Neobooks - Dreck muss weg!
»Los, spuck’s aus, Kalle. Ich seh doch, dich bedrückt was.«
»Ich hab nicht mehr daran geglaubt, mich verlieben zu können. Dann ist es passiert, und es ist wieder die Falsche.«
Emma streichelte Kalles Arm. »Will sie dich nicht?«
»Höchstwahrscheinlich deckt sie eine Mörderin, Mam.«
»Die beiden Alten wurden von einer Frau getötet? Das glaub ich nicht.«
»Genau genommen waren es zwei.«
»Dann musst du sie überzeugen, die Namen rauszurücken. Das wirkt sich doch strafmildernd aus. Alles wird gut.«
Kalle schüttelte den Kopf. Tränen stiegen ihm in die Augen. Emma sah halbseitig verschwommen aus. »Es ist viel schlimmer, Mam. Alles deutet darauf hin, dass sie ihre eigene Mutter auf dem Gewissen hat.«
»Oh, mein Gott, wie krank ist das denn?«
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Kapitel 57
Hamburg-Neustadt, Wincklerstraße
N achdem Eliza eine gute halbe Stunde zu spät nach Hause gekommen war, hatte sie Kalles Gemecker über sich ergehen lassen müssen und sich daraufhin beleidigt in ihrem Zimmer eingeschlossen. Eigentlich hatte Kalle vorgehabt, mit der Krabbe zusammen den Brief von Jay zu lesen. Jay hatte diesmal nur wirres Zeug geschrieben, es schien ihr richtig mies zu gehen. Emma hatte sich feingemacht und eilig verabschiedet. Sie sei auf eine Mitternachtsvernissage eingeladen. Klar, wer dahintersteckte. Kalle hatte also nichts Besseres zu tun gehabt, als sich zeitig in die Koje zu hauen und mal wieder richtig auszuschlafen. Nach einer ruhigen Nacht wurde er gegen Morgen von feuchten Träumen heimgesucht. Mit den Füßen hatte er im warmen Fruchtwasser geplanscht und Purzelbäume um die Nabelschnur geschlagen.
Let the sunshine in. Let the sunshine in.
Dann folgte der Kaiserschnitt, und Kalle wurde erbarmungslos ins grelle Sonnenlicht befördert.
Let the sunshine in.
Er kniff die Augen zusammen.
Marga is calling.
»Moin.«
»Ebenso. Tut mir leid, Kalle. Guntbert will, dass wir heute noch zu Xenia Borg fahren. Sie müsse wissen, wo sich Gesa und Sabine Clasen aufhalten. Wir sollen es aus ihr rauspressen und nicht zimperlich sein. Er ist der Meinung, die Clasens seien sowieso längst auf und davon. Du hättest die öffentliche Fahndung viel zu spät angeleiert.«
Guntbert und sein dumm Tüch – und kein Kraut gewachsen, mit dem man ihm das Maul stopfen könnte. »Wieso ruft der dich an und nicht mich?«
»Das wollte ich dich auch gerade fragen.«
»Wahrscheinlich Guntberts Interpretation von Ladys first. Okay, in zwei Stunden vor Ort in der Semperstraße.« Kalle legte auf und sich selbst in die Kissen zurück.
Let the sunshine in. Let the sunshine
…
»Was ist denn noch?«
»Ich warte im Wagen vor deiner Haustür.«
Welcher Tag war heute? Freitag? Nee, Sonnabend. Kalle drehte den Wecker zu sich herum. Sieben Uhr. Der alte Sack tickte ja wohl nicht mehr richtig.
»Kalle?«
»Dann komm mal hoch auf’n Kaffee.« Kalle sprang aus dem Bett. »Mam!« Eilig raffte er seine Klamotten zusammen und lief über den Flur. »Mam, Marga klingelt gleich.« Im Badezimmer schmiss er die Jeans auf den Klodeckel und den Rest in den Wäschekorb. Zurück in seinem Zimmer durchwühlte er die Schubladen. »Mam! Ich finde keine frische Unterhose. Sind die noch in der Wäsche, oder was?« Wieder aus dem Zimmer raus und in die Küche rein. Kurtspacken! Hemdsärmelig in T-Shirt und Jeans und barfuß saß er am Bärwolffschen Küchentisch. Emma, abgeblätterter Lidschatten und Augenringe, schmierte ihm fett Nutella aufs Brötchen. Noch bevor jemand ein Wort verlieren konnte, klingelte es. Kalle, nur in Schlafanzughose, betete die Küchendecke an. »Kann mal bitte jemand öffnen.« Er flüchtete zurück ins Bad, schlug die Tür zu und lauschte.
»Guten Morgen. Ich bin Margarethe Terbeek. Ihr Sohn …«
»Frau Terbeek, endlich lerne ich Sie persönlich kennen. Kommen Sie doch bitte herein. Ich freue mich.«
Die Haustür fiel ins Schloss. »Kalle lässt sich entschuldigen, er ist gleich fertig. Darf ich vorstellen, mein Freund Kurt …« Emmas Stimme verstummte hinter der geschlossenen Küchentür.
Fuck! Der lieben Frau Kollegin gestand Emma unumwunden, dass sie einen Lover hatte. Na toll, Kalle wusste offiziell nichts davon. Nicht zu fassen. Wie lange kannte sie den überhaupt? Schon mal daran gedacht, liebste Mam, dass Kurtspacken ein Heiratsschwindler sein könnte? Kalle durchwühlte die Dreckwäsche. Die Unterhose von gestern tat es noch. Er schlüpfte hinein und musste an Emmas Spruch denken. Niemals nie in ungewaschenen
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