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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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Zuhause. Ich habe mir meinen zweiten Mann auch beim Ball Paradox ausgesucht, ich war so doof im Kopp!« Käthe Brandts Stimme wurde laut, und ihre Augenbrauen trafen sich über der Nasenwurzel. Offenbar konnte sie auch anders, als nett und freundlich zu sein.
    »Ist der Ehemann von Lisbeth Hayenga tot?« Kalle war perplex.
    »Keine Ahnung, wieso?« Auf Käthe Brandts Stirn stand ein Fragezeichen.
    »Sie sagten doch, Lisbeth Hayenga trauere.« Kalle brauchte dringend Nervennahrung, er konnte sich nicht mehr konzentrieren, verbot es sich jedoch, vor Käthe Brandt die Schublade aufzuziehen und seine Vorräte zu plündern.
    »Hätten Sie eine Kleinigkeit zu essen für mich, Herr Kommissar? Ich fürchte, ich bin unterzuckert.« Käthe Brandt rülpste leise. Ihre kleine altersfleckige Hand schnellte nach vorne und legte sich auf ihren Mund. »Pardon.«
    Kalles Schutzengel war am Werk gewesen. Danke, danke. »Bitte schön, nehmen Sie, gerne.«
    Käthe Brandt lächelte. »Merci, sehr freundlich, Herr Kommissar.« Sie biss herzhaft in den Eiweißschaum. Ein kleiner weißer Bart blieb auf ihrer Oberlippe stehen. Kalle küsste den letzten Schokokopf vor seinem Todesurteil.
     
    Lisbeth leckt die Sahne von ihren Lippen, während sie in der Kaffeetasse rührt. Den stattlichen Mann im schwarzen Anzug lässt sie dabei nicht aus den Augen. Nur wegen ihm ist sie wieder ins
Keese
gekommen. Dann senkt sie den Blick, spürt das Feuer auf ihren Wangen brennen. Es schickt sich nicht, was sie tut. Flittchen, würde Theda sagen, Flittchen. Lisbeth zupft sich am Ausschnitt ihres roten Kleides. Es hat Boleroärmelchen, unterhalb der Brüste geht jeweils eine Knopfleiste mit schwarzer Naht bis zum Saum. Nur das halbe Knie ist bedeckt. Die Strümpfe haben auch eine schwarze Naht bis zur Ferse. Ein bisschen verwegen ist das schon. Den Lohn der letzten vier Wochen hat sie auf den Kopf gehauen und auch noch für die schwarzen Damenschuhe mit den Pfennigabsätzen. Als Lisbeth wieder aufschaut, steht er vor ihr und verbeugt sich. »Gnädiges Fräulein, darf ich bitten!« Er wartet nicht ab, bis Lisbeth antwortet, sondern nimmt ihr die Kuchengabel aus der Hand, die auf den Teller fällt. Schrill. Ihre Lider flattern. Sie sieht Theda vor sich, wie sie die Augen aufreißt. Nein, Lisbeth, nein! Doch da liegt Lisbeth schon in seinen Armen und tanzt im Dreivierteltakt mit ihm, der aussieht wie Drafi Deutscher. Und er singt mit dem richtigen Drafi im Duett ganz dicht an Lisbeths Ohr. »Du bist der Engel, der mich liebt. Ich brauch dich viel mehr, als du glaubst. Du bist alles in einem für alle Ewigkeit … Maria, Maria.« Lisbeth ist schwindelig.
    »Wie heißt du?«, flüstert er.
    »Lisbeth.«
    »Wenn ich dich verliere, dann bleibt mir nichts mehr. Lis-be-het. Lis-be-het … Cinderella Baby, komm, gib mir deine Hand … Lass die Träume Wahrheit sein … Lisbeth, Baby …« Er küsst sie.
    Keine Sahne könnte süßer sein. Lisbeth lehnt sich an seine Schulter. Sie hat nur ein Ziel, einen Strich will sie ziehen unter ihr altes Leben. Dafür braucht sie ihn. Wenn es sein muss, wird sie über Leichen gehen.
     
    Kalle wischte sich die Schokolade von den Fingern und bot Frau Brandt ebenfalls ein Taschentuch an, das sie gerne annahm.
    »Liebe Frau Brandt, warum erzählen Sie mir das alles erst jetzt?«
    »Meine verlorene Jugend schmerzt mich sehr, Herr Kommissar. Solange ich darüber nicht geredet habe, solange war es nicht wahr.«
    Kalle nickte. »Das kommt mir verdammt bekannt vor, Frau Brandt.«

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    Kapitel 43
    Hamburg-Winterhude, Polizeipräsidium
    A ls Kalle im Büro eintraf, war es erst neun, und sein Magen hatte bereits die gesamte Kalorienration für den Tag intus. Wieder hatte er sich verführen lassen von den Göttern Zucker und Fett, in deren Fängen Kalle unzufrieden und schwabbelig wurde.
    Auf der anderen Seite der Scheibe flogen die Tauben panisch davon, als er das Fenster öffnete. Während die Festplatte des Computers vor sich hin krawallte, reisten seine Gedanken zurück an den morgendlichen Frühstückstisch: selbstgebackene Brötchen, hausgemachte Marmeladen, Früchtemüsli, locker-flockiges Rührei, extra wegen seines Diätprojektes ohne Speck, und frisch gepresster Orangensaft. Der gebrühte Kaffee aus dem Fair-Trade-Handel – die Ausbeuterbohnen kamen Emma nicht mehr ins Haus – duftete in der ganzen Wohnung. Rote Rosen gab es auch.
    Kalle hatte einen gediegenen Schreck bekommen und sich zurück ins Badezimmer getrollt.

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