Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)

Titel: Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Anderson
Vom Netzwerk:
wann.«
    An einem der Tische an den Fenstern saß eine gemischte Gruppe, gutaussehend, gutgekleidet und gutgelaunt, junge Leute, die wirkten, als würden sie tagsüber zusammen arbeiten und an diesem Abend etwas feiern, einen geschäftlichen Erfolg oder einen Jahrestag. Einer von ihnen war ein schlanker junger Mann mit zimtfarbener Haut und glänzenden schwarzen Haaren, ein Karibe vielleicht oder ein Inder, etwas schlaksig, aber sonst so schön wie der junge Gregory Peck. Ross hatte ihn bemerkt und festgestellt, dass er die Größe des Mädchens hatte – vielleicht fehlten noch ein, zwei Zentimeter –, als der Junge aufstand, um einer Frau Platz zu machen, die den Tisch verließ. Als er sich bei ihrer Rückkehr wieder erhob, sagte Ross: »Der Tisch am mittleren Fenster. Jetzt.«
    Sie warf sich auf ihrem Stuhl herum und reckte ungeniert ihren langen Hals. Als sie genug gesehen hatte, sagte sie atemlos: »Hey, der sieht ja süß aus!« Für einen Moment hatte sie Mühe, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, und Ross bekam eine Ahnung davon, was in ihr vorging: Sie rang mit Hemmungen, schätzte Chancen ab und versuchte, einen Entschluss zu fassen. Er ließ eine Minute vergehen, bevor er sie wieder ansprach. »Was haben Sie vor?«
    »Ich mache mir meine eigene Party.« Ihr Tonfall verriet, dass sie noch nicht so weit war.
    »Mit dem Jungen?«
    Sie zuckte unentschlossen die Schultern.
    Ross wartete. Als sie sich nicht rührte, sagte er: »Los. Was kann Ihnen schon passieren.« Hoffentlich hat er keine Freundin dabei, dachte er, hoffentlich ist er nicht schwul.
    »Hoffentlich ist er schwul«, sagte das Mädchen und machte Anstalten, aufzustehen.
    »Huh…?«
    »Tanzen. In Europa können nur die wenigsten Heteros halbwegs tanzen, schon gar nicht solche großen.« Und wenn er dich abblitzen lässt, dann liegt es nicht an dir, dachte Ross. Sie warf ihm ihre Tasche in den Schoß, bekreuzigte sich rasch, wie es manche Sportler tun, wenn sie ins Spiel gehen, und sprang auf.
    »Wünschen Sie mir Glück, Walter.«
    »Viel Glück, Carmen.« Er meinte es.
    Falls sie unsicher war, dann war es ihr jedenfalls nicht anzumerken, als sie das Lokal durchquerte. Wieder folgten ihr viele Blicke. Zuerst sprach sie an der Bar kurz mit dem Grauhaarigen; erst danach machte sie sich auf den Weg zu dem Tisch am Fenster.
    Der Junge sah ihr nicht entgegen, oder er tat, als ob er sie nicht bemerkte, aber er stand auf, als sie seinen Tisch erreichte und noch ehe sie ihn angesprochen hatte. Es war eine eher schüchterne als höfliche Geste, und Ross dachte, gut keine Freundin, und: Vorsicht, verjag ihn nicht. Aber, Intuition oder Berechnung, das Mädchen machte alles richtig. Anfangs hielt sie Abstand, während sie sprachen, und überbrückte die Distanz mit ihrem Lächeln, erst zurückhaltend, dann werbend und endlich, als sich der Junge entspannt hatte, ein wenig flirtend. Dabei näherte sie sich ihm nach und nach, vorsichtig, immer bereit innezuhalten, falls er auswich. Er ließ sie herankommen, bis sie so nahe war, dass er ihren Atem spüren musste. Schließlich griff sie im Gespräch, wie unabsichtlich, nach seiner Hand. Für Ross hatte die kleine Geste trotz ihrer Beiläufigkeit etwas Rührendes. Jetzt war der Moment: Wenn der Junge jetzt seine Hand zurückzog, dann war’s das. Aber er erwiderte die Berührung, und sie setzten ihre Unterhaltung Hand in Hand fort. Okay. Ross atmete aus und lehnte sich zurück, als sich die beiden anlachten und das Mädchen, ohne die Hand des jungen Mannes loszulassen, ein paar Tanzschritte auf der Stelle machte, bevor sie noch einmal zum Tresen lief.
    Kurz darauf gingen die Lichter über der Tanzfläche an, der Konzertmitschnitt wurde ausgeblendet und durch eine Latin-Pop-Nummer ersetzt. Wieder war es eine Live-Aufnahme. Ross erkannte den kokainheißen Gesang von Marc Anthony. Über der Tanzfläche war die Musik etwas lauter ausgesteuert als im Rest des Raumes. Fast das gesamte Lokal beobachtete eine halbe Minute lang das tanzende Paar, bevor das allgemeine Interesse nachließ, weil nichts Aufregendes passierte und weil man sich an den Anblick zu gewöhnen begann. Der Junge war kein besonderer Tänzer; Ross staunte, dass er überhaupt tanzen konnte, noch dazu Salsa. Er beherrschte kaum mehr als die Grundschritte, und er war anfangs etwas gehemmt, durch die Aufmerksamkeit des Publikums oder die aufregende Präsenz des Mädchens. Aber er machte tapfer und mit zunehmendem Vergnügen und Geschick mit. Das

Weitere Kostenlose Bücher