Neobooks - Das Leben in meinem Sinn
an seinem Regiestuhl lehnt.
»Hallo Team, hier Gott! In einer halben Stunde beginnen wir mit dem Fotoshooting. Kate und Mike bitte zu mir, zwecks weiterer Planung!«
Während sich die beiden Fotografen von der anderen Seite der Halle eilig in Bewegung setzen, legt Randy das Megaphon wieder ab.
»Verdammt, ich liebe diesen Job«, murmelt er und blickt dann zu Sarah und mir auf. »Hey, was macht ihr noch hier? Eure Garderoben sind da hinten.«
Mit einem Lachen wendet sich Sarah ab, doch Randy fällt noch etwas ein: »Wenn wir heute gut durchkommen, zeige ich euch später das Ergebnis unserer gestrigen Nachtschicht. Bis drei Uhr morgens haben wir geschnitten, verdammt.«
Wir nicken ihm anerkennend zu und verschwinden dann gleichzeitig in unseren Garderoben, deren Türen sich gegenüberliegen.
Ich werde bereits erwartet.
Maggie fliegt mir um den Hals, drückt mir einen Kuss auf die Wange und presst mich dabei schon in den Schminksessel. Der schadenfrohe Glanz in ihren Augen lässt mich Böses ahnen. Nichts bereitet Mag größere Freude als die Schmerzen eines Mannes. Selbst wenn dieser Mann
ich
bin.
»So, jetzt krall dich mal schön an deinen Armlehnen fest«, flüstert sie und drückt mir im selben Atemzug – wie zur Warnung – ihr Knie in den Schritt.
Maggie ist winzig und schlank. Mit ihren hellblonden Locken und den wasserblauen Augen sieht sie wie ein Engel aus, doch der Schein trügt. Sie hat es – in wirklich jeder Hinsicht – faustdick hinter den Ohren. Als Stylistin und Make-up-Beraterin ist sie seit Jahren ein festes Mitglied von Randys Crew. Seitdem sie mich für meine erste Filmrolle geschminkt hat, ist Mag so was wie meine beste Freundin.
Genau in diesem Moment hasse ich sie jedoch ein klein wenig. Denn Maggie beugt sich über mich und beginnt, meine Augenbrauen mit einer Pinzette zu bearbeiten. Dass ich unter ihrer gnadenlosen Hand immer wieder zusammenzucke, interessiert sie dabei nicht im Geringsten. Im Gegenteil – sie grinst.
»Aaach, komm schon, Benny, sei nicht so empfindlich. Hast du dich mal gefragt, was wir Frauen erleiden müssen, damit sich unsere Körper so glatt und geschmeidig anfühlen, wie ihr Männer es liebt?
Das hier
ist nur der leise Hauch einer Vorahnung, glaub mir. Ich sage nur
Bikinizone
! Und bitte, vergiss nicht, mein Schatz: Ich will nur dein Bestes. Du spielst neben einer der hübschesten Frauen Hollywoods. Es ist quasi meine Pflicht, dich nicht völlig glanzlos neben ihr erscheinen zu lassen. Dafür werde ich bezahlt.«
Weise Worte aus deinem ungehobelten Schandmaul
, denke ich verkrampft.
Mist!
Ein einziges Mal tanzt eine schlagfertige Antwort auf meiner Zungenspitze, und nun bringe ich die Worte nicht hervor, weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, meine Zähne aufeinanderzupressen, um nicht laut loszuschreien.
»So, fertig!«, ruft Maggie nach einer unerträglichen Ewigkeit. Sie beendet ihre Folter, nimmt ihr Knie aus meinem Schoß und pinselt sanft die entfernten Härchen aus meinem Gesicht. Dabei ignoriert sie meinen bitterbösen Blick mit einer Beharrlichkeit, die ich im Grunde zutiefst bewundernswert finde, und tupft mir eine kühlende Lotion auf die Stirn, die meine gereizte Haut schnell wieder beruhigen wird, wie sie mir erklärt. Dann beginnt sie, mich zu schminken. Dabei betrachtet sie mein Gesicht so konzentriert, als wäre es eine weiße Leinwand, die sie in ein Kunstwerk verwandeln müsse. Genau genommen hat diese Vorstellung etwas Erniedrigendes an sich, doch unter ihren sanften Berührungen gebe ich die Grübelei für einen Moment auf und entspanne mich. Irgendwann verliert die Falte auf Maggies Stirn an Tiefe und verschwindet schließlich vollständig. Zufrieden nickt sie meinem Spiegelbild zu.
»Grrr! Du siehst heiß aus, Ben Todd«, knurrt sie mir ins Ohr. »Und jetzt geh da raus und mach sie fertig, Tiger. Tu’s für mich.«
Ich schüttel den Kopf und verdrehe die Augen. »Du bist total durchgeknallt, Mag!«
Wenn sie so ist – und ich weiß, dass diese Seite genauso zu Maggie gehört wie die andere auch –, kann ich mir kaum vorstellen, dass ich ausgerechnet mit
ihr
über all die Dinge sprechen kann, von denen sonst kaum jemand weiß. Denn ich kenne sie auch anders: einfühlsam und verletzlich, mit einer tiefen Sehnsucht nach der großen, der
wahren
Liebe ihres Lebens, nach der sie bisher vergeblich gesucht hat. Mag – wie nur ich sie nennen darf – knabbert bis heute schwer an dem Vorfall vor anderthalb Jahren, als sie ihren
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