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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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ptolemäisch-römischen Hafenstadt bei Alexandria auf den Weg gebracht.«
    »Ist das«, Beyer zeigte auf den Gipsverband, »ein Souvenir von dort?«
    Knickriem nickte traurig. »Einen Augenblick unachtsam und es war geschehen. Ich sollte wissen, dass mehr als zweitausend Jahre alte Trockenmauern nicht so tragfähig sind wie Betonwände. Ein Tritt auf einen losen Stein und ein Sturz in die Grube. War kaum mehr als einen Meter tief. Aber das Ergebnis sehen Sie hier: feinster ägyptischer Gips.« Er klopfte gegen sein Bein.
    »Sie haben unser Mitgefühl«, sagte Beyer.
    »Wie haben Sie von unserem Aufruf erfahren, wenn Sie nicht im Lande waren?«, wollte Lukas wissen.
    »Meine Eltern haben die Zeitung aufgehoben, in der das Bild des Symbols abgedruckt ist. Sie wissen, dass mich so etwas interessiert.«
    »Dann wissen Sie auch, warum wir das Bild haben veröffentlichen lassen?«
    »Das Zeichen steht im Zusammenhang mit zwei Morden.«
    »Nicht ganz korrekt. Inzwischen ermitteln wir in drei Fällen«, korrigierte Beyer. »Gestatten Sie, dass wir Ihre Ausführungen mitschneiden?« Er stellte ein Aufnahmegerät auf den Tisch.
    »Kein Problem. Sie haben nicht die leiseste Ahnung, was das Zeichen bedeutet? Keine Idee?«, fragte Knickriem.
    »Nicht den kleinsten Schimmer.« Beyer schaltete das Gerät ein.
    Knickriem kramte eine Zeitung aus dem Zeitungsständer, der neben seinem Sessel stand, und warf sie auf den Tisch. Die Seite mit der bewussten Abbildung lag obenauf. Er tippte auf das Bild und meinte: »Dieses Symbol hat eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der Waffe des Seth .«
    »Was dürfen wir uns darunter vorstellen?«, fragte Lukas.
    »Würde bitte einer von Ihnen das Buch vom Schreibtisch holen? Das mit dem Titel Götter, Mythen, Religionen. «
    Lukas sprang auf und ging zu einer stattlichen Ansammlung von Papieren, Zeitschriften und Büchern, unter der sich ein Tisch verbarg.
    »Das Buch mit dem Lesezeichen.«
    Lukas grub es aus und reichte es ihm.
    »Sehen Sie hier.« Knickriem legte das Buch aufgeschlagen auf den Tisch. »Das ist eine Darstellung, die die Waffe des Seth symbolisiert, den Stierschenkel. Eine der bekanntesten Legenden des alten Ägyptens erzählt vom Kampf von Osiris und Horus auf der einen und Seth auf der anderen Seite. Seth soll, in Gestalt des Himmelsstieres, seinen Bruder Osiris mit dem Vorderschenkel erschlagen haben. Daher kommt der Begriff der Waffe des Seth für den Stierschenkel.« Knickriem blätterte die Seiten des Buches um, bis er zum zweiten Lesezeichen kam. »Hier sehen Sie eine andere Illustration des Stierschenkels, den Ausschnitt aus einer sogenannten Diagonalsternuhr. Ersparen Sie mir bitte weitere Erklärungen, das wäre zu kompliziert. Sehen Sie einmal genau hin.«
    Beyer und Lukas beugten sich vor und nahmen die farbig angelegte Darstellung in Augenschein.
    »In einen rotbraun kolorierten Stierschenkel sind insgesamt sieben fünfzackige Sterne eingezeichnet«, beschrieb Lukas die Abbildung.
    »Die sind nicht willkürlich verteilt. Erkennen Sie das Muster?«
    Lukas sah Knickriem deutlich an, dass er es genoss, sie mit seinem Wissen zu verblüffen.
    »Heiliges Kanonenrohr.« Lukas schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Das ist der Große Wagen.«
    »Richtig erkannt. Allerdings ist er spiegelbildlich gezeichnet. Die Konstellation des Großen Wagens war in der altägyptischen Glaubenswelt das Sternbild des Seth in der Gestalt des Himmelsstieres. Es trug im Neuen Reich den Namen Chepesch-en-pet-mehtit und symbolisierte sowohl den Tod als auch neues Leben. Die Ägypter sahen in den sieben Sternen die Trittsiegel von Stieren, die an Leinen um einen Pfosten herumgeführt werden. Und dieser Pfosten ist der Himmelspol.«
    Lukas sank gegen die Lehne der Garnitur. Anstatt der Lösung des Zusammenhangs zwischen dem Symbol des Schlitzers und dem Großen Wagen näher zu kommen, kam eine weitere Komponente hinzu: Seth, eine altägyptische Gottheit. »Das wird ja immer komplizierter«, murmelte er und ächzte.
    »Seth ist der, der den Untergang nicht kennt , der Unvergängliche«, fuhr Knickriem mit seinen Erklärungen fort, »denn als einzige Konstellation des ägyptischen Himmels ging das Sternbild des Seth nicht unter.«
    Nun stöhnte auch Beyer. »Puh. Ich weiß nicht, ob es für unsere Ermittlungen von Belang sein wird, aber Sie sollten uns mehr über diesen Seth erzählen. Hintergrundinformationen sind allemal gut.«
    »Was wollen Sie hören?«
    »Wie soll ich Fragen zu einem

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