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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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daran. Es war der blanke Horror. Konnte dir Doktor Abromeit weiterhelfen?«
    »Gewiss.«
    »Weshalb rufst du an?«
    »Es geht um eine delikate Angelegenheit. Ich bitte dich, nicht über unser Gespräch zu reden.«
    »Mach es nicht so spannend. Worum geht’s?«
    »Ich muss wissen, an welchen Tagen du für Doktor el Hadary einspringen musstest, und ob er im August oder zurzeit Urlaub hat. Könntest du das herausfinden?«
    »Er hat keinen Urlaub. Ist er ein Verdächtiger? Haltet ihr ihn für den Schlitzer?«
    »So weit sind wir nicht, dass wir ihn als Verdächtigen bezeichnen. Würdest du ihm das denn zutrauen?«
    »Dazu möchte ich mich nicht äußern. Ich hatte dir doch erzählt, dass er ein Scheißkerl sein kann. Er nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau.«
    »Wie meinst du das?«
    »Neulich hat seine Freundin angerufen. Ich habe das Gespräch angenommen. Sie fragte, wie lange er noch zu arbeiten hätte. Dabei war er schon seit Stunden weg.«
    »Wann war das?«
    »Lass mich kurz überlegen. An dem Tag, als die Flugzeuge in die Twin-Towers geflogen sind. Am Elften, am frühen Nachmittag. Wie seid ihr auf ihn gekommen?« Jans Stimme klang aufgeregt.
    »Du weißt, ich darf dir dazu nichts sagen. Besorgst du mir die Daten?«
    »Mach ich, dauert aber etwas. Ich ruf dich sobald als möglich zurück.«
    Lukas legte den Hörer auf und ging hinüber zu Weinbrecht. Er brütete zusammen mit Habermehl über einem Messtischblatt.
    »Darf ich stören?«
    Habermehl sah zu Lukas auf. »Haben Sie die Auskunft bekommen?«
    »Noch nicht, kann etwas dauern. Weihen Sie mich in Ihren Plan ein?«

Dienstag, 18. September 2001
     
     
     
    G enüsslich schob sich Lukas einen Löffel grüne Götterspeise in den Mund. Zum wiederholten Mal sah er zu Habermehl hinüber, der fahrig in Unterlagen blätterte.
    »Was ist? Haben Sie nichts zu tun?«
    »Doch, ich denke nach.«
    »Darf ich erfahren worüber?«
    »Wenn Günther tatsächlich der Schlitzer ist, wie Sie und die Kollegen glauben, müsste er inzwischen äußerst gereizt und unruhig sein.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Nun, er muss den vierten Mord verüben. Stattdessen sitzt er ruhig, fast teilnahmslos, in einer kleinen Zelle. Das waren doch Ihre Worte, wenn ich mich recht erinnere.«
    Habermehl blickte auf und fuhr sich durchs schüttere Haar.
    »Diese Situation wird an seinen Nerven zerren. Eigentlich müsste er wie ein wildes Tier im Käfig herumlaufen und versuchen auszubrechen, egal wie. Er hat es sich in seinen kühnsten Träumen sicher nicht vorgestellt, einmal als gefährlicher Ritualmörder beschuldigt zu werden. Er tut mir leid.«
    »Was soll das, Herr Dux? Wir haben oft genug über Ihren Bekannten gesprochen. Beenden Sie die Mitleidstour und bleiben bei den Tatsachen.«
    Es klopfte.
    »Herein«, rief Habermehl. Er schien glücklich über die Störung zu sein.
    Frau Prohaska öffnete die Tür und huschte herein. Charmant lächelnd blickte sie in die Runde.
    »Hallo, die Herren«, sagte sie bester Laune und hielt eine Plastikhülle hoch, in der sich ein Schriftsatz befand.
    Habermehl winkte sie zu sich heran. »Was führt Sie zu uns?«
    »Interessante Neuigkeiten.«
    »Setzen Sie sich. Was haben Sie?«
    »Nicht viel Zeit und ich möchte lieber stehen bleiben.«
    »Tun Sie, was Sie für richtig halten, aber spannen Sie uns nicht auf die Folter.«
    »Ich habe eine gute Nachricht für Herrn Magerl und eine schlechte für Sie. Welche zuerst?«
    Lukas horchte auf und setzte den Becher ab. Gab es eine entscheidende Wende zugunsten von Günther?
    »Die schlechte zuerst«, murrte Habermehl.
    »Vorab eine Frage. Haben Sie außer Herrn Magerl weitere Verdächtige?«
    »Nein. Er ist nach wie vor unsere Nummer eins.«
    »Sehen Sie, das ist die schlechte Nachricht. Sie haben keinen Hauptverdächtigen mehr. Es hat sich etwas herausgestellt, mit dem keiner von uns gerechnet hat.«
    »Frau Prohaska, bitte.« Habermehl wurde ungeduldig.
    Lukas stützte sich auf der Tischplatte ab und hielt den Kopf gesenkt.
    »Die Zigarettenkippen, das Indiz, das bisher eindeutig für Magerls Täterschaft sprach, ist vom Tisch. Zerplatzt wie eine Seifenblase, wenn Sie so wollen. Steht alles im Laborbericht.« Sie stupste mit der Kante der Plastikhülle auf die Tischplatte und legte eine Pause ein, als wollte sie die Spannung steigern.
    »Weiter, wenn ich bitten dürfte.«
    »Die Kippen stammen eindeutig von Herrn Magerl, daran besteht kein Zweifel. Er kann sie aber nicht zu den Zeiten geraucht und weggeworfen

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