Neobooks - Dreck muss weg!
ein warmes Gefühl im Bauch.
»Stress bei der Arbeit?«, fragte er.
Marga schob die letzten Nudeln zusammen. »Ein großer Fall«, antwortete sie kauend, »und ziemlich wichtig für mich.«
»Echt? Erzähl mal.«
»Gibt nicht viel zu erzählen. Eine alte Frau ist getötet worden. Wir stehen mit unseren Ermittlungen noch ganz am Anfang, und in meinem Kopf sieht es aus wie in einem Labyrinth. Ich muss die ganzen Eindrücke erst mal sacken lassen, glaub ich.« Marga lehnte sich zurück und zog die Ärmel ihres Pullovers über die Hände.
»Zumindest siehst du aus, als könntest du eine Pause vertragen.« Peter stand auf, ging in den Nebenraum und kam mit einem schwarzen Knäuel zurück, das er Marga in den Schoß warf.
»Anziehen.« Er öffnete noch zwei Flaschen Bier und klemmte sich eine Tüte Erdnusslocken unter den Arm.
»Mir ist nicht kalt.« Marga hielt verständnislos das große Sweatshirt mit der schwarzen Kapuze hoch.
»Macht nichts. Trotzdem überziehen. Wenn St. Pauli spielt, dann gehört sich das so.«
Zwei Stunden und drei Tore später machten Marga und Ludger sich auf den Rückweg. Den Pulli behielt Marga an.
»Ist kalt draußen«, hatte Peter gesagt, als Marga ihn ausziehen wollte. Also behielt sie ihn an. Ehrlich gesagt, roch er ziemlich gut. Sie nahm eine heiße Dusche und cremte sich sorgfältig ein, dann ging sie zu Bett. Ludger fiepte vor ihrer Zimmertür, aber Marga blieb hart. Einschlafen konnte sie nicht. Sie blätterte in einem Buch, musste aber nach ein paar Seiten feststellen, dass sie zum Lesen zu unkonzentriert war. Ihr Gedankenkarussell lief auf Hochtouren. Wer hatte so einen Rochus auf Theda Neehuis haben können? Wer hatte ihr das Maul gestopft? Überall Erde, der Geruch von Moder und Humus. Und Sand, der zwischen den Zähnen knirschte und ihr den Hals verschloss und keine Luft zum Atmen hineinließ. Sie wollte schlucken, aber es ging nicht. Die fahlen Lippen, Augen aus Porzellan. Marga schreckte hoch, die Haare klebten an ihrem Kopf. Erst halb drei. Sie hatte vergessen, das Licht auszumachen. Benommen hörte sie Ludger an der Tür kratzen. Auf steifen Beinen stakste sie zur Tür und ließ den Hund rein. Er sprang am Fußende auf das Bett und drehte sich im Kreis, bevor er sich mit einem tiefen Seufzer fallen ließ und sich kein Stück mehr bewegte. Marga hatte Mühe, ihre Bettdecke unter ihm hervorzuziehen. Wie ein nasser Sack lag er auf ihren Füßen. Ganz egal. Hauptsache, sie konnte in Ruhe einschlafen.
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Kapitel 11
Emden, Hans-Susemihl-Krankenhaus
M arek Schulz hatte die Nacht im Emder Hans-Susemihl-Krankenhaus verbracht. An der Information wies Marga sich aus und erkundigte sich nach dem Zimmer des Jungen. Die Kinderklinik befand sich im zweiten Obergeschoss. Auf dem Weg zu den Fahrstühlen las sie in der Auslage der Cafeteria die Schlagzeile der Emder Zeitung.
Tote Frau in Uttumer Abbruchhaus.
Marga kramte nach Kleingeld in ihrer Jackentasche, kaufte für sich die Emder und eine Tüte Lachgummis für Marek.
Vor den Fahrstühlen schwenkte sie nach links und nahm die Treppe. Auf das Fahrstuhlgefühl im Bauch konnte sie gut verzichten. Das Muster auf den Treppenstufen war unruhig und aufdringlich, die schwarzen Sprenkel sahen aus wie Theda Neehuis’ schwarz gefüllter Mund. Marga übersprang einzelne Stufen und wurde immer schneller. Frühsport. Auf dem Flur der Station belud eine Schwester einen Rollwagen mit Tabletts, Marga wäre fast mit ihr zusammengestoßen. Sie fragte nach Marek Schulz.
»Zimmer 227 . Der frühstückt gerade.«
Auf Margas Klopfen kam keine Antwort. Als sie eintrat, saß Marek mit Kopfhörern auf seinem Bett und biss so herzhaft in ein Marmeladenbrötchen, dass die Krümel in alle Richtungen splitterten.
»Guten Morgen.«
Marek entstöpselte schnell seine Ohren, und Marga sah sich um. »Bist du ganz alleine? Ich dachte, ein Elternteil wird mit aufgenommen, wenn Kinder ins Krankenhaus müssen.«
»Bei den Kleinen schon, aber bei Größeren nicht mehr.«
»Aber du bekommst hier ja alles, was du brauchst, wie ich sehe.« Marga zeigte auf den Kopfhörer.
Marek grinste. »Der ist super. Den steckst du in die unterschiedlichen Buchsen am Telefon, und dann kannst du damit den Ton vom Fernseher empfangen oder Radio hören. In den Gameboy passt der auch. Und mit dem Telefon kann man den Fernseher umschalten. Willst mal?«
Marga grinste zurück. »Nee, lass lieber, ich bin im Dienst. Darfst du Gummikram?« Sie ließ die Tüte Lachgummis
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