Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Gier meist die Fallen nicht, die ihnen gestellt wurden. Immerhin …
Nach dem Essen rief Agnus einen Rat zusammen. Er bestand aus Männern, die den Respekt ihrer Mitmenschen besaßen. Er würde ihnen von der Forderung des Königs und von seiner Absicht, diese zu ignorieren, erzählen. Jeder sollte das Risiko kennen, das er eingehen wollte. Jeder sollte selbst entscheiden können, inwieweit er bereit war, sich darauf einzulassen.
Als sein Vater noch lebte, hatte dieser Agnus oft vorgeworfen, dass er seinen Untertanen zu viel Mitspracherecht einräumte und damit seine Autorität untergrub. Aber Agnus war schon immer der Meinung gewesen, dass es mehr als einen Vorteil hatte, die Denkweisen von Untergebenen zu hören und ihre Vorschläge gelten zu lassen. Zum einen fühlten sich die Menschen ernst genommen und dachten gerne mit, statt sich nur der höheren Gewalt zu beugen, und zum anderen war es immer gut, dem besten Rat zu folgen.
»Ich möchte keine großen Worte machen«, begann er, als sich alle um den langen Tisch versammelt hatten. »Jeder von euch weiß, in was für einer Situation wir uns befinden. Wie euch allen bekannt ist, war ich beim König, um seine Hilfe zu erbitten. Er beobachtete die Mienen. Einige Ratsmitglieder nickten, andere sahen ihn auffordernd an, weiterzusprechen. Nun, wir werden keine Hilfe erhalten.« Agnus wartete, bis das aufgebrachte Gemurmel abebbte, und fuhr dann fort. »Der Zauberer in den Helmsholm Hügeln ist auf Geheiß des Königs hier. Seine Aufgabe ist es, dem König bei dessen Kampf gegen das alte Volk der Elben beizustehen …« Die Männer äußerten lautstark ihre Empörung, so dass Agnus einhalten musste. Unverständnis zeichnete sich in ihren Gesichtern ab. Und Wut. Beruhigend hob Agnus seine Hände. »Für diesen Kampf fordert der König auch von mir die vorgeschriebene Anzahl Soldaten.« Der kaum unterdrückte Zorn kochte jetzt erst richtig hoch. Immer mehr Stimmen wurden laut.
»Wie stellt er sich das vor?«
»Was sind Elben?«
»Hat der eigentlich eine Ahnung davon, was hier los ist?«
Einer brüllte: »Nieder mit dem König!«
Agnus hob erneut besänftigend beide Arme und brachte die aufgewühlten Gemüter zum Schweigen.
»Selbst hier bei uns im Wildmoortal gibt es die eine oder andere Geschichte über das Feenvolk …«
»Märchen!«, rief einer der Männer dazwischen, verstummte aber schnell, als Agnus ihn streng musterte.
»Sie sind mit der Geschichte dieses Landes verknüpft«, belehrte er. »Der König hat nun Beweise dafür, dass es sie immer noch gibt und dass sie die Herrschaft in diesem Land für sich beanspruchen.« Agnus hielt inne, denn er wollte die Absichten des Königs nicht vor seinen Männern rechtfertigen.
Daris erhob sich mit mürrischem Gesicht und geballten Fäusten.
»Herr«, begann er und sah dabei Agnus in die Augen. »Ihr wisst, dass Ihr immer auf mich zählen könnt. Jederzeit wäre ich bereit, für Euch und dieses Land zu kämpfen, unabhängig davon, gegen was für Wesen sich dieser Kampf richtet.« Er zitterte vor Erregung. »Ich bin weit gereist und kenne daher viele Geschichten über das Volk der Feen … die Elben. Ich würde gegen sie kämpfen, würden sie unser Land in gleichem Maße bedrohen wie die Gnome. Doch sie tun es nicht. Darum werde ich mich heute widersetzen. Ich kämpfe nicht für einen König, dem das Wohl der Menschen in seinem Land gleichgültig ist. Ich kämpfe nicht gegen die Elben.« Damit setzte er sich hin und starrte auf die Tischplatte.
»Er hat recht«, knurrte Lucius.
»Wir kämpfen nicht für den König«, bestätigte Ramus. Viele Augen sahen Agnus böse an, und er spürte ein warmes Lächeln in sich aufsteigen und eine innige Verbundenheit zu jedem dieser grimmigen Männer. Er stand auf, und langsam verstummten die Stimmen wieder.
»Ich hatte nicht vor, den Vertrag mit dem König zu erfüllen. Nicht, solange meine Pflichten meinen Untergebenen gegenüber unerfüllt sind. Auch wenn der König der Meinung ist, dass wir den Zauberer unterstützen sollten, so können wir nicht dulden, dass seine Gnome unser Vieh rauben und unsere Kinder töten. Ich bin froh, dass ihr meine Entscheidung unterstützt. Ich möchte euch alle nur noch einmal darauf hinweisen, dass diese Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt Konsequenzen haben wird. Unter Umständen wird sie mich mein Land kosten, vielleicht sogar mein Leben. Hier und jetzt geht es aber um das Leben unserer Kinder, und das hat Vorrang. Wir werden heute
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