Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
früher oder später diese Stätte aufsuchen werden. Und dann hat er uns. Ich denke, wir sollten vorsichtig sein. Es könnten noch mehr Fallen in Re’n Dal für uns ausgelegt sein, und so dringend es uns erscheinen mag, unsere Hallen von dem Ungeziefer zu befreien – wir sollten einhalten und zunächst mehr über das, was uns erwartet, herauszufinden versuchen.« Er bedankte sich mit einem kurzen Nicken und nahm Platz.
Vollkommene Stille. Dann erhob sich Ala’na.
»Ich danke dir Leron’das für deine bedachten Worte«, sagte sie und nickte Leron’das anerkennend zu.
»Nun ist es Zeit, die ersten Aufgaben zu verteilen. Mögen unsere Entscheidungen klug und weitsichtig sein.«
8. Der Weg in den Wald
I n der Stadt herrschte Trubel, denn es war Markttag. Die Bauern aus den umliegenden Dörfern waren in die Stadt gekommen, um ihr Gemüse anzubieten und Kleinvieh zu verkaufen, und auch Händler und Handwerker hatten ihre Stände auf dem Markt aufgebaut und boten ihre Erzeugnisse und ihre Dienste an.
Unter lauten Rufen wurden Waren angepriesen, es wurde gefeilscht und verhandelt. Neuigkeiten flogen von Mund zu Mund wie aufgeschreckte Vögel. Die ganze Stadt war auf den Beinen, die Straßen verstopft. Hennen flatterten in geflochtenen Körben, Schafe blökten, Gänse schnatterten. Und über all dem Treiben lagen die Gerüche von Gewürzen, Käse, Wurst und Gemüse, die intensiver wurden, je näher man dem Handelsplatz kam.
Philips Weg zur Schule führte ihn ein kurzes Stück über den Markt, vorbei an einem Stand, an dem der beste Käse angeboten wurde. Die Bäuerin, eine herzensgute Frau, schenkte jedem Kind eine Scheibe Käse und ein Lächeln – und das schon seit Jahren.
Heute wirkte sie erschöpft. Doch als sie Philip sah, winkte sie ihn zu sich und streckte ihm aus alter Gewohnheit den Käse entgegen.
»Wie geht’s deiner Mutter?« Ihr rundes, sonst immer rosiges Gesicht wirkte fahl.
»Gut«, antwortete Philip. »Sie ist auf dem Markt, ich hoffe, sie kommt hier bald vorbei.« Die Bäuerin lächelte, und ihr Blick senkte sich für einen Augenblick besorgt auf ihre spärliche Ware.
»Und wie geht’s dir, mein Junge?« Philip zuckte mit den Schultern. Er konnte nicht umhin, sich über das »mein Junge« zu ärgern. Für die meisten Erwachsenen schien er für immer ein Kind zu bleiben.
Plötzlich wurden Stimmen laut. Die Bäuerin streckte neugierig ihren Hals, und auch Philip drehte sich um, um die Ursache für die Aufregung auszumachen.
Eine Menschentraube hatte sich um einen in den Farben des Königs gekleideten Knappen gebildet, als dieser ein Stück beschriebene Schafhaut an die Verkündungstafel nagelte.
Eine tiefe Sorgenfalte entstand zwischen den Augenbrauen der Bäuerin.
»Was hat das jetzt zu bedeuten?« murmelte sie. »Geh Philip, du kannst doch lesen. Lies mal vor.«
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Es kam nicht oft vor, dass der König etwas auf diese Art verkünden ließ. Neugierig versuchte Philip sich einen Weg zu bahnen, aber die Menschen standen mittlerweile so dicht beieinander, dass es kein Durchkommen gab. Direkt vor der Tafel drängten sich etliche Bauern, die des Lesens nicht mächtig waren, und versuchten einzelne Buchstaben zu entziffern. Andere stießen und rempelten sich nach vorne, dabei riefen sie sich lautstark Fragen und Verwünschungen zu. Immer wieder erhob jemand mühsam buchstabierend seine Stimme. »Jetzt lasst mich endlich durch, ihr Schafköpfe«, hörte Philipp eine wohlbekannte Stimme. Energisch klopfte Lehrer Theophil den Männern und Frauen, die ihm im Weg standen, mit seinem Stab auf den Rücken, und so stand er bald vor der Ankündigung. Er klemmte sein Augenglas vor das rechte Auge und begann mit durchdringender Stimme vorzulesen:
»Im Auftrag seiner Majestät König Leonidas des Ersten, Herrscher über Ardelan.
Das Volk der Elben ist unbefugt in dieses Land eingedrungen. Sie trachten nach unserem Grund, unseren Städten und unserem Leben.
Jeder, der einen Elben fängt, ob tot oder lebendig, wird belohnt werden.
Jeder Mann ab dem sechzehnten Lebensjahr aus Waldoria und den umliegenden Bezirken auf dem Rechtsgrund des Königs muss bei der Garde des Königs vorstellig werden, auf das seine Waffentauglichkeit geprüft werden kann.
Wer sich nicht binnen einer Woche meldet, gilt als flüchtig und wird bestraft.
Verkündet im Jahre 1021 nach der Gründung von Ardelan, am dritten Tag des Beerenmonds.«
Stille. Dann begann ein tosendes
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