Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)
hatte, um zu der Gruppe Eichen zu gelangen. Mathilda reinigte in der Zwischenzeit seine Wunde und legte ihm einen neuen Verband an, was Philips Schmerzen zwar nicht milderte, aber zumindest die Blutung stoppte.
»Ich kümmere mich darum, dass niemand deine Spuren findet. Ruh dich aus.« Sie breitete ihm einige Decken auf dem Boden aus, dann verabschiedete sie sich und ging hinaus.
***
»Ihr habt den Flüchtigen immer noch nicht gefasst?« Die Stimme des Königs war eiskalt. Wut funkelte in seinen blassen Augen.
»Der Wald ist groß, Majestät, die Bäume behindern meine Suche. Sie schützen ihn.«
Dosdravan war nicht weniger wütend als der König, aber er hatte seine Gefühle besser unter Kontrolle. Wie sollte er den Jungen suchen, wenn er dem König jetzt, zum ungünstigsten Zeitpunkt, Rechenschaft darüber ablegen musste.
Erst war ihm die Suche nach einem wertlosen Menschen als reine Zeitverschwendung erschienen. Der Fund des Messers war von zu großer Bedeutung. Elbisches Blut klebte daran. Aber um alle Geheimnisse zu entschlüsseln, benötigte er Ruhe und einige Zauberhandgriffe, die er nicht anwenden konnte, solange all diese Menschen in der Nähe waren. Als er dann endlich die Sprache des Messers verstand und herausfand, dass an dem Jungen ebenfalls etwas Elbisches war, hatte er sofort einen Boten zum König geschickt und sich auf die Suche nach dem Flüchtigen gemacht. Er wollte diesen Jungen. Seine Spur war noch frisch und doch irgendwie verschwommen. An dem Bach war er ihm ganz nahe, er konnte die Hand nach ihm ausstrecken und ihn beinahe erreichen, doch dann war er plötzlich weg gewesen. Vollkommen ausgelöscht. Selbst die Soldaten, die die Magie des Waldes nicht so sehr beeinträchtigte wie ihn, konnten den Kerl nicht finden. Er hatte sie bei Tagesanbruch noch einmal losgeschickt, damit sie den verfluchten Bach in jede Richtung absuchen konnten. Menschen waren in der Nacht, mit ihrer eingeschränkten Wahrnehmung, einfach nicht zu gebrauchen. Und die dämlichen Fackeln verrieten ihr Kommen schon von weitem.
»Ihr seid unfähig!«, zischte der König. »Er ist verletzt, allein und ohne Verpflegung, wahrscheinlich läuft er weinend durch den Wald und ruft nach seiner Mutter, aber weder ihr noch diese Taugenichtse, die sich die Wache des Königs nennen, sind fähig, mir diesen Welpen vor die Füße zu werfen.«
»Majestät – Ihr könnt mir glauben, dass auch mir sehr viel daran liegt, den Burschen zu ergreifen. Ihr habt sein Gepäck da, wie ich sehe. Dürfte ich einen Blick darauf werfen?«
Der König winkte ab. »Da ist nichts dabei, was irgendwie von Bedeutung ist.«
»Bitte Majestät!« Leonidas machte eine großmütige Armbewegung und gewährte dem Zauberer Zugang zu den Taschen, die in einer Ecke der Halle lagen. Gelangweilt lehnte er sich zurück.
Dosdravan sah sich jedes einzelne Stück, das er aus den Taschen beförderte, genau an, zog es an seine lange, gebogene Nase und beschnüffelte es wie ein Hund. Leonidas kicherte, aber der Zauberer ließ sich davon nicht beirren.
»Die meisten Sachen, die in diesen Taschen sind, waren nicht im Wald«, sagte er und schnüffelte weiter. »Jemand hat sie nachträglich ausgetauscht.«
Der König richtete sich in seinem Sessel auf und sah aufmerksam zu Dosdravan hinüber.
»Was redet Ihr da?«
Der Zauberer erhob sich und strich selbstgefällig über seinen langen weißen Bart.
»Irgendjemand versucht Euch an der Nase herumzuführen. Wer hatte Zugang zu dem Gepäck?« Sein Blick war so stechend, dass Leonidas versucht war, sich wie früher, wenn sein Vater ihn zur Rechenschaft gezogen hatte, zu verteidigen. Dann straffte er jedoch seine Schultern und sah seinerseits den Zauberer herausfordernd an.
»Ich bin hier derjenige, der Fragen stellt!«, antwortete er grob und klatschte zweimal in die Hände, was einen verschreckten Pagen aus einer Nische hervorlockte.
»Bring mir den Stallburschen«, befahl er, und der Page verschwand so schnell, als hätte ihn der Zauberer weggehext.
Ein breiter, kräftiger Mann betrat den Thronsaal. Er verbeugte sich tief vor dem König und neigte dann misstrauisch seinen Kopf vor dem Zauberer.
»Ihr ließet mich rufen, Majestät«, sagte er. Der König blickte auf den Pagen, der hinter ihm stand.
»Ich sagte den Stallburschen, du Schwachkopf«, brüllte er. Der Page schien am liebsten im Boden zu versinken.
»Majestät, ich habe Strupp, den Stallburschen, aus dem Dienst entlassen. Er verließ im Morgengrauen die
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