Neobooks - Dreck muss weg!
solche Sachen. Ich bin berufstätig. Eine 24 -Stunden-Pflege kann ich nicht leisten.« Sie wurde leiser. »Tante Theda war zum Schluss sehr unruhig, hat viel geweint und geschimpft. Einmal hat sie mich sogar angespuckt.« Sie suchte beim Sprechen die Hand ihres Mannes. »Wir konnten nicht mehr. Nachdem die Pflegestufe durch war, durfte Tante Theda kurzfristig zu den Loreis. Das schien das Beste zu sein für alle Beteiligten.«
Joki rutschte auf seinem Platz hin und her. »Hatte Ihre Tante Feinde?«
Hans Rohden machte große Augen. »Feinde? Tant-Theda war über 80 und hat die letzten Jahre so gut wie nichts mehr mitgekriegt. Wen sollte die sich zum Feind gemacht haben? Und wodurch? Weil sie nicht mehr wusste, wo sie ihre Puschen gelassen hatte?«
»Vielleicht konnten die Loreis auch nicht mehr?«, warf Marga ein.
»Nun hören Sie aber auf!« Klirrend setzte Tilde Rohden ihre Tasse ab. »Also, für Annette Lorei leg ich die Hand ins Feuer. Die kann wirklich gut mit alten Leuten und hat viel Geduld, und Tante Theda war eine Nette. Sie hat ihr Leben lang ehrenamtlich bei der Kirche mitgeholfen. Beim Kindergottesdienst und beim Frauenkreis für Seniorinnen. Außerdem hat sie im Kirchenchor gesungen.«
»Und hat Sie angespuckt.« Marga wippte bedächtig mit der Fußspitze.
»Kennen Sie sich aus mit Demenz?«, fragte Tilde Rohden ruhig. »Eine heimtückische Krankheit. Sie verlieren Ihre Lieben, obwohl sie noch da sind. Jeden Tag ein Stückchen.«
»Und ihr Erspartes ist mit in die Pflege geflossen«, fügte Rohden hinzu, »wir wollten, dass es ihr gutgeht.«
Joki stellte seinen Löffel in die Tasse, lehnte einen dritten Tee dankend ab. »Aber nun ist sie tot. Und das, weil irgendwer sie wirklich schlecht behandelt hat. Herr Rohden, ich muss Sie bitten, morgen in der Gerichtsmedizin zu erscheinen. Es wäre gut, wenn Sie als nächster Angehöriger Ihre Tante identifizieren.« Joki erhob sich und löste die Teegesellschaft auf.
*
»Wir müssen unbedingt bei den Rohdens die Vermögensverhältnisse abklopfen. Schulden, Kredite, was weiß ich. Immerhin haben sie durch den Tod der Neehuis nu ihr klein Häuschen mit auf der Habenseite.« Joki fuhr Marga zurück zum Parkplatz, wo sie ihren Skoda stehen gelassen hatte, und ließ seinen Gedanken freien Lauf. »Tante Theda hier, Tante Theda da. Wenn’s nach denen geht, haben sie allesamt ’ne saubere Weste und sind Gunst und Güte in Person.«
Marga blickte aus dem Fenster, es war schon dunkel. »Und wenn es doch der große Unbekannte war?«
»Alles nur Zufall? Nee, nie im Leben. Zufällig kommt ein Bekloppter vorbei, der gerade Lust hat, jemanden umzubringen, und trifft auf die Neehuis im Garten. Einen passenden Wagen für den Rollstuhl hat er auch. Nicht zu vergessen, dass das Opfer zufällig aus dem Ort kommt, in dem wir es später wiederfinden. Zufällig sogar auf einem Grundstück, das früher zum Hof der Familie gehörte. Das hältst du doch im Kopp nicht aus, wie das stinkt. Das ist riesengroßer Mist!«
»Gut, dann gehen wir jetzt alles systematisch durch.« Marga rückte sich auf dem Sitz zurecht. »Es ist also kein Zufall. Dann bleibt uns ein Mord im Hause Lorei, ohne ersichtliches Motiv. Wenn die Lorei mit der Pflege von Frau Neehuis überfordert gewesen wäre, hätte sie sich einfach Hilfe holen können.«
»Totschlag?«, warf Joki ein.
»Nur weil der Lorei die Neehuis auf den Keks gegangen ist?«
Marga verzog den Mund. »Kann ich mir jetzt auch nicht wirklich vorstellen. Vielleicht ein Unfall? Oder Mord zur Vertuschung einer Straftat? Die Neehuis kommt bei den Loreis zu Tode, und die beiden inszenieren eine Entführung mit anschließendem Mord, um von sich selber abzulenken.« Marga sah Jokis dicken Schädel hin- und herwiegen.
»Weiß nicht, Marga. Dann hätten sie aber ganz schön fett aufgetragen. Denk an die Erde im Mund. Bleib mal beim Affekt. Was ist mit ihm, dem sauberen Herrn Lorei? Vielleicht hat sie ihn genervt, und er hat sie, sagen wir mal, ein bisschen zu doll geschüttelt?«
»Nicht auszuschließen. Der kann bestimmt ausflippen, wenn ihm was nicht passt.«
»Das kann jeder.«
»Stimmt. Aber nicht jeder wird handgreiflich. Man könnte immer noch den Raum verlassen, bis zehn zählen oder sonst was machen, um sich zu beruhigen.« Marga kaute auf ihrer Unterlippe.
Joki setzte den Blinker und fuhr auf den Parkplatz. Er hielt neben Margas Wagen. Marga fröstelte angesichts der feuchten Kälte, die sie erwartete.
»Und was, wenn genau das
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