Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
wellenartig in seinem ganzen Körper aus. Seine Hände waren glitschig von Blut. Die Gedanken trüb. Die Welt um ihn herum wurde bedeutungslos. Es gab nur noch Schmerz und Blut, Blut und Schmerz.
Noch einmal verringerte er den Druck auf seine Wunde. Die Ränder klappten nicht mehr so weit auf, und nur noch wenig Blut sickerte durch. Eine Weile starrte er seine Ferse teilnahmslos an, dann schob er den Fuß von sich fort und versuchte, aufzustehen. Die Wunde nicht mehr vor Augen, löste sich der Druck in seinem Magen, und etwas von seiner alten Energie kehrte wieder.
Auf Knien rutschend suchte er den Boden nach dem Gegenstand ab, der ihm diese Marter zugefügt hatte. Dicht neben einer Baumwurzel sah er etwas aufragen. Vorsichtig legte er den Finger darauf. Es war spitz, scharf und von undefinierbarer Farbe. Als er mit der Fingerspitze auf der Wellenlinie entlangfuhr, handelte er sich einen oberflächlichen Schnitt ein, der sofort heftig blutete. Fluchend steckte Philip den Finger in den Mund und lauschte dem dumpfen Pochen, das sich in der ganzen Hand ausbreitete.
»Was zum Teufel ist das?«, knurrte er und machte sich mit der ihm verbleibenden Hand daran, die Erde zu lockern.
Mit seinem Messer stocherte er im Waldboden und versuchte den Gegenstand herauszustemmen. Erst bewegte er sich nicht, doch dann gab die Erde plötzlich nach.
Auf einer Länge von Philips Unterarm öffnete sich der Boden. Fast sah es so aus, als würde die Erde dieses verkrustete Etwas ausspucken. Hervorwürgen, was sie nur widerwillig eingeschlossen hatte.
Rasch bröselte der unförmige Erdklumpen auseinander, bis nur noch ein aschfarbenes Ding vor Philip lag. Es sah aus wie ein Messer – oder ein Schwert. Die Klinge und der Knauf waren aus einem Guss. Der Knauf war länger als die Klinge, er war grob geschmiedet, für eine Hand, die doppelt so groß sein musste wie die von Philip. Die Klinge, deren Spitze sich eindrucksvoll in Philips Ferse gebohrt hatte, war wellenförmig geschliffen.
Vorsichtig, als könnte ihn das Messer anspringen, fasste Philip es am Knauf und hob es hoch. Es war schwer, aber es lag überraschend gut in der Hand. Das Metall war so kalt, als hätte es im Schnee gelegen. Philip spürte die Kälte, die seinen Arm hochwanderte, und ließ das Messer fallen. Es fiel auf einen trockenen Ast, der sofort in zwei Teile zerbarst.
»Erstaunlich«, murmelte Philip.
Mit diesem Messer würde er in kürzester Zeit Brennholz für einen ganze Woche in handliche, kleine Scheite verwandeln können.
So gut es ging, versuchte er den verletzten Fuß zu schonen. Er hob das Messer und die Wasserschläuche auf und humpelte zurück ins Lager. Doch jeder Schritt war eine Qual. Der Schmerz fraß sich über den ganzen Fuß, am Schienbein hoch bis zum Knie. Der Weg schien unendlich lang. Das letzte Stück kroch Philip auf allen vieren und blieb schließlich erschöpft liegen.
Es dauerte geraume Zeit, bis er sich so weit aufrappeln konnte, um sich seine Ferse anzusehen. Die Wunde war offen und blutete stark. Philip überließ sich dem Schmerz. Sein Bein pochte und brannte. Stöhnend legte er sich hin.
Nach und nach erfasste ein eisiges Dröhnen das ganze Bein. Schließlich bildete er sich ein, dass die Kälte, die von der Wunde ausgehend nach ihm griff, immer weiter nach oben wanderte, wenn er sich nicht sofort hinsetzte. Schweiß lief ihm über das ganze Gesicht, als er sich neben einen Baum setzte und den Kopf an den Stamm lehnte. Es war tröstlich, die rauhe Rinde zu spüren. Er lauschte den unverständlichen Worten des Baumes. Worte, die ihn einhüllten und streichelten.
»Wie siehst du denn aus?« Der erschrockene Ausruf drang wie aus weiter Ferne an Philips Ohr, und er öffnete mühsam die Augen. Theophil beugte sich zu ihm hinunter und fasste besorgt an Philips kaltschweißige Stirn.
»Mein Bein«, flüsterte Philip. Theophil warf einen flüchtigen Blick auf die Wunde, dann holte er seine Tasche und begann den Fuß zu reinigen. Philip versank in Apathie.
»Wie ist das geschehen?«, fragte der Lehrer. Matt hob Philip den Arm und deutete auf das Messer.
»Ach du meine Güte«, stieß Theophil aus. »Was ist denn das?« Mit einem Satz war er bei der Waffe und musterte sie wie ein seltenes Tier. Dabei vermied er jedoch jede Berührung. Wenn Philip nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre, die Zähne zusammenzubeißen, hätte er bestimmt laut gelacht, denn Theophil kroch um das Messer herum und betrachtete es von allen
Weitere Kostenlose Bücher