Neobooks - Dreck muss weg!
es diplomatisch auszudrücken«, sagte Thao Behrmann, »das Feuer ist gelegt. Ich gedenke trotzdem nicht, mir den Arsch anzünden zu lassen.«
Kalle, noch beeindruckt von Anna Lekowskis Fähigkeiten, seine Gedanken mühelos erraten zu können, gab sich ahnungslos. »Soll heißen?«
»Jetzt tu mal nicht so blöd«, fauchte Thao, »wenn ihr euren Vorgesetzten eins reinwürgen könnt, dann macht ihr das, und zwar mit dem größten Vergnügen. Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich unter Personalführung zu verstehen habe oder wie, wann, mit wem und über was ich kommuniziere. Das ist allein meine Sache!«
Kalle sah Nick an, doch der schwieg. Da saß der Hase also im Pfeffer. Langsam fing es an, Kalle Spaß zu machen. Gesas Teamtraining zeigte erste Wirkung. »Die Ergebnisse sollen konstruktiv aufgearbeitet werden. Es geht nicht darum, euch die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
»Ach ja?« Thao schraubte sich weiter hoch. »Das sieht die Polizeipräsidentin aber ganz anders.«
Nick betrachtete seine Schuhspitzen. Offenbar hatte es ihm, der sonst zu jedem Mist seinen Senf abgab, die Sprache verschlagen.
»Ich verlange vom Personalrat, dass er auf die Bremse tritt.«
»Ich fahre kein Auto, Thao, weißt du doch.«
Thao warf sich ihre langen schwarzen Haare über die Schultern und schmiss den Pappbecher zielsicher in den Abfalleimer. Kaffee spritzte auf Kalles helle Hose.
»Schick mir die Rechnung.« Sie drehte auf dem Absatz um und stöckelte den Flur hinunter, bog um die Ecke, und weg war sie. Nick zuckte mit den Schultern. »Du weißt, wie ich über Thao denke, Kalle. Aber diesmal hat sie recht.«
Auch Nick hatte es plötzlich eilig. Oha, da oben in der Cheflounge braute sich was zusammen. Kalle schlug gegen die Seitenwand des Kaffeeautomaten. »Hallelujah!«
Eine Münze klingelte im Rückgeldfach.
[home]
Kapitel 21
Hamburg-Winterhude, Polizeipräsidium
S oeben hatte die Kriminaltechnik ihren vorläufigen Zwischenbericht per E-Mail zugesendet. Lisbeth Hayengas Appartement in der Seniorenwohnanlage war am Nachmittag von den Kollegen auseinandergenommen worden. Kalle starrte auf den Monitor. Sein Kopf schmerzte. Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Wie viele Stunden seiner Arbeitszeit hockte er eigentlich vor diesem beknackten Bildschirm herum? Er setzte den Cursor auf das Drucksymbol und klickte die Maustaste. Fehlermeldung. Die Kontrolllampe für die Tinte am Display des Druckers blinkte. Kalle drohte dem Drucker mit der Faust. Die Kontrolllampe blinkte. »Fuck!«
In der Schublade fand Kalle ein einsames Aspirin. Er stand auf, goss sich ein Glas Wasser ein und spülte die Tablette hinunter. In Jettes Blumenstrauß ließen die Gerbera die Köpfe hängen. Kalle kippte den Rest des Wassers in die Vase. Er setzte sich wieder an den Tisch und wählte die Nummer von Elizas Klassenlehrer. Die Mailbox meldete sich. »Guten Tag, Sie sind mit Dr. Rüdiger Kluge verbunden. Leider bin ich zurzeit nicht erreichbar. In dringenden Fällen hinterlassen Sie bitte Ihren Namen und Ihre Rufnummer. Ich setze Ihr Anliegen auf die Warteliste und melde mich, sobald Sie an der Reihe sind.«
»Bärwolff, der Vater von Eliza. Sie baten um meinen Rückruf.« Kalle lauschte. In der Leitung knackte es, mehr war nicht zu hören. Kalle legte auf. Die gute Nachricht war, seine Kopfschmerzen ließen nach. Er öffnete den Anhang der Mail und überflog den Bericht. Der las sich wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Lisbeth Hayenga bewohnte in der Seniorenresidenz zwei geräumige Zimmer, zu denen ein großes Badezimmer mit einem Whirlpool gehörte. Stofftapeten, Perserteppiche, Kristallleuchter. Statt einer Küche gab es eine Minibar wie in Hotels. Zwei Flaschen Edelkirschlikör. Die Alten speisten auswärts. Oder gar nicht? Ab 80 weniger zu essen, stärke das Gedächtnis oder so ähnlich. Irgendeine Studie von irgendwelchen Forschern hatte das herausgefunden. Von Kalle war dann sowieso nichts mehr übrig, außer verkalkte Gebeine im feuchtkalten Grab, huah. Schluss damit und weiter im Text. Vor gut einem Jahr hatte sich die Hayenga eine einbruchhemmende Wohnungstür der höchsten Widerstandsklasse einbauen lassen. Türblatt, Zarge, Schloss und Beschlag waren aus einem Guss gefertigt. Darüber gab es ein Qualitätszertifikat einer Hamburger Firma für Sicherheitstechnik. Hinter den Kacheln im Badezimmer war ein Fach verborgen, in dem eine Schmuckkassette sichergestellt worden war. Das Schloss der Kassette war
Weitere Kostenlose Bücher