Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Woche sein könnte. Ich habe deinen Eltern versprochen, dich heil wieder heimzubringen, und wenn uns das Glück hold ist, dann werden wir auch erfolgreich zurückkehren.« Theophil stand auf und klopfte seine Hose aus. »Jetzt, mein junger ungeduldiger Freund, werde ich mich auf den Weg machen.«
Philip blieb sitzen. Mit einem Stock stocherte er im Feuer herum und betrachtete die Funken – bleiche Leuchtkäfer, die aus der Glut hüpften.
»Theoretisch wäre es möglich …«, äffte er den Ton seines Lehrers nach. Theophil nahm das alles anscheinend nicht ernst genug. Wie könnte Philip zum Monastirium Wilhelmus reisen, wenn er hier versagte? Mit dem letzten Wasser löschte er die glimmenden Kohlen und schob mit dem Fuß noch etwas Erde darüber, dann holte er die Tasche und kramte nach seinem Messer. Ein Kiefernzapfen fiel ihm in den Nacken. Philip sah hoch in die Krone des Baumes.
»Du bist der Erste heute Abend«, murmelte er. »Öffne mir das Tor, zeig mir den Weg.« Ein Windhauch ließ die Nadeln rascheln. Eine Zustimmung, dachte Philip.
Beschwingt warf er sich die beiden Wasserschläuche über die Schulter und lief leichtfüßig zu dem kleinen Bach, um Wasser zu holen.
Seine Schuhe hatte er im Lager gelassen. Er genoss den Waldboden an seinen nackten Füßen. Viele Stellen waren moosbewachsen und noch kühl, die Ästchen, die darauf lagen, massierten seine Sohlen. Als er an dem Rinnsal ankam, füllte er die Wasserschläuche, ehe er seine Füße in das kühle Nass tauchte. Erst als er mit seinen Zehen den Boden an der Stelle vollkommen aufgewühlt hatte und eine schlammige braune Brühe weiterfloss, dachte er daran, dass er eigentlich auch sein Gesicht und seine Hände hätte waschen können. Er schnupperte kurz an sich und rümpfte die Nase, dann zog er seine Füße aus dem Schlamm und machte sich auf die Suche nach einer anderen Stelle, wo er sich waschen konnte.
Er legte sein Kettenhemd sorgfältig auf den Boden und warf seine Hose darüber, um dessen Glanz zu verbergen. Zwar war hier keiner außer ihm und Theophil, trotzdem, auch Theophil sollte nicht an dieser Stelle auftauchen, solange er nackt in einer Handvoll Wasser planschte.
Erfrischt zog er sich an und machte sich auf den Rückweg. Die Sonne blinzelte und malte kleine Kreise auf den Boden. In den Zweigen über seinem Kopf gurrte eine Wildtaube. Wenn er jetzt seinen Bogen dabeihätte …, dachte er und stellte sich vor, wie sie duftend über dem Feuer brutzelte. Sein Blick suchte die Baumkronen ab. Die metallene Spitze, die im Boden steckte, sah er nicht. Noch ein Schritt, und seine Ferse kam auf dem glanzlosen Dorn auf. Der Schmerz traf ihn unmittelbar und so heftig, dass er zu Boden stürzte.
Mit zusammengebissenen Zähnen und geschlossenen Augen versuchte er die Qual zu bezwingen. Langsam richtete er sich auf und zog sein verletztes Bein zu sich heran. Die Wunde blutete heftig. Er konnte nicht sehen, wie lang oder wie tief sie war. Er spürte, dass ihm schwindlig wurde, und kniff die Augen fest zu.
Die Wunde brannte, gleichzeitig ging eine unbestimmte Kälte von ihr aus. Tränen, die er nicht verhindern konnte, flossen über seine Wangen, während er den Wasserschlauch entkorkte und das Blut von seinem Fuß spülte.
Für kurze Zeit sah er den Schnitt, der sich durch die hintere Hälfte seiner Ferse zog, dann verwandelte das ausströmende Blut alles wieder in eine einheitlich rote Masse. Zischend stieß Philip den Atem aus, goss noch einmal Wasser auf die Wunde und drückte sie dann fest zusammen.
Weiß zeichneten sich ihre Ränder ab, und zwischen ihnen ein roter Stich, gewunden wie ein Bach in unebenem Gelände. Der Wundschmerz war atemberaubend. Viel schlimmer, als er bei einer solchen Verletzung hätte sein dürfen.
Nach einer Weile löste Philip vorsichtig den Druck seiner Finger. Sofort schoss das Blut, und er drückte noch fester zu.
»So ein Mist«, keuchte er. Seine ganze Wut richtete sich gegen den scharfen Gegenstand, der ihm heimtückisch aufgelauert hatte. Ihn zu finden und zu vernichten war sein oberstes Ziel, aber die Wunde blutete so stark, dass dieser Plan noch eine Weile warten musste.
Er fühlte sich jämmerlich, wie er da am Boden saß, das rechte Bein über das linke gezogen und mit beiden Händen seine Ferse umklammernd. Hemd und Hose waren bereits blutverschmiert.
Er wusste nicht, wie lange er so dagesessen hatte. Der Schmerz in der Ferse war allgegenwärtig. Wild pochte er im Fuß und breitete sich
Weitere Kostenlose Bücher