Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
geführt haben sollten. Obwohl der Zauberer sehr selbstzufrieden klang, merkte Valerian schon bald, dass er offensichtlich nichts von der Behausung der Elben wusste. War es eine Höhle, ein Feenhügel, ein Haus, eine Baumkrone? Dosdravan war davon überzeugt, dass es sich um Höhlen handelte, und verteidigte diesen Standpunkt vehement.
»Ich sagte bereits, Hoheit, dass ich in den Quellenbergen auf Höhlen gestoßen bin, deren Ursprung nicht menschlich ist. Außerdem waren sie auf magische Weise verborgen, wenngleich sehr stümperhaft. Ein einziger Entfesselungszauber hat die Eingänge in eine mächtige Halle freigegeben«, schnarrte er und setzte seinen mageren Erfolg aus vier Jahren Arbeit in ein besseres Licht.
Leonidas winkte ab. »Ihr habt das jetzt schon so oft erwähnt, aber dadurch wird es auch nicht mehr. Ich habe noch immer keinen toten Elben daliegen, und das, obwohl Ihr behauptet, Eure Gnome hätten ein Dutzend von ihnen überwältigt. Außerdem sind immer noch genug entkommen, um mir Schaden zuzufügen.«
»Ja Majestät, aber dadurch wissen wir mit Sicherheit, wo sich die Elben im Wald verbergen. Wir werden sie einkreisen und den Feenring durchbrechen!« Um Dosdravans Lippen spielte ein eiskaltes Lächeln.
»Was heißt wir ?«, kreischte Leonidas. »Wagt es nicht, mir in meiner Halle Befehle zu erteilen.« Der schneidende Ton und der offensichtliche Zorn seines Bruders erfüllten Valerian mit dem Wunsch, sofort den Ort zu verlassen und nach Hause zurückzukehren.
Unterwürfig und schmeichelnd schnarrte nun Dosdravan. »Ihr versteht mich falsch, Hoheit. Ich bin Euer untertaner Diener, ich biete Euch meine Dienste an. Meine Gnome sind durch eine harte Schule gegangen, sie scheuen weder den Tag noch den Tod, und sie sind zahlreich. Ich habe die Sperre der Elbenhalle gesprengt und ich werde auch ihren Unterschlupf im Wald öffnen. Keiner wird entkommen.«
Zu Valerians großem Erstaunen lachte Leonidas nun schallend. Der Zauberer zog überrascht eine seiner dünnen Augenbrauen hoch.
»Schert Euch zum Teufel!«, brüllte der König nun. »Ich rufe Euch, wann ich es will. Sollte aber auch nur eine einzige dieser hässlichen Kreaturen, die Euch folgen, näher als hundert Meilen an diese Burg herankommen, knüpfe ich euch persönlich an der Eiche hier im Burghof auf.« Eisige Minuten lang sah er Dosdravan direkt ins Gesicht. Der starrte unverhohlen zurück. Die Luft knisterte vor Spannung, bis der Zauberer den Blick senkte und »sehr wohl, Majestät« murmelte. Trotzdem wirkte diese Geste nicht unterwürfig. Für den Zauberer war das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen. Valerian rann ein Schauder über den Rücken.
»Alle raus hier«, brüllte Leonidas. »Ich kann euch nicht länger ertragen.«
Der Zauberer verneigte sich. Hilmar von Weiden und Vinzenz von Hohenwart taten es ihm gleich, blieben jedoch abwartend stehen, bis Dosdravan Liminos den Saal verlassen hatte. Valerian gesellte sich zu den beiden Männern.
»Du bleibst, Valerian«, sagte der König, in herrischem Ton.
In Valerian regte sich Unmut. Auf keinen Fall durfte er es sich bieten lassen, dass sein jüngerer Bruder ihn so behandelte. Zumindest in der Öffentlichkeit hatte Leonidas ihm ein gewisses Maß an Respekt zu zollen, auch wenn es ihm schwerfiel.
»Mäßige deinen Ton, Leonidas! Ich bitte dich. Was willst du?« Valerians Stimme klang ungeduldiger und kälter, als er es beabsichtigt hatte.
»Bruder, bitte, ich brauche deinen Rat. Wenn du noch etwas Zeit erübrigen könntest?« Leonidas’ Ton war freundlicher, und Valerian nickte leicht und war nun beinahe zufrieden. Zumindest vor den beiden fremden Grafen hatte er sein Gesicht gewahrt. Er wusste, dass Leonidas alles beherrschen wollte, was sich in seiner Umgebung befand – auch ihn.
Er hatte lange Zeit daran geglaubt, dass Leonidas zum Herrschen geboren sei und deshalb auch ein guter Herrscher wäre.
All die Jahre, in denen er seinen Bruder nicht gesehen hatte, hatte er diese Vorstellung aufrechterhalten.
Die Sorge um sein Land, die aus Leonidas unzähligen Briefen sprach, schien dies zu bestätigen. Erst hatte er nur den Verdacht geäußert, dass sich immer noch Elben in Ardelan aufhalten würden. Nach und nach hatte er herausgefunden, dass diese eine echte Bedrohung für sein Volk darstellten, da sie mit ihren magischen Kräften Ernten vernichteten, Unwetter herbeiriefen und Kinder entführten. Leonidas hatte Valerian Abschriften aller Beweise geschickt
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