, meinte Beyer, als sie gemeinsam sein Büro betraten, und goss Lukas eine Tasse Kaffee ein. »Hier ist Milch und Zucker.«
    »Sie sprachen vorhin von einem Job. Was meinen Sie?«
    »Ein Student hat angerufen und behauptet, er könne das Symbol erklären. Wir sollten uns unbedingt darum kümmern.«
    Lukas’ Kopf fuhr hoch. Sollte sich wieder ein Mosaiksteinchen in das Motivations-Puzzle des Verbrechers

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