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Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition)

Titel: Neobooks - Hinter verborgenen Pfaden: Der geheime Schlüssel I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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ernähren konnte. Das Geld, das der König dafür zahlte, reichte kaum, um das Schmiedefeuer zu schüren.
    Die Sorgen ließen ihn oft nicht zur Ruhe kommen. In der vergangenen Nacht hatte er zudem kaum geschlafen. Jar’jana war von heftigen Fieberkrämpfen heimgesucht worden, und Lume’tai hatte die ganze Nacht über gewimmert. Die Pflege des Säuglings war ihm zugefallen, da Phine am Bett von Jar’jana wachen musste. Feodor machte sich Sorgen. Nicht nur wegen des schlechten Gesundheitszustands der Elbin, sondern auch um seine Frau, die die Hauptlast dieser Situation zu tragen hatte. Dass Philip nicht da war, merkte man deutlich. Er fehlte an allen Ecken und Enden.
    Feodor hatte sich schon oft gefragt, ob es wirklich nötig gewesen war, die Elbin zu sich nach Hause zu bringen. Oder ob sie nicht vielleicht damals im Wald doch von Mitgliedern ihres Volkes gefunden worden wäre.
    Einmal hatte er diese Gedanken in Josephines Anwesenheit geäußert, aber sie hatte empört erwidert, dass Lume’tai den Tag im Wald nicht überlebt hätte. Es sei das einzig Richtige gewesen, die Elbin zu retten.
    Lume’tai. Schon der Gedanke an sie zeichnete ihm ein Lächeln ins Gesicht. Sie war ein Sonnenschein, ein Lichtblick, wärmte jedem das Herz, der sie ansah. Ihre aufmerksamen, wissenden Augen, die einem aus ihrem kleinen Gesicht entgegensahen, hatten sogar seine wilden Söhne gezähmt. Wenn sie in ihre Wiege sahen und sie schlief, schlichen sie leise und traurig davon. Wenn ihre Wiege nicht in der Küche stand, fragten sie sogleich: »Wo ist Lumi?«
    Feodor wagte gar nicht daran zu denken, was geschehen würde, wenn Philip ihre Verwandten fand und diese sie abholten. Schon dieser flüchtige Gedanke zog schmerzhaft seinen Magen zusammen, und bei allen Belastungen, die sie und ihre Mutter seiner Familie auferlegten, war er bereit, noch mehr auf sich zu nehmen, wenn nur Lume’tai bei ihnen blieb.
    Endlich hatte er das Stadttor erreicht und zog den Karren über den gepflasterten Bereich in den Schatten der Mauer. Noch ein paar Schritte, dann hatte er es geschafft.
    In dem dämmrigen Licht unter dem breiten Torbogen erregte plötzlich etwas seine Aufmerksamkeit. Er verlangsamte seine Schritte.
    An der Wand lehnte etwas, das Feodor nur erahnen konnte. Er hatte es so oft in diffusem Licht gesehen und sich unzählige Male darauf gestützt, dass er es selbst in tiefster Dunkelheit erkannt hätte, so vertraut war es ihm. Doch heute war es ein böses Omen und zog ihm den Boden unter den Füßen weg. An der schattigen Mauer unter dem Waldtor lehnte sein Wanderstab. Die Deichsel des Wagens entglitt seinen kraftlosen Fingern. Er taumelte auf den Stab zu. Er wagte es nicht, ihn zu berühren, so, als würde das alles nicht wahr sein, solange er ihn nicht in die Hand nahm. Schließlich packte er ihn und nahm ihn in seine rechte Hand.

    Als Phine den Wanderstab in Feodors Hand sah, wurde sie blass, sagte aber kein Wort. Stumm sahen sie sich in die Augen, während Jaris und Jaden an ihrem Vater hochsprangen wie junge Hunde. Jeder seiner Söhne hatte etwas zu erzählen, und bei Tisch ging es genauso lebhaft zu wie sonst, nur die Eltern tauschten besorgte, traurige Blicke.
    Als alle Kinder im Bett waren, saß Phine weinend am Tisch und salzte das Schaffleisch ein. Feodor kam aus dem Schuppen, wo er das Fell aufgespannt hatte, und nahm seine Frau in den Arm. Halt suchend klammerten sie sich aneinander, bis Phine das Schweigen brach. »Wo hast du den Stab gefunden?« Sie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht.
    »Am Waldtor. Ich habe ihn schon ein paarmal zerlegt, aber es ist keine Botschaft drin. Meinst du er … er ist tot?«
    »Theophil?«
    »Nein, Philip.« Feodors Worte klangen gepresst.
    »Das wüsste ich. Nein, er ist nicht tot. Er lebt …«
    Die Worte seiner Frau beruhigten Feodor. Sie hatte die Gabe, den Tod oder das Leben zu spüren. Er ist nicht tot, war das, was er sich den ganzen Abend über aus ihrem Mund zu hören gewünscht hatte.
    Phine wandte sich wieder dem Fleisch zu. »Wir hätten ihn nicht gehen lassen dürfen«, murmelte sie.
    »Wir hätten ihn nicht aufhalten können«, sagte Feodor. »Wir wissen doch schon sein ganzes Leben, dass er seinen eigenen Weg finden muss.«
    »Wir alle müssen das. Aber er ist jetzt möglicherweise alleine im Wald. Wir sind seine Eltern, wir hätten ihn schützen sollen, aber wir haben ihn unbedacht in sein Unglück laufen lassen.« Sie weinte leise.
    »Das haben wir nicht! Wir haben uns

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