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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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ausgebrochen. Hatte er was verpasst? Er zog das Handy aus der Brusttasche. Verdammt, mal wieder vergessen einzuschalten. »Gibt’s was Neues?«
    Tinta streifte sich im Laufen die Jacke über und schien mit ihren Gedanken sonst wo zu sein. Sie rannte an Kalle vorbei, ohne ihm zu antworten. Wer nicht will, der hat schon! Die Tür zu Kalles Büro war nur angelehnt. Er horchte. Stille. Mit einem Ruck öffnete er sie und blieb wie angewurzelt stehen. Jette, mit Fluppe zwischen den Lippen und Füßen auf dem Tisch, gab es nur in seiner Fantasie. Ihr Platz war leer, und es sah auch nicht so aus, als sei sie jemals hier gewesen. Kalle war vollkommen perplex. Einen Moment überlegte er sogar, ob gestern Nachmittag beim Stöckchenspringer überhaupt stattgefunden hatte.
    »Wo treibst du dich rum?« Guntbert quetschte sich zwischen Kalles Plauze und dem Türrahmen vorbei ins Büro. »Du gehst während der Dienstzeit einkaufen, oder wie?« Unter Guntberts Augen breiteten sich trockene rote Flecke aus. Psoriasis, deutliches Zeichen, dass Guntbert unter Stress stand.
    »Gibt’s was Neues?«
    »Was Neues, was Neues«, äffte Guntbert Kalle nach. »Die Personalabteilung hat mich angemahnt, das Mitarbeiter-Vorgesetzten-Gespräch mit dir zu führen, und zwar am besten gestern.«
    Kalle legte das Brot auf den Schreibtisch. »Da hab ich echt Bock drauf.«
    »Und ich erst.« Guntbert drehte sich um und knallte die Bürotür zu.
    Kalle setzte sich, nahm das Brot und schnupperte daran. Warum war er nicht Biobäcker geworden? Die Antwort war: Er hatte was Besseres sein wollen, Hochschulabsolvent, Akademiker. Das rächte sich jetzt. Selbst schuld. Sein Telefon klingelte, und so ging die Gelegenheit dahin, sich noch ein letztes Mal ausgiebig im Selbstmitleid zu wälzen, bevor Jette Winter in Kalles Büro ihre Zelte aufschlagen würde.

[home]
    Kapitel 19
    Fachkommissariat Aurich, Ostfriesland
    E s fühlte sich an wie der Einzug der Gladiatoren, als Marga mit den uniformierten Kollegen und Annette Lorei im Schlepptau das Präsidium betrat. Marga war aufgekratzt und mindestens um fünf Zentimeter gewachsen. Sie hatte es geschafft, die Lorei einzusacken. Zu Wachs war sie geworden, als Marga ihr in der Pflegeeinrichtung auf die Pelle gerückt war. Welch ein Triumph und von wegen Küken. Was Joki wohl sagen würde? Sie brannte darauf, die Lorei zu verhören. Da war bestimmt ein Geständnis drin. Unrhythmisches Fußgetrappel und laute Rufe rissen sie aus ihren Gedanken. Ein Aufschrei, Glas klirrte und ging zu Bruch. Marga drehte sich erschrocken um. Die Lorei hing mit dem Kopf voran in dem zerborstenen Glasausschnitt der Teeküchentür. Blut lief ihr übers aschfahle Gesicht und ließ sie aussehen wie ein todgeweihtes Schneewittchen. Und noch unschöner war die dicke Glasscherbe, die ihr wie ein Eiszapfen seitlich im Halse steckte. Heilige Scheiße. Marga sprang auf die Lorei zu, der Beamte, der sie geführt hatte, war scheinbar eingefroren oder traute seinen Augen nicht. Aus einem Zimmer stürmte Joki und schrie sofort nach einem Krankenwagen.
    »Finger weg von der Scherbe!«, rief er, als die Lider der Lorei flatterten und sie kollabierte. Marga konnte ihr gerade noch den Hals stabilisieren, bevor sie in sich zusammensackte.
    *
    »Die Lorei hat die Tablettengabe gestanden. Mit dem Mord an Theda Neehuis will sie allerdings nichts zu tun haben. Und Theda hat übrigens eine Schwester in Hamburg.« Marga schneuzte sich geräuschvoll in ein Papiertaschentuch.
    »Och nee.« Joki machte runde Augen, und Marga hätte fast wieder angefangen zu heulen. Scheiße. Thedas Schwester war ihr im Trubel um Annette Lorei ganz entfallen. Und die Lorei war nach ihrem spektakulären Sturz von einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden und wurde notoperiert. Gerade noch voller Euphorie, stand Marga jetzt vor dem Scherbenhaufen ihrer Festnahme. »Ich hätte einfach besser auf sie aufpassen müssen. Stell dir mal vor, die hätte sich die Halsschlagader zerfetzt.« Margas Hände waren immer noch zittrig, obwohl sie und Joki mittlerweile informiert waren, dass Annette Lorei sich außer Lebensgefahr befand. Der Kollege, der sie geführt hatte, gab zu Protokoll, dass er noch versucht hatte, sie aufzuhalten, aber sie sei aus eigenem Antrieb und mit Anlauf in die Scheibe gesprungen. Und hatte dabei wohlweislich die einzige erwischt, die nicht aus bruchfestem Sicherheitsglas war. Ein Relikt aus früheren Jahren, und trotzdem fühlte Marga sich schuldig. Sie hatte

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