Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
Vom Netzwerk:
Verlobten zwei Wochen vor der Hochzeit mit einer anderen Frau erwischte. Jedes Mal, wenn ich an ihre bitteren Tränen denke, und daran, dass Maggie für beinahe ein Jahr nur ein Schatten ihrer selbst war, verzeihe ich ihr jede Frechheit unwillkürlich. Und so erhebe ich mich auch jetzt wieder mit einem Seufzen, werfe einen letzten Blick in den Spiegel und hauche der zierlichen Frau vor mir einen Kuss auf die Wange.
    »Manchmal mag ich dich nicht besonders, Mag!«
    »Ach Quatsch, du liebst mich«, antwortet sie grinsend und öffnet die Tür für mich.
    Kopfschüttelnd trete ich auf den Gang hinaus und stehe direkt vor Sarah, die im selben Moment aus ihrer Garderobe gekommen ist. Ich bemerke zu spät, dass sich mein Blick an ihrem Körper herabhangelt. Diese Kostüme sind wirklich umwerfend. Heute trägt Sarah ein gelbgeblümtes Kleid im Fünfziger-Jahre-Stil und eine passende Kunstblüte im kupferfarbenen Haar. Kitschig, klar, aber irgendwie auch sehr weiblich.
    »Nimmst du mich so mit?«, fragt sie zaghaft.
    »Du bist wunderschön!« Die Worte sind raus; erschreckt höre ich sie und erstarre dabei in meinen Bewegungen. Als hätten wir die Rollen des Vortages getauscht, senkt nun Sarah ihren Blick und errötet. Doch im Gegensatz zu mir fasst sie sich wesentlich schneller.
    »Ich werte das mal als ein
Ja«,
sagt sie leise.
    »Ja«, sage ich und bedeute ihr, sich erneut bei mir unterzuhaken. 
    Souverän bringen wir das Fotoshooting hinter uns. Ein Part, den ich wirklich nicht sonderlich liebe, aber was sein muss, muss sein.
    Kate und Mike schießen zunächst die Einzelaufnahmen. Parallel, um Zeit zu sparen. Dann stehen Sarah und ich gemeinsam vor den Kameras. Um zu verdeutlichen, dass sich
Lea
und ihr Engel nicht fühlen können, und um ihrer Sehnsucht bildlich Ausdruck zu verleihen, lässt Randy uns auf riesigen Styropor-Wolken Platz nehmen und liegend – mit weit ausgestreckten Armen und wehmütigem Blick – posieren. Er richtet die Wolken persönlich so aus, dass sich unsere Fingerspitzen gerade eben nicht berühren. Die Szene erinnert an
›Die Erschaffung des Adam‹,
das berühmte Gemälde Michelangelos.
    Randy weicht den armen Fotografen keine Sekunde von der Seite und wird dabei nicht müde zu betonen, dass etwas Zauberhaftes von den Bildern ausgehen müsse, etwas Magisches. Ja, er ist nicht nur perfektionistisch, er ist auch ein unglaublicher Kontrollfreak.
    Erst als mir vor Hunger schon laut der Magen knurrt und Sarah um eine Kopfschmerztablette bittet, gibt sich Randy zufrieden. Erleichtert richten wir uns auf, schütteln unsere verkrampften Glieder und steuern dann zielstrebig auf Mikes Laptop zu. Sobald die ersten Bilder erscheinen, bin ich versöhnt. Die Quälerei hat sich gelohnt.
    »Die wirken tatsächlich wie Bilder aus einem Märchenbuch«, sagt auch Sarah neben mir. Sie flüstert fast, so beeindruckt ist sie. Randy hingegen lacht laut auf. Wie immer nach der geglückten Umsetzung einer seiner Ideen ist er bester Laune.
    »Warte erst, bis du unseren Zusammenschnitt siehst.« 
    Kurze Zeit später dürfen wir endlich etwas essen.
    Wir nehmen an einem der Bistrotische des Cafés Platz und halten brav still, als Maggie uns riesige Tücher umbindet, die unsere Kleidung vor möglichen Kleckereien bewahren soll.
    Rosalie, eine rundliche Frau der Catering-Crew, kommt an unseren Tisch und setzt mir strahlend einen großen Teller mit Rollbraten, Gemüse und Pommes vor, während Sarah höflich abwinkt und sich mit einem Apfel und einer Banane begnügt.
    Auf meinen verständnislosen Blick hin erklärt sie: »Oh, du hast keine Ahnung, was mich am Abend noch erwartet. Unsere italienische Nanny kocht in rauhen Mengen, die jeglicher Logik entbehren, glaub mir.« Krachend beißt sie in ihren Apfel.
    Da Randy noch immer mit den Fotos beschäftigt ist und danach sofort in die Planung des Nachmittagsprogramms übergeht, bietet uns dieses gemeinsame Essen die erste Gelegenheit, ein wenig mehr voneinander zu erfahren. Sarah zögert nicht lange, ins Detail zu gehen.
    »Erzähl mir von dir!«, befiehlt sie kauend.
    »Was willst du denn wissen?« 
    Sie zuckt mit den Schultern. »Alles, was dich so ausmacht eben.«
    Na, das nenne ich klein anfangen
. Als ich – schlagfertig, wie ich bin – nichts erwidere, hilft sie mir auf die Sprünge.
    »Hast du Geschwister? Was machen deine Eltern? Wo bist du aufgewachsen?«
    »So viele Fragen auf einmal?«
    »Ich habe noch gar nicht richtig angefangen«, antwortet sie lachend.
    Also

Weitere Kostenlose Bücher