Neobooks - Dreck muss weg!
Tinta blätterte um. »Rate mal, welchen Beruf Fritz Flemming angegeben hat.«
Kalle zuckte mit den Schultern.
»Hausfrau«, prustete es aus Tinta heraus.
»Der ist sich echt für nichts zu doof.« Kalle konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Bargeld 2 , 50 Euro«, las Tinta weiter. »Noch ein paar wahllose Beispiele meinerseits, aus der Liste ausgewählt. Wertpapiere: nein. Wohnungseinrichtung und Haushaltswäsche: keine eigenen Möbel.« Tinta blätterte zur nächsten Seite. »Kleidungsstücke: nur im Rahmen bescheidener Lebensführung. Fahrzeuge, auch Fahrräder: nein. Wertvolle Haustiere: ja, Krokodile.«
»Bitte?« Kalle beugte sich über den Schreibtisch, aber Tinta hielt Abstand.
»Daraus hätte er ein paar Handtäschchen anfertigen lassen und bei eBay versteigern können. Dann wäre er wieder flüssig gewesen.« Sie streckte Kalle die Zunge heraus. »Na ja, die Liste geht noch weiter bis Ziffer 28 . Fritz Flemming ist nach eigenen Angaben ein mittelloser, trauriger Loser.« Tinta schob Kalle den Papierstoß über den Tisch und zog einen weiteren aus der Mappe. »Jetzt wird es bürokratisch. Bis 2000 war Fritz Flemming Inhaber der Nachtbar
La Luna
am Hammer Deich. Dann ist er mit dem Laden umgezogen nach St. Georg in die Rostocker Straße. Aufgrund rechtskräftiger Verurteilung – Steuerhinterziehung – hat das Verbraucherschutzamt Hamburg-Mitte Fritz Flemming nach Paragraph 35 Gewerbeordnung untersagt, ein Gewerbe zu betreiben. Wegen Unzuverlässigkeit. Lisbeth Hayenga ist seitdem als Inhaberin eines Selbstbedienungswaschsalons unter der Adresse eingetragen.«
»Prost, Freie und Krämerladenstadt Hamburg. Immer und immer wieder dasselbe Lied. Da weiß der eine Bezirk nicht, was der andere treibt. Eine Bezirksreform jagte die nächste, aber die kleinen Beamtenfürsten machen, was sie wollen, nämlich nichts.« Kalle streckte den Arm aus, und Tinta übergab ihm die Mappe. »Top Job, Tinta. Du hast einen Wunsch frei bei mir.«
Tinta stand auf und ging zur Tür. »Ich wünsche mir ein Ein-Karat-Brilli-Piercing für meine Schamlippen.«
Als Hochzeitsgeschenk? Kalle grinste. Gesa war sowieso zu alt für ihn. Outlook meldete den Eingang einer Nachricht von Bodo Steinhoff. Der hatte ja wohl einen Sockenschuss, Kalle mit minikleiner Schriftgröße zu nerven:
Hallo, Kalle,
I. Die Überprüfung von Lisbeth Hayengas Konto bei der Hamburger Sparkasse ergab monatliche Gutschriften in Höhe von jeweils
200
Euro von der Deutschen Rentenversicherung. Letzte Zahlung am
01
. März. Kontostand:
311
Euro. Weitere Konten bei anderen Geldinstituten konnten wir bisher nicht ermitteln.
Wie viele Tote bezogen Rente? Da sollte sich der Bund der Steuerzahler mal drum kümmern.
II
. Wie mit dir abgesprochen hat die Rechtsanwältin von Sophia Prinz, Dr. Kröger-Suttner, heute Morgen Akteneinsicht genommen. Sie ließ verlauten, ihre Mandantin behalte sich rechtliche Schritte wegen übler Nachrede vor. In der Seniorenresidenz munkelt man, dass ihre Tage als Geschäftsführerin im Down Town gezählt seien. Guntbert ist auf Zinne. Bodo.
Kalle verschob die Mail in den Ordner » SOKO Hayenga« und beendete das E-Mail-Programm. Möchten Sie autoarchivieren? »Nerv mich nicht!« Klick. Lisbeth Hayenga hortete das Geld womöglich irgendwo in bar, so wie Emmas Mutter es getan hatte. Nach Omis Tod hatte Emma stapelweise Schuhkartons im Keller gefunden, voll bis zum Rand mit bröseligen Hundertmarkscheinen, über die sich die Mäuse hergemacht hatten. Einen zweiten Schlüssel für das Hayenga-Appartement hatte die Prinz … An ihrer Zuckergussoberfläche weiter zu kratzen, musste sauber vorbereitet sein. Der Kröger-Suttner war nicht mit Schnellschüssen aus der Hüfte beizukommen. Die ätzte wie hochprozentige Säure. Der Posteingang meldete eine Mail von Nick Nolte:
Siehe beigefügten Link zur Blöd-Blatt-Online-Eilmeldung. Sollte dich interessieren. Hochachtungsvoll, Senator in spe, Nick.
Was sollte das denn heißen? Kalle klickte auf den Link. Zwei nackte Brüste verstopften den Bildschirm. Ohne anzuklopfen, schoss Guntbert Meyer ins Büro. »Die Kröger-Suttner sieht aus wie ein Kerl. Die sollte sich mal den Bart abrasieren!« Er donnerte die Tür zu und ging auf Kalle los wie ein Stier, der den Torero mit den Hörnern aufspießen wollte, stutzte, glotzte auf den Monitor. »Wieder privat am Surfen während der Dienstzeit, was?«
Kalle stellte auf Durchzug. »Die Info kam eben von Nick rein.« Er scrollte
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