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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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Wissensgebiet stellen, von dem ich keine Ahnung habe? Erzählen Sie, was Sie uns über Seth berichten können. Alles, was Ihnen wichtig erscheint. Aber bitte in komprimierter Fassung.«
    »Was für Sie wichtig ist, kann ich nicht beurteilen.« Knickriem nahm das Buch vom Tisch und rutschte im Sessel nach hinten. »Seth ist eine zwiespältige Gottheit, ursprünglich ein Wüstengott, deren Bedeutung noch nicht völlig geklärt ist. Als Gott der Wüste, die für die Bewohner des Niltals ein fremdes, unwirkliches Land war, bedrohte er die Anbauflächen der Fellachen. Seth wurde mit Unwettern und Stürmen in Verbindung gebracht. In der Mythologie der Ägypter brüllte er vom Himmel, seine Stimme war der Donner. Er konnte die Erde erbeben lassen. Es ging so weit, dass Seth als der Gott des Chaos und des Verderbens galt. Er gefährdete die Harmonie der Ma’at.«
    »Stopp«, unterbrach ihn Beyer. »Wer oder was bitte ist Maat?«
    Knickriem nahm einen Schluck aus seinem Glas, bevor er fortfuhr: »Ma’at kam am Anfang der Dinge auf die Erde. Sie brachte den Menschen Fruchtbarkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit. Ma’at stellt die moralische und auch die kosmologische Weltordnung dar. Dank der Göttin Ma’at ist überhaupt erst Leben möglich.«
    Wieder unterbrach Beyer den Studenten. »Das sollten Sie nicht vertiefen. Kommen Sie wieder auf diesen Seth zu sprechen.«
    Lukas schob eine Frage nach. »Seth kann als ihr Gegenspieler angesehen werden?«
    »Wenn das so einfach wäre. Die Verflechtungen mit anderen Gottheiten sind vielfältig. Lassen wir das so im Raum stehen. Ich habe Ihnen bisher den Eindruck vermittelt, Seth wäre ein bösartiger Gott, der Unordnung, Zorn, Gewalt und Mord verkörpert.«
    »Ach, für Mord war er auch zuständig?«, warf Beyer ein und blickte Lukas an, der ebenfalls hellhörig geworden war.
    »Allerdings gibt es auch eine andere Seite dieses Gottes. Er war nicht immer der angefeindete Gott, aber bereits im Alten Reich begann seine Verunglimpfung. Fragen Sie bitte nicht, was dahinterstecken könnte.« Knickriem füllte sein Glas auf. »Seth behütete den Pharao, spendete Segen und führte Reinigungsriten durch. Er war der Beschützer des Sonnengottes Re, den er gegen die Schlange Apep oder Apophis verteidigte, die die Sonne zu vernichten suchte. Seth tötet Apophis und rettet damit den Tag. Dieser Kampf findet täglich statt, da Apophis immer wiedergeboren wird.«
    Knickriem war in seinem Element. Es schien ihm großen Spaß zu bereiten, sein Wissen zu teilen.
    »Dann haben wir es Seth zu verdanken, wenn morgens die Sonne aufgeht«, sagte Beyer.
    »Wenn Sie gern daran glauben wollen. Seth ist zudem ein Gott, der sich trotz aller gegen ihn gerichteten Anfeindungen immer wieder neu erfindet. Er kann nicht vernichtet werden. Um eine bestehende Ordnung zu verändern, muss diese zunächst zerstört werden. Auch dafür steht er.«
    »Das heißt, wenn ich Ihre letzten Worte richtig interpretiere«, mischte sich Lukas ein, »dass jedes Ding zwei Seiten hat: Ordnung und Unordnung, Anfang und Ende, Gut und Böse.«
    »Richtig. Die Ordnung wird aus dem Chaos geboren.«
    »Seths chaotische und zerstörerische Kraft ist notwendig für das Fortbestehen der Welt und ihrer Ordnung. Denn die kann es nur geben, wenn es zuvor Chaos gab«, philosophierte Lukas und erntete einen Blick von Beyer, der Anerkennung, aber auch Zweifel ausdrückte.
    »Ohne Chaos gäbe es den Begriff Ordnung nicht und umgekehrt.« Knickriem nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. »Damit habe ich Ihnen in konzentrierter Form alles erzählt, was mir zu Seth im Moment einfällt.«
    »Okay. Dann möchte ich die Kenntnisse, die Sie uns vermittelt haben, kurz zusammenfassen«, sagte Beyer. »Das Symbol, das der Mörder hinterlässt, weist eine große Übereinstimmung mit dem Stierschenkel-Symbol aus dem Alten Ägypten auf. Daraus schließe ich, dass es sich nicht um ein Autogramm des Täters handelt, mit dem er seine Opfer versieht, um es salopp zu sagen. Das Symbol hat einen historischen Hintergrund, den der Mörder sehr wahrscheinlich kennt.«
    »Was wollen Sie damit andeuten, Herr Kommissar?«, kam es von Knickriem. »Sie glauben doch nicht, dass ein altägyptischer Mythos, oder nennen Sie es von mir aus Religion, irgendetwas mit Morden zu tun hat, die hier und jetzt in der Eifel verübt wurden?«
    »Sie glauben nicht, auf welch krankhafte Ideen Menschen kommen können«, sagte Beyer.
    »Ich denke schon, dass der Mythos des Seth einen für uns

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