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Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis

Titel: Neobooks - Das Schloss im ewigen Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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kaum waren sie bei der Truppe angelangt und hatten Bericht erstattet, wurden auch die Männer aus den Hügeln durch einen Hornstoß zurückbeordert.
    General Mattalan ließ zwar weiterhin Wachen aufstellen, fühlte sich aber scheinbar sicher. Dann wurde gegessen. Für so viele Männer war es ungewöhnlich ruhig. Was wohl vor allem daran lag, dass tote Kameraden und Freunde in der Nähe lagen, und selbst der Duft des gebratenen Rinds den Gestank nach Verwesung nicht überlagern konnte. Zur Eile trieb sie das jedoch nicht an.
    Die Königin knirschte mit den Zähnen. Ihre Männer waren seit langem bereit für die Schlacht. Wenn sie noch viel länger warten mussten, würden Schützen unaufmerksam werden und Bergjäger aus ihren Verstecken fallen. Ihr Blick glitt zu dem einzigen Zeltdach, das aufgestellt worden war. Sie konnte es nicht sehen, aber sie wusste, dass General Mattalan darunter tafelte. Neben Camora und seinem Hexenmeister war er der meistgehasste Feind der Freien Reiche. Skrupellos wie der Schwarze Fürst, schreckte er vor nichts zurück und vergoss das Blut von Bauern und Bürgern wie Dreckwasser, wenn es zu seinem Vorteil war. Eine ganze Stadt hatte er einst in Schutt und Asche legen lassen, um einen Reitertrupp von dreißig Mann auszulöschen. Morwena war nie zimperlich, wenn es um eine Schlacht ging, aber sie kämpfte gegen Krieger. Das Leben von Händlern, Frauen und Kindern hätte sie nie leichtfertig oder sogar absichtlich aufs Spiel gesetzt. Das machte den Unterschied: Sie und ihresgleichen kämpften für die Freiheit aller, Camora und General Mattalan nur für den eigenen Sieg! Das Bild von Hordenkriegern, die sich vor nicht viel länger als Tagesfrist hatten ergeben wollen und auf ihren Befehl hin abgeschlachtet worden waren, tauchte ungewollt vor ihrem geistigen Auge auf.
    »Möchtet Ihr etwas trinken?« Ihr Adjutant hielt ihr einen Wasserschlauch hin.
    »Gern!« Die Königin war dankbarer für die Unterbrechung als für das Wasser.   
    Die Zeit schlich dahin, und die Sonne brannte. Morwena musste sich schließlich zwingen, aufkommende Zweifel an ihrem gut durchdachten Plan zu verdrängen.  
    Endlich geschah etwas: Der Tross setzte sich in Bewegung. Bogenschützen und Krieger in leichter Rüstung, begleitet von wenigen Plattenreitern, marschierten in Dreierreihen in den Pass. Die Geschütze, die auf die Hügel ausgerichtet waren, blieben besetzt. Schützen hielten noch ihre Stellung. General Mattalan wollte offensichtlich kein Risiko eingehen. Immer mehr Männer verschwanden im Pass und damit aus Morwenas Blickfeld. Ungeduldig rieb sie sich die Hände und wartete auf das Zeichen der Bergjäger.
     
    Deren Führer, General Cahn, lag platt auf einem Felsen, von dem aus er das Ende des Passweges und die Ebene von El’Maran einsehen konnte, und zählte grob die Hordenkrieger, die weit unter ihm den Roten Pass wieder verließen. Um die vierhundert Krieger hatte er gezählt. Es war Zeit für sein Zeichen. Breit grinste er in seinen Bart. Ein paar mehr konnten nicht schaden. Je kleiner das Hauptheer wurde, desto besser! Mussten sich die Reiter eben mal ein bisschen anstrengen!
    Ein Schütze, der neben ihm kauerte, räusperte sich leise. »General?«
    »Gleich! Bin erst bei dreihundert.«
    Der Schütze wollte widersprechen, als Cahn ihm zuzwinkerte und erklärte: »Bin nicht so gut im Zählen.«
    Um die fünfhundert Krieger befanden sich auf der Ebene, als der Kommandant der Bergjäger endlich die Hand hob. »Schön hoch, mein Junge!«
    Schon beim letzten Wort surrte ein brennender Pfeil ins Blau des Himmels. Auf der Erde brach umgehend die Hölle los. Bergjäger kamen in den Steilwänden aus ihren Verstecken und hackten auf die »Flechten« ein. Felsbrocken, die diese gerade noch gehalten hatten, flogen in den Pass und mit ihnen gewaltige Stein- und Staublawinen. Es polterte, als würden die Berge in sich zusammenstürzen.
    Hordenkrieger schrien gegen den Höllenlärm an. Etliche wurden unter den Steinen begraben, und es gab kaum ein Entkommen, denn Kameraden, die gerade in den Pass einmarschierten, drängten zuerst noch von hinten nach. Das änderte sich, als Bergjäger aus sicherer Deckung heraus ihre Armbrüste abfeuerten. Der gesamte Passweg wurde mit Bolzen eingedeckt.
    »Rückzug! Schilddach!« Die Stimme des Hordenvorreiters hallte durch die Berge.
    Mit den Schilden über ihren Köpfen rückten die Hordenkrieger eng zusammen. Einer geschuppten Schlange gleich zogen sie sich aus dem Pass

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