Nemti
haben, an denen die Morde begangen wurden. Verstehen Sie?«
»Wie wurde das festgestellt?«, fragte Lukas.
»Das Verfahren heißt Aminosäuren-Racemisierung …«
Habermehl unterbrach sie. »Ersparen Sie mir bitte das wissenschaftliche Kauderwelsch. Im Klartext heißt das?«
»Die Zigarettenkippen sind zu alt. Herr Magerl hat sie geraucht, aber vor fünf, eher noch sechs Wochen.«
»Das war etliche Tage vor dem Mord am Veitskopf«, warf Lukas ein. »Dann hat er sich das nicht in der stillen Einkehr seiner Zelle ausgedacht. Das bestätigt die Vermutung, dass der Schlitzer die Kippen beim Einbruch in Günthers Gartenhaus hat mitgehen lassen.«
»Verdammt. Dieser Verbrecher wollte uns auf eine falsche Spur locken – und wir sind prompt darauf hereingefallen. Er spielt mit uns.« Habermehl presste die Lippen zusammen. »Ich werde Frau Doktor Linus Bescheid geben, damit sie Magerls Entlassung vorbereitet«, grummelte er und griff zum Telefonhörer.
»Brauchen Sie nicht«, mischte sich Frau Prohaska ein. »Das Gutachten ist mir über die Staatsanwaltschaft zugegangen. Die wissen Bescheid und kümmern sich.«
»Wieso über die Staatsanwaltschaft?«
Evelyn Prohaska zuckte mit den Schultern. »Die Wege zwischen dem LKA und unserer Dienststelle sind manchmal geheimnisvoll und unergründlich.«
»Wie geht es weiter?«, fragte Lukas, obwohl er ahnte, dass Plan B auf den Weg gebracht würde.
Habermehl zog das Telefon näher heran und wählte eine Nummer, die er von seinem Notizblock ablas. Der Angerufene schien nicht da zu sein. Sein Blick schweifte unruhig hin und her, und er trommelte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. Er wollte gerade etwas sagen, da meldete sich anscheinend sein Gesprächspartner. »Hallo, Herr Danninger. Gut, dass ich Sie erreiche. Es ist so weit. Der Baumstamm kann platziert werden, wie wir es besprochen haben. Und ich will dort und in der weiteren Umgebung keinen Waldarbeiter sehen. Ab dem Nachmittag ist die Gegend für Sie und Ihre Leute tabu.«
Eine Minute später lehnte sich Habermehl zurück. So abgeklärt, wie er sich gab, war er ganz und gar nicht.
Lukas schwieg, bis sich ihre Blicke trafen. »Wer ist Herr Danninger?«, fragte er, um das Gespräch in Gang zu bringen.
»Der zuständige Forstinspektor, mit dem wir vorbereitende Arbeiten abgesprochen haben. Wir sollten den Einsatz noch einmal durchsprechen.«
Lukas nickte.
Habermehl erhob sich und lief, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, einige Schritte vor und zurück. »Bei den bisherigen Morden war es so, dass der Täter sich seiner Opfer bemächtigt und sie an bestimmte Orte gebracht hat. Alle Opfer lebten zu diesem Zeitpunkt. Das hat die Rechtsmedizin eindeutig festgestellt.« Er nahm wieder Platz.
»Logisch, sonst käme er nicht an das Blut.«
»Genau. Die Tötung geschah in allen Fällen an den Orten, die Sie herausgearbeitet haben.«
»Wenn ich Ihre Gedanken weiterführen dürfte, können wir davon ausgehen, dass der Täter auch diesmal entsprechend handelt. Er wird sein potenzielles Opfer mit dem Wagen bis zu der Stelle fahren, die Sie besichtigt haben. Dort werden wir ihn im Verborgenen erwarten. Er muss das Opfer in den Wald bringen, an die Stelle, an der Tötung und Blutentnahme stattzufinden haben.«
»Dazu wird es aber nicht kommen, da wir ihn am Weg abfangen.« Habermehl legte große Überzeugungskraft in seine Worte. »Wir sollten die anderen informieren.« Er griff zum Telefon.
Gleichzeitig klingelte Lukas’ Handy. Er verließ das Büro, um den Hauptkommissar nicht zu stören. Auf dem Gang nahm er das Gespräch an. Jan meldete sich.
»Hast du die Daten, um die ich gebeten hatte?«
»Nicht so vollständig, wie ich gehofft habe. Wenn es dich interessiert, er ist den ganzen Tag im Haus. Schreib bitte mit.«
Lukas nahm auf einem Besucherstuhl Platz und zückte seinen Notizblock. Da er die Daten der Morde im Kopf hatte, verglich er sie beim Aufschreiben mit Jans Angaben. Es schälte sich heraus, dass es zwischen den Freizeiten von Doktor el Hadary und den Zeiten der Verbrechen Überschneidungen gab. Das dürfte Grund genug sein, Habermehl zu überzeugen, ein Gespräch mit ihm zu führen.
Lukas öffnete die Tür und sah die Kommissare vor Habermehls Schreibtisch stehen.
»Warum sind wir hier?«, fragte Weinbrecht.
Habermehl überging die Frage und wandte sich an Lukas. »War das Ihr Schulfreund?«
»Ja. Ich schlage vor, mit Doktor Kamal el Hadary zu sprechen.«
»Okay, erzählen Sie
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