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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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seine Feinde weithin sichtbar machen.
    Vorsichtig hob er den Kopf aus dem dornigen Ufergestrüpp und versuchte etwas zu erkennen. Etwa hundert Schritte von ihm entfernt standen auf einer kleinen Anhöhe einige Bäume. Wenn er es bis dorthin schaffte, dann hatte er zumindest etwas Deckung. Die Kronen der Bäume waren weit ausladend, und Philip hoffte insgeheim, dass es sich um eine Gruppe Eichen handelte. Er sah sich noch einmal nach allen Seiten um, dann rannte er los. Dabei versuchte er sich so klein wie möglich zu machen. Sein Bein brannte bei jedem Schritt, aber er biss die Zähne zusammen und erreichte schließlich die Bäume. Keuchend blieb er am Boden liegen. Jetzt war ihm zumindest nicht mehr kalt. Er hob den Kopf, und die Landschaft um ihn herum bekam ein Gesicht. An einem Baumstamm richtete er sich auf und ließ seinen Blick schweifen. Unten am Bach konnte er Häuser erkennen. Lurdrop wäre nicht mehr weit gewesen. Theophil hatte gesagt, er solle an der Schweinewiese den Bach verlassen. Philip sah zu der Stelle zurück, an der er den Bachlauf verlassen hatte. In dem hohen Gras zeichnete sich deutlich seine Spur ab. Ein Streifen niedergetrampelter Halme vom Bach bis hinauf zu den Bäumen. Wütend, erschöpft und verzweifelt rieb er sich über das Gesicht. Was für ein dummer Fehler. Er hatte nicht daran gedacht, dass diese Spur so verräterisch war. Fluchend sah er sich noch einmal nach allen Seiten um und humpelte dann wieder hinunter zum Wasser. Er achtete darauf, in der bereits angelegten Spur zu bleiben. Als er endlich am Waldrand ankam, färbte sich der Himmel bereits blau. Von den Feldern flüchtete die Nacht. Nur der Wald hielt die Dunkelheit noch eine Weile gefangen. Schon jetzt konnte Philip das, was vor ihm lag, deutlich besser erkennen als das, was hinter ihm lauerte.
    Er sah nicht zurück. In gebückter Haltung humpelte er durch das eiskalte Wasser. Er war so erschöpft, dass er kaum noch auf den Beinen stehen konnte. Sein gesundes Bein zitterte vor Anstrengung, das verletzte vor Schmerz. Tränen liefen über sein Gesicht, aber er merkte es gar nicht. Immer weiter trieb er sich voran. So verzweifelt er sich während der finsteren Nacht etwas Licht gewünscht hatte, so sehr fürchtete er sich jetzt, da dieser Wunsch in Erfüllung ging, und das Licht schreckte ihn mehr, als die Nacht es getan hatte.
    Er erreichte die ersten Häuser von Lurdrop zeitgleich mit der Sonne. Während er sich im Bach vorwärtskämpfte, berührte sie die Dächer mit ihren Strahlen. In den Höfen kam Leben auf. Ein Hahn krähte, ein Hund bellte. Die Kühe in den Ställen muhten unruhig. Aus den Häusern hörte man Stimmen. Rechts vom Bachlauf endete plötzlich das Gestrüpp. An seine Stelle trat aufgewühlter schlammiger Boden. Die Schweinewiese! Erleichtert trat Philip ans Ufer und versank sogleich knöcheltief im Dreck. Fluchend zog er seinen Fuß aus dem Schlamm und spülte ihn im Bach ab, ehe er die Schuhe auszog und versuchte, an möglichst trockenen Stellen über diese Wiese zu kommen. Er hörte bereits den Schweinehirten pfeifen.
    Mit letzter Kraft erreichte den schmalen Weg und drückte sich schutzsuchend an das nächstbeste Haus.
    Der Schweinehirte hatte seinen grauen Filzhut tief ins Gesicht gezogen und sah weder nach links noch nach rechts. Er trieb die Schweine mit einer Weidenrute voran und pfiff dabei vor sich hin. Als er auf die Schweinewiese abgebogen war, stieß sich Philip von der Hauswand ab und ging weiter, ohne recht zu wissen, wohin er sich wenden sollte.
    »Was hast du hier zu suchen?«, fragte ihn plötzlich eine barsche Stimme. Philip fuhr herum und sah eine große, stämmige Frau. Über ihr grobes Kleid hatte sie eine fleckige Schürze gebunden und auf dem Kopf trug sie ein buntes Tuch, dem man ansah, dass es schon viele Male gewaschen worden war. Die Hände hatte sie in die Hüften gestemmt und sah ihn forschend an. Philip fiel nichts ein, was er sagen konnte, denn er fürchtete, dass diese Frau eine Lüge zehn Meilen gegen den Wind riechen konnte.
    »Ich habe eine Nachricht für Mathilda«, sagte er leise.
    »Was ist es denn?«, fragte die Frau. Aber Philip schüttelte den Kopf.
    »Ich bin Mathilda …«, sagte sie ungeduldig.
    Philip musterte sie prüfend. »Theophil schickt mich«, sagte er vorsichtig.
    »Mein Vetter Theophil schickt mir einen nassen, dreckigen und zerzausten Kerl?« Sie schüttelte den Kopf und zuckte gleichzeitig mit den Schultern, als wären solche Überraschungen nur von

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