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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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Herr.« Der Junge nickte eifrig.
    »Ich werde später nach ihr sehen, Linus, Daris' Sohn«, sagte Agnus.
    »Ihr werdet zufrieden sein, Herr«, antwortete der Junge und sah plötzlich gar nicht mehr so scheu aus.
    Agnus nahm seinen älteren Sohn auf den Rücken und hob den jüngeren auf den Arm, so trat er neben seiner Frau in den Schatten des langen, rietgedeckten Daches und durch die eisenbeschlagene Tür in die erste Halle.
    Entlang der Wände befand sich ein Schlaflager neben dem anderen und viele Stimmen belebten den Raum.
    Agnus tauschte einen Blick mit seiner Frau. Sie lächelte ihn an und sagte: »Hier schlafen die Mütter mit ihren Säuglingen. Im Kaminsaal liegen die Verletzten.« Ein Schatten flog über ihr Gesicht. »Du hast mir gefehlt«, flüsterte sie.
    Agnus dachte beschämt an die Zeit, die er ungenutzt hatte verstreichen lassen. Im Schloss, in Markt Krontal und auch an die beiden Nachmittage, an denen er nicht weitergeritten war, weil ihm der Rücken weh tat. Jeder vergeudete Augenblick ging ihm durch den Kopf, denn es war Zeit, in der man ihn hier gebraucht hätte.

    Als es dunkel wurde, saß er mit Amilana in dem gemeinsamen Schlafgemach – einem der wenigen Räume, in denen nicht schon jemand sein Lager aufgeschlagen hatte – vor dem kalten Kamin. Nach dem Bad hatte er sich nur eine Tunika mit weiten, bestickten Ärmeln angezogen und seine Füße in traditionelle Sandalen gesteckt. Er hatte seinen Bart geschnitten und seine Haare gekämmt und spürte nun, wie die Müdigkeit an ihm nagte. Nichtsdestotrotz wollte er alles wissen, was sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatte. Amilana, selbst erschöpft von ihrem anstrengenden Tagwerk, hatte sich mit einem Becher Tee in der Hand zu ihm gesetzt und berichtete von den letzten Wochen.
    Nur wenige Tage nachdem er losgeritten war, hatten die Gnome in den südlichen Bezirken damit begonnen, die ersten Häuser aufzubrechen. Da viele Menschen ihr Vieh nachts in die Häuser sperrten, arbeiteten sich die Gnome von unten in die Gebäude hinein. Wenn sie in der ersten Nacht nicht durchkamen, versuchten sie es so lange, bis sie es schließlich geschafft hatten. Viele Menschen verließen ihre Dörfer und zogen sich nach Norden zurück. Nur noch starke und wehrhafte Männer blieben in den südlichen Bezirken mit wenig Vieh, das sie als Köder benutzten. Viele Gnome waren in den ersten Tagen in diese Fallen gegangen und erschlagen worden. Vor etwa drei Wochen war in den frühen Abendstunden, noch bevor es ganz dunkel war, ein Kind verschwunden. Agnus rechnete nach. Das war etwa zu der gleichen Zeit, als er auf dem Empfang des Königs gewesen war.
    »Das Kind sollte der kranken Nachbarin ein Brot bringen«, berichtete Amilana. »Es ist dort allerdings nie angekommen. Am nächsten Tag fand man noch einige Reste von ihm. Nichts, was für ein ordentliches Begräbnis reicht …«
    Das war in Hulsdors gewesen, keine zwanzig Meilen südlich vom Erses Berg.
    »Als ich davon erfuhr, habe ich Boten ausgesandt. Seither werden täglich Kinder hierhergebracht. Ich weiß von zwei weiteren Fällen, in denen Kinder bereits am Nachmittag angegriffen worden sind. Weiter südlich sind sogar Kinder aus Häusern verschwunden.
    Dem Vieh gilt schon lange nicht mehr unsere größte Sorge.« Amilana starrte in ihre leere Teetasse. »Wird der König uns helfen?«, fragte sie mit zitternder Stimme. »Ich hatte gehofft, dass zumindest ein paar Männer mit dir kommen würden.«
    Agnus knirschte mit den Zähnen und schüttelte den Kopf.
    »Es wird keine Hilfe für uns geben,« Amilana hielt die Luft an. Er wagte es nicht, ihr in die Augen zu sehen, weil er nicht wusste, ob er dann noch den Mut aufbringen würde, ihr auch von dem bevorstehenden Krieg gegen die Elben zu berichten. Zweihundertfünfzig waffenfähige Männer waren in ihrer Situation nicht zu entbehren. Er wünschte sich, er hätte den König an den Haaren gepackt und hierhergeschleift und ihn dann im Moor ausgesetzt, damit die Gnome mit ihm spielen konnten.
    Amilana weinte.
    »Ich hatte es erwartet«, sagte sie dann schlicht. »Doch nicht in diesem Umfang. Wie stellt sich dieser Mensch das vor?« Sie würgte das Wort Mensch auf eine Art hervor, die dem König jede Menschlichkeit absprach. »Wie sollen wir einen Zauberer unterstützen, der uns unserer Lebensgrundlagen beraubt? Was wirst du tun, Agnus?«
    Er zuckte mit den Schultern, und Amilana gab ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Ich weiß, dass du das Richtige tun wirst. Aber

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