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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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Fichte, einer Kiefer oder einer Läerche zu unterscheiden. Aber er hatte sich viel zu wenig mit dem Standort von Pal’dor im Wald auseinandergesetzt.
    »Wir werden bald da sein, hoffentlich nicht zu spät«, sagte der Lehrer unvermittelt. Mit einem Mal erkannte Philip die Umgebung, die in dem Buch so ausführlich beschrieben war. Sein Herz begann aufgeregt zu hämmern, obwohl er wusste, dass seine Freude nicht gerechtfertigt war.
    Ein kurzer Blick zum Himmel sagte ihm, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten.
    Sie suchten eine ganz bestimmte Linde, all ihre Blätter wurden von der Mittagssonne beschienen. Was ist denn bei schlechtem Wetter, überlegte Philip kurz.
    Immerhin, heute schien die Sonne wieder. Philips Hoffnung auf Erfolg war von sehr kurzer Dauer, denn um ihn herum standen nur Linden, und jede von ihnen trug so viele Blätter, dass man sie kaum zählen konnte. Wie sollten sie bloß die eine finden, und wie sollten sie von hier unten erkennen können, ob auch wirklich auf alle Blätter die Sonne schien. Ein genauer Lageplan wäre sinnvoll gewesen.
    »Wir werden bei so vielen Bäumen wie möglich das erste Ritual ausprobieren«, rief ihm der Lehrer zu.

    Das Ritual hatte eine beinahe magische Wirkung auf Philip. Baum um Baum umrundete er, sprach seine Worte, berührte die Rinde, streifte die Wurzeln, und es ärgerte ihn nicht, wenn der Baum, dem er all das angedeihen ließ, sich als der falsche entpuppte. Zielstrebig ging er zum nächsten und begann mit seiner Litanei von vorne. Bald war er völlig eingelullt von den Worten und den Gesten, sein Geist und seine Seele schwebten in fernen unbekannten Gefilden und waren entspannt, ausgeglichen und zufrieden. Als Theophil ihm die Hand auf die Schulter legte, war es, als ob er ihn aus einem tiefen Schlaf wecken würde. Philip brauchte einige Zeit, um sich zu orientieren.
    »Du kannst aufhören. Die Zeit ist vorbei. Wir sollten uns vor das Tor der Dämmerung begeben.« Philip nickte, sammelte seine Sachen ein, und sie wanderten weiter. Nach etwa einer Stunde erreichten sie die Stelle, an der Theophil das Tor vermutete. Um das Tor der Dämmerung zu öffnen, benötigten sie eine Kiefer, und davon gab es an dieser Stelle nur sieben Stück, wenn man die beiden kleineren mitzählte.
    »Hast du keinen Hunger?«, fragte Theophil, der bereits ein kleines Feuer entfacht hatte, auf dem etwas Ähnliches wie eine Suppe brodelte. »Ich dachte immer, Kinder in deinem Alter essen ohne Unterbrechung.« Erst jetzt fiel Philip sein Magen ein, der ganz erbärmlich knurrte.
    »Ich war nur etwas abgelenkt. Natürlich habe ich Hunger. Einen Bärenhunger!« Er grinste und ließ sich neben seinem Lehrer am Feuer nieder. Nachdem er zwei Schalen Suppe mit einer ordentlichen Scheibe Brot hinuntergeschlungen hatte, legte er sich zufrieden auf den Rücken.
    »Meint Ihr nicht auch, es wäre von Vorteil, wenn wir den Elben eine Nachricht zukommen ließen?«, fragte er, ohne den Blick von den flirrenden Baumkronen abzuwenden. »Wie hat sich Euer Urgroßvater bemerkbar gemacht, wenn er sie besuchen wollte?«
    »Das ist ein Geheimnis, das er leider ins Grab mitgenommen hat. Ich vermute, dass er einen Gegenstand von den Elben erhalten hatte, der es ihm ermöglichte, mit ihnen in Verbindung zu treten. Meine Großmutter hat erzählt, dass er immer ein wunderschönes Amulett an einem Lederband um den Hals getragen hätte.«
    Theophil lehnte träge an einem Baum und stopfte seine Pfeife. Seine Hände waren beschäftigt, aber sein Blick war in die Ferne gerichtet, auf ein längst vergangenes Leben.
    »Kurz bevor sie gestorben ist, redete Großmutter sehr oft von ihrem Vater. Sie behauptete, der damalige König Willibald habe seinen Tod befohlen und ihm das Amulett vom Hals gerissen. In diesem Wald kam er dann zu Tode.« Theophil gab einen Laut von sich. Eine Mischung aus Lachen und Seufzen. »Ich habe Nachforschungen angestellt. Willibald war zu jener Zeit noch in Corona.«
    Philip richtete sich aufmerksam auf, schluckte aber seine tausend Fragen hinunter.
    »Meine Mutter«, fuhr Theophil fort, »wollte nicht, dass Großmutter uns Kindern diese Geschichten erzählte. Blödsinn, sagte sie dazu und schärfte uns ein, nie auch nur ein Sterbenswort davon nach draußen zu tragen.« Er lächelte versonnen. »Obwohl Großmutter den ganzen Tag über viel Unsinn erzählte, wenn sie von ihrem Vater und den Elben sprach, war sie erstaunlich wach. Manchmal, wenn Mutter nicht zu Hause war, setzte ich mich zu ihr

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