Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
Vom Netzwerk:
nicht nachvollziehbaren Einfluss auf den Mörder hat«, formulierte Lukas nach kurzer Denkpause. »Die Morde zeigen eine bestimmte Handschrift. Als Signatur denkt sich der Schlitzer ein Zeichen aus, das einem historisch belegbaren Vorbild fast aufs Haar gleicht? Nein, das wäre ein zu großer Zufall.«
    »Es gibt viele Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir uns nicht vorstellen können«, sinnierte Beyer.
    »Eine letzte Frage hätte ich noch, Herr Knickriem.«
    »Was möchten Sie wissen, Herr Dux?«
    »Wird in der Überlieferung irgendetwas über eine Verbindung des Seth mit einem Kometen berichtet?«
    »Sie spielen auf den Kometen an, der zurzeit sichtbar ist?« Jochen zog die Unterlippe hoch und legte die Stirn in Falten. »Nein. Soweit mir bekannt ist, wird nirgendwo ein Komet erwähnt, der in einen Zusammenhang mit Seth gestellt wird. Aber ich könnte mich kundig machen.«
    »Das wäre hilfreich.«
    »Gern. Noch weitere Fragen?«
    Beyer verneinte und schaltete das Aufnahmegerät ab.
    Eine Weile herrschte ungläubiges Schweigen. Lukas ließ die Erzählungen des Studenten in Gedanken Revue passieren. Die Mordfälle nahmen immer bizarrere Formen an. Astronomische und historische Aspekte spielten hinein. Die Person des Schlitzers stellte sich immer mehr als ein intelligenter Psychopath heraus. Wer so bestialisch mordete, konnte kein mit normalen Maßstäben zu beurteilender Mensch sein.
    »Hat sich Ihr Besuch gelohnt? Konnte ich Ihnen weiterhelfen oder habe ich neue Fragen angestoßen?«, fragte Knickriem.
    »Es war interessant und aufschlussreich. Allerdings haben wir an der Frage zu knacken, wie die Gesichtspunkte zusammenpassen, die wir jetzt kennen«, antwortete Beyer.
    »Dann gibt es noch viel für Sie zu tun.«
    »Es wäre hilfreich, wenn wir Kopien von dem hätten, was Sie uns im Buch gezeigt haben. Vor allem die Abbildungen wären wichtig.«
    »Ich hole die Digitalkamera aus dem Wagen«, schlug Lukas vor. Kurze Zeit später machte er sich an die Arbeit.
     
    Lukas war auf dem Weg zurück an seinen Arbeitsplatz, als er vom anderen Ende des Ganges eine wohlbekannte Stimme vernahm – Fritz Habermehl. Gefolgt von Weinbrecht kam er die Treppe herauf und unterstützte den Monolog, den er gerade führte, mit ausholenden Armbewegungen.
    »Lassen Sie die Tür offen«, rief er Lukas von Weitem zu und winkte, um auf sich aufmerksam zu machen. »Sie wissen, was Sie zu tun haben, Herr Weinbrecht.«
    Der Oberkommissar nickte und ging in sein Büro.
    »Sie hatten einen ergötzlichen Vormittag, Herr Habermehl?« Lukas schloss die Tür hinter sich.
    Der Hauptkommissar stand am Schreibtisch und stützte die Hände auf der Tischplatte ab. Langsam drehte er den Kopf in Lukas’ Richtung. Er lupfte das rechte Bein und präsentierte seine Schuhsohle. »Sehen Sie das?«
    »Das sieht nach dunkelbraunem, hart verkrustetem Mutterboden aus.«
    »Das ist Waldboden von der Stelle, wo Ihrer Meinung nach der vierte Mord stattfinden wird.«
    »Sie haben sich dort umgesehen?«
    »Sicher. Ich lasse mich von dem Verbrecher nicht an der Nase herumführen. Wir werden uns auf jeden Fall auf einen möglichen Einsatz vorbereiten.« Er ließ das Bein sinken.
    »Was haben Sie?«
    »Auskünfte über das Symbol des Schlitzers.«
    Habermehl blickte ihn über alle Maßen erstaunt an. »Informationen über das Symbol? Woher stammen die?«
    »Ein Student hat sich heute Morgen bei Herrn Beyer gemeldet. Er konnte das Zeichen erklären. Ist übrigens sehr interessant.«
    Während Lukas ausführlich über den Besuch bei Jochen Knickriem berichtete, beobachtete er den Hauptkommissar. Dessen Gesicht spiegelte deutlich die Überraschung wider, die seine Worte auslösten.
    »Wir haben Fotos gemacht. Wollen Sie mal sehen?«
    Habermehl schaltete wortlos Computer und Bildschirm ein.
    »Wenn ich die Digitalkamera an Ihren PC anschließen dürfte, können wir die Fotos auf dem Bildschirm betrachten.«
    »Lassen Sie sich nicht aufhalten.«
    Die Kabelverbindung zwischen Kamera und Computer war schnell gesteckt und Lukas zauberte das erste Foto auf den Schirm.
    »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, ich hätte Ihnen nicht geglaubt.« Habermehl schlug sich auf die Oberschenkel. »Eindeutig. Unser Mörder kennt das Symbol. Was ist das, sagten Sie?«
    »Der Schenkel des Seth.«
    »Zum Teufel«, entfuhr es Habermehl. »Mit was für einem Kerl haben wir es zu tun? Der ist nicht nur äußerst brutal, der hat auch ein umfangreiches Wissen. Blöd ist der

Weitere Kostenlose Bücher