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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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fliegen?! Die Zeit brauchst du allein schon, um hin und her zu reisen. Lüg mich nicht an du … du …«
    Natürlich hatte Leonidas recht. Selbst wenn Valerian sich nicht lange mit Schlafen und Essen aufhielt und jeden Tag frische Pferde vor die Kutsche spannen ließ, hätte er kaum die Zeit, auch nur einmal die Bücher zu prüfen, und seine Untertanen würden nicht einmal merken, dass er da gewesen war.
    »Selbst wenn es länger dauert«, antwortete er grimmig, »werde ich dennoch wieder da sein, bevor du deine Armee zusammenhast.«
    »Wenn du gehen willst, dann geh! Gleich! Meinetwegen brauchst du dann auch nicht wieder zu kommen. Verräter.« Damit leerte Leonidas seinen Becher und verließ den Raum durch einen Ausgang, der hinter den Wandbehängen versteckt war.

    Wütend versetzte Valerian seinem Stuhl einen Tritt, so dass dieser quer durch den Saal flog. Wenn er zu Hause war, würde er sich auf ähnliche Auseinandersetzungen mit seinem Stiefvater gefasst machen müssen. Gewiss würde der sein Amt nicht ohne weiteres aufgeben. Aber genau dazu musste er ihn bewegen. Wieso war ihm das bis heute nie so deutlich bewusst geworden?
    Was Valerian von Erdolstin wirklich fehlte, war eine Frau. Eine starke, selbstbewusste Frau, die aus dem kalten Gemäuer seiner Burg ein echtes Zuhause machen konnte. Eine, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand und die ihm vielleicht sogar einen Sohn gebären würde. Er seufzte.
    Als Leonidas ihm damals Eleonore als seine Braut vorstellte, beneidete Valerian seinen Bruder. Zwar war Eleonore keine Schönheit, doch ihre Art zu reden und sich zu bewegen, hatte sofort sein Herz geöffnet, und dann hatte sie mit ihren klugen Augen mitten hineingesehen.
    Bekümmert hatte Valerian bald feststellen müssen, dass sich Leonidas gar nichts aus ihr machte. Er fand sie hässlich und vorlaut, und er behandelte sie schlecht. Das hatte schließlich zu dem ersten Zerwürfnis zwischen den Brüdern geführt.
    Als Eleonore und das Kind starben, vergoss Leonidas keine Träne.
    Mit der Zeit war Gras über Valerians Zorn gewachsen, doch ein Hauch von Wehmut war geblieben. Trotz der Liebe, die Valerian für seinen Bruder empfand, hatte sich diese Kluft zwischen ihnen nie vollständig geschlossen.

    Der König verlangte nicht nach ihm. Nicht an diesem und auch nicht am nächsten Tag, und so kümmerte er sich um die Vorbereitungen für seine Heimreise. Die Kutscher wussten Bescheid, ebenso seine Wachen.
    Sollte er bis zum Abend nichts von seinem Bruder gehört haben, würde er am Sonntag früh aufbrechen.
    Bei den Ställen hatte Valerian mitbekommen, dass auch Graf von Weiden und Graf von Hohenwart ihre Abreise vorbereiteten, und zwar gemeinsam. Er hätte gerne mit dem König darüber gesprochen, aber da dieser offensichtlich beleidigt war, kam es zu keiner weiteren Aussprache.
    »Sowieso alles nur Humbug«, murmelte er vor sich hin. Sollten die Grafen doch ihre Vorteile nutzen. Bevor ihre Soldaten sinnlos hier herumlungerten, würfelten und Karten spielten, sollten sie lieber daheim ihre Felder bestellen.
    Er versuchte ein letztes Mal mit seinem Bruder zu sprechen, wurde aber nicht vorgelassen. Daraufhin ging er zurück in seine Gemächer, schrieb Leonidas einen Brief und übergab ihn einem Pagen, dann ließ er im Stall ausrichten, dass er bei Tagesanbruch abreisen würde.

    Es war noch dunkel, als die Kutsche zum Tor hinausrumpelte, aber wenn man genau hinsah, konnte man ein blasses Gesicht im Wohnturm hinter einem Fenster erkennen. König Leonidas von Vrage hatte beide Hände zu Fäusten geballt, so dass die Knöchel weiß hervortraten. Seine Haare hingen zottig und fettig bis auf seine Schultern, seine eisblauen Augen glitzerten unergründlich in ihren Höhlen. Die Lippen hatte er zu einem Strich zusammengepresst, aber als die Kutsche hinter der ersten Biegung verschwand, zischte er: »Verräter.«
    Kalt und zornig hallte seine Stimme in dem kargen Raum wieder, als er einen verschreckten Pagen zu Dosdravan schickte, um diesen unverzüglich in seine Studierstube zu zitieren.
    Der Zauberer betrat den Raum und sah so aus, als hätte er die Einladung des Königs bereits erwartet. Er verbeugte sich knapp und trat unaufgefordert näher.
    »Ihr ließet nach mir rufen«, sagte er und sah Leonidas in die Augen.
    Der König starrte ihn an.
    »Ihr werdet mich zu der Stelle begleiten, an der Eure … Helfer … das Feennest gefunden haben. Ihr werdet unter meinen Augen die Verhüllung aufheben und die Elben aus

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