Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
Tausend Jahre sind eine lange Zeit, und diese Zeit ist vergangen seit der Schlacht im Wilmus-Tal. Die Schriftrollen, die darüber berichten, sind alt und brüchig und nur wenigen Menschen zugänglich. Es gibt keine offiziellen Aufzeichnungen, in denen die Elben erwähnt werden. König Peregrin hat sie seinerzeit für ausgestorben erklärt, um die Zauberer zu beseitigen.«
»Diese Schriftrollen über die letzten Elbenkriege«, begann Philip. »Wo befinden sie sich?«
Theophil lächelte geheimnisvoll. »König Peregrin sorgte dafür, dass sie an einen sicheren Ort gebracht werden konnten, an dem sie sowohl vor dem Verfall als auch vor ungebetenen Blicken sicher sind.«
»Ihr kennt diesen Ort.«
Theophil nickte.
Missmutig kauerte Philip nach dem Essen an einem Baum und sah seinem Lehrer zu, wie er die Töpfe reinigte. Er selbst war zur Tatenlosigkeit verdammt, und Theophil ließ keine Einwände gelten. Er hatte ihm verboten, mit seinem Bogen auf die Jagd zu gehen, stattdessen hatte er ihm eine weitere Tasse von dem widerlich schmeckenden Weidenblättertee in die Hand gedrückt und gemeint, er würde noch etwas grün um die Nase herum aussehen. Tatsächlich spürte Philip wieder das krampfartige Pochen in seinem ganzen Bein, und beim Verbandwechsel hatte die Wunde auch wieder geblutet.
»Ich muss noch einmal los. Du ruhst dich aus, damit du heute Abend frisch bist«, sagte der Lehrer und schulterte seinen Rucksack.
»Kann ich nicht doch irgendwas tun?«
»Ruh dich aus! Werde gesund! Damit ist uns am meisten geholfen.« Theophil lächelte väterlich und verschwand zwischen den Bäumen. Wenn Philip die Zeit zwischen ihren Versuchen, durch eines von Pal’dors Tor zu gelangen, bisher schon endlos vorgekommen war, so war das Warten, wenn man zur absoluten Untätigkeit gezwungen war, ganz und gar unerträglich.
Sein Blick fiel auf das Messer. Gefährlich hatte Theophil gesagt. Na und? Philip wusste, wie man Holz zerkleinerte. Für seine Mutter hatte er schließlich beinahe täglich Holzspäne gespalten. Er würde sich gewiss nicht verletzen. Außerdem brauchten sie dringend Feuerholz, und unweit im Wald lag ein langer, morscher Ast.
Theophil war nicht hier und würde ihn nicht daran hindern können. Wenn er nachher wiederkam und das Holz in ansehnlicher Größe aufgestapelt war, würde er nicht allzu böse sein.
Philip humpelte zu dem Messer und sah es sich von allen Seiten an. Jetzt benahm er sich schon genau so lächerlich wie Theophil. Es gab doch keinen Grund zur Sorge. Er hatte das Messer schließlich bis hierhergebracht. Was sollte schon passieren?
Entschlossen packte er es am Griff und hob es hoch. Es war immer noch eiskalt.
Humpelnd schleppte er sich zu dem abgebrochenen Ast und begann ihn an Ort und Stelle zu zerkleinern. Mühelos spaltete die Klinge das Holz. So spielerisch leicht war ihm diese Arbeit noch nie von der Hand gegangen. Kurze Zeit später lag an der Stelle des Astes ein ansehnlicher Stapel Brennholz, und Philip hielt bereits nach dem nächsten Ast Ausschau, als er die Kälte spürte, die zwischenzeitlich von seinem ganzen Arm Besitz ergriffen hatte. Er legte das Messer zur Seite und rieb seine Finger, aber sie wollten nicht warm werden. Also suchte er sich einen sonnigen Fleck am Fuße eines Baumes und setzte sich hin.
Erst jetzt merkte er, wie erschöpft er war. Sein Bein pochte, seine Hand zitterte, und der Verband war rot von Blut. Er fühlte sich elend. Ob alle Verletzungen, die von Gnomklingen herrührten, so schmerzhaft waren? Erschöpft schloss er die Augen und lauschte dem Gesang der Vögel und dem Flüstern des leisen Windes in den Wipfeln der Kiefern.
Da war aber noch etwas. Am Rande seiner Wahrnehmung machte sich ein Geräusch bemerkbar. Erst klang es wie das Streifen seines Hemdes an der rissigen Rinde der Kiefer. Aber es hörte selbst dann nicht auf, wenn er vollkommen bewegungslos dasaß.
Er lauschte. Die Bäume waren unruhig, falls man so etwas von Bäumen behaupten konnte.
In den vergangenen Tagen, in denen Philip oft versucht hatte, die Bäume zu belauschen, waren ihre Töne anders gewesen, da war er sich sicher. Außerdem hatte er sie nur hören können, wenn er sie nicht direkt beachtete.
Aus dem Kratzen und Schaben wurde ein Knurren und Murmeln, und obwohl der Wind nicht zugenommen hatte, schaukelten die Baumkronen bedenklich. Die Unruhe griff auch auf Philip über. Was war hier los?
Obwohl er die Fähigkeit besaß, die Laute der Bäume zu hören, so fehlte ihm
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