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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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Ihre Worte klangen einleuchtend, trotzdem war Agnus versucht, ihr zu erklären, dass sie als Frau von all dem nichts verstand. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, Frauen kämpfen zu lassen. Trotzdem taten sie es, und zwar mit Bratpfanne und Nudelholz, wie sich Amilana ausgedrückt hatte, und beides waren nicht eben die Werkzeuge, die einen Gnom in die Flucht schlagen konnten. Amilanas Wangen waren rot, ihre Augen funkelten. Sie stand aufrecht und kämpferisch wie eine Kriegerin. Es war totenstill. Nun lag es an ihm, sie entweder zurück an ihren Herd zu schicken oder sich neben ihr aufzubauen und an ihrer Seite zu kämpfen. Die erste Möglichkeit lehnte er ab, denn sie hatte bereits bewiesen, dass sie wusste, was sie tat, doch zu der zweiten Möglichkeit war er noch nicht restlos bereit.
    »Du sagtest, wir haben dreizehn Schwerverletzte?«
    »Sieben Frauen, drei Buben und drei Männer. Täglich kommen weitere Männer und Frauen mit unterschiedlich schweren Verletzungen hierher. Sie alle kämpften mit Küchenmessern, Sensen, Bratpfannen und Holzknüppeln.« Amilana sah nun Agnus herausfordernd an. »Das Schicksal fordert uns alle, ohne darauf zu achten, welchem Geschlecht wir angehören. Wir alle haben nur dieses eine Leben. Die Frauen sind stark, und wir können es uns nicht leisten, auf diese Stärke zu verzichten.« Sie forderte nicht weniger als den Bruch mit allen gesellschaftlichen Normen, aber wider alle Bedenken musste er einsehen, dass sie recht hatte, und er wäre ein Narr, nicht auf sie zu hören.
    »Wir brechen heute mit Traditionen«, sagte er bedacht. »Deshalb möchte ich, dass jeder hier im Raum mit mir abstimmen kann. Ihr habt meine Frau gehört. Ich sage, sie hat recht. Keiner weiß, wann er gezwungen ist, zu kämpfen. Wohl dem, der es kann. Trotzdem hat es das noch nie gegeben, dass die Frauen zu den Waffen greifen mussten. Ich gebe es ungerne zu«, dafür erntete er einen grimmigen Blick von der Seite, »aber wir brauchen die Frauen bei diesem Kampf. Wir stimmen ab. Wer dafür ist, dass auch Frauen den Umgang mit dem Schwert oder dem Bogen erlernen dürfen, wenn sie dies wollen, auf dass sie sich und ihre Höfe besser verteidigen können, der soll aufstehen.«
    Einige am Tisch folgten Agnus' Beispiel sofort, manche zögerten, standen dann aber trotzdem auf. Nur drei, unter ihnen Lucius, blieben mit verschränkten Armen und störrischer Miene sitzen.
    »Die Mehrheit ist dafür. Damit steht es fest. Jeder Frau, die kämpfen lernen will, sei es gewährt. Wir werden große Ausbildungsstätten brauchen, um all die unerfahrenen Kämpfer zu unterweisen«, entschied Agnus.
    »Wir werden viele brauchen, denn kaum jemand kann sich tagsüber weiter als ein paar Meilen von seinem Hof entfernen. Die Arbeit muss getan werden«, widersprach Amilana ernst. Agnus nickte.
    »Dann sei es so. Dörfer, die nicht weiter als ein bis zwei Wegstunden auseinanderliegen, sollen sich zusammenschließen. Jeder, der ein Schwert führen oder mit dem Bogen schießen kann, soll sein Können mit anderen teilen. Alle Schmiede und Bogenbauer sind angehalten, Waffen zu fertigen.« Agnus sah grimmig in die Runde.
    »Das Wildmoortal rüstet auf.«

    Als es dunkel wurde, ritt Agnus mit einigen Männern hinab ins Moor. Sein Haus war eine Festung. Obwohl noch nicht alle Wälle vollständig aufgestockt und erneuert waren, gab es kein Durchkommen. Von der Straße aus wirkte es, als trüge der Erses Berg eine Krone aus Feuer, und in den dunklen Zwischenräumen hielten sich die Wachen verborgen.
    Nachdem Amilana ihn über den Kampfgeist der Frauen aufgeklärt hatte, war er einmal mit offenen Augen durch das Lager gegangen, und da erst fiel ihm auf, dass diese Frauen hier nicht etwa Zuflucht suchten, sondern dass jede von ihnen bereit war, wie eine Bärin für die ihr anvertrauten Kinder zu kämpfen. Lange Messer steckten in den Röcken der Frauen, und sie hatten stets ein wachsames Auge auf die Kinder. Er hatte manche von ihnen auf ihrem provisorischen Übungsplatz schießen sehen und musste zugeben, dass sie ihre Sache gut machten. Hinter der Tür mancher Hütte standen griffbereit ein selbstgebauter Bogen und einige Pfeile.
    Agnus glaubte nicht, dass er bei einem Ausritt mit sechs bewaffneten Männern auch nur den Schatten eines Gnoms im Mondlicht zu Gesicht bekommen würde. Trotzdem dachte er, ein solches Verhalten demonstrierte Stärke und vertrieb vielleicht ein paar vorwitzige Gnome aus der Umgebung.
    Doch wenn er ehrlich mit sich war,

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