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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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Bewohnern der Seniorenresidenz pflegte Lisbeth Hayenga nur wenig Kontakt. Frau Brandt hatte ausgesagt, sie habe sich gewundert, warum Lisbeth Hayenga nie Besuch bekäme. Aus unanständiger Neugier habe Käthe Brandt nicht lockerlassen können und Lisbeth gefragt, ob sie Kinder habe. Die habe behauptet, sie habe nur eine Tochter und die sei tot. Das deckte sich mit der Aussage von Sophia Prinz, die angegeben hatte, Lisbeth Hayenga sei alleinstehend und habe keine Angehörigen.
     
    »Mit mir in Frieden zusammenleben wollen. Das glaubst du doch selber nicht!« Petra setzt sich auf einen der großen Steine, die das Elbufer befestigen, und schlüpft aus Turnschuhen und Socken. Sie stopft die Socken in die Schuhe, stellt sie ordentlich neben ihre nackten Füße. »Wo warst du, als ich dich am meisten brauchte … Mutter?«
    »Schrei mich nicht an.« Lisbeth sieht sich um.
    »Keine Sorge, niemand hört uns. Gib es doch einfach zu. Ich soll zurück nach Hause kommen, damit das Gerede aufhört. Darum geht es dir. Nur darum!«
    Ein Containerschiff zieht vorbei. Petra steht auf und krempelt die Hosenbeine hoch.
    »Du schreist, seit du auf der Welt bist, Petra. Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, wie du an meinen Nerven zerrst?« Lisbeth schleudert dem Schiff einen Kieselstein hinterher.
    »Es geht immer nur um dich!« Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, balanciert Petra über die Steine hinunter zum Wasser, watet in die trübe Brühe, darauf bedacht, dass die Hosenbeine nicht nass werden. Die Bugwellen des großen Schiffes nähern sich dem Ufer. Petra dreht sich um, will zurück an Land. Die Wellen schlagen gegen die Steine, die Gischt spritzt bis zu Lisbeth, die nach oben zum Elbstrand flüchtet. Petras gellender Schrei zerfetzt der Wind. Sie rudert mit den Armen. Nur mit Mühe kann sie sich über Wasser halten. Die Strömung reißt Petra mit sich. Bereits mehrere Meter ist sie von der Stelle abgetrieben, an der sie eben noch im Wasser gestanden hat. Lisbeth starrt auf Petras Blondschopf, der sich schnell weiter entfernt, untertaucht, auftaucht, untertaucht … Wie angewurzelt steht Lisbeth im Sand, hält die Hand vor den offenen Mund, aus dem kein Laut kommt. Zwei Männer ziehen sich Hemd und Hose aus und springen in das aufgewühlte Wasser. Ein Hund jault den Himmel an. Eine Frau rennt über den Strand auf die anliegenden Häuser zu. Lisbeths Blick wandert zu den Turnschuhen. Sie sind durchnässt, stehen immer noch da, wie Petra sie hingestellt hat. In jedem Schuh ein roter Kniestrumpf.
     
    Schöne Scheiße. Kalle fing an zu schwitzen. Er drückte Tinta Kriegers Nummer. Wieso hatte er die Aussage von Sophia Prinz nicht längst checken lassen? Keine Angehörigen. Er war heftigst im Brass gewesen, weil die Prinz ihn dreist hatte auflaufen lassen. Sie habe Lisbeth Hayenga nicht vermisst, weil sie angeblich öfter tagelang nicht nach Hause gekommen sei, schließlich sei sie eine freie Bürgerin und niemandem Rechenschaft schuldig. Oh, Panne. Und jetzt setzte Käthe Brandt eine tote Tochter aufs verwaiste Familiensofa. Hilfe, Tinta! Keine Chance, sie meldete sich nicht. Nur ihr Anrufbeantworter sabbelte dummes Zeug. Jette Winter und dem ostfriesischen Ter-Gebäck eine Steilvorlage zu liefern, damit sie sich das Maul zerreißen konnten, kam überhaupt nicht in Frage. Wieder versuchte Kalle es bei Tinta. Wartete. »Fasst mir an die Füße!« Wutentbrannt schleuderte er das Diensthandy auf die Steine, dessen Einzelteile in alle Himmelsrichtungen davonflogen. In der Hocke mit der Wampe im Weg, sammelte Kalle den Schrott ein. Da war wohl nichts mehr zu retten. Er war so ein verdammter Idiot. Die fette Kaiserschnittnarbe hatte Kalle in dem Moment verdrängt, als Anna Lekowski die tote Lisbeth wieder zugedeckt hatte. Sein Polizistenhirn weigerte sich zunehmend, widerliches Zeug abzuspeichern. Mannomann, Kalle Bärwolff, so ein Blackout darf dir nicht passieren. Ohne Worte. Kalle schrieb
Tochter
in sein Notizbuch und malte ein Fragezeichen über die ganze Seite. Dann blätterte er zurück. Angeblich war Lisbeth Inhaberin einer Agentur für Partnervermittlung in der Altstadt gewesen. Wo genau, war bei den Ollen nicht in Erfahrung zu bringen. Joris habe sich hin und wieder etwas dazuverdient und für Lisbeth Botendienste erledigt, so war der Tenor der Antworten gewesen. Um welche Art von Botendiensten es sich gehandelt hatte, blieb ebenfalls im Nebulösen. Gerüchteküche oder nichts als die Wahrheit? Kalle hatte

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