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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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Rechtsrock- CD s und Szenezeitschriften an. Wie ein Ewiggestriger sieht hier kaum jemand aus. Ein junger Mann flaniert an den Auslagen vorbei. »Hasta la Vista Antifascista« prangt in geschwungenen weißen Lettern auf seinem modischen »T-Hemd«, wie diese Form der Oberbekleidung in der extrem rechten Szene heißt: »Auf Wiedersehen, Antifaschist«, darunter zwei gekreuzte Revolver. Unweigerlich weckt die Drohung Assoziationen an den Kinofilm »Terminator«. In dessen zweiten Teil mit dem Titel »Tag der Abrechnung« vernichtet der von Arnold Schwarzenegger gespielte Killerroboter T- 800 seine Kontrahenten: »Hasta la vista, baby!«, kommentiert Schwarzenegger lakonisch – ein Satz, der Filmgeschichte schrieb.
    Am Informationsstand der Jungen Nationaldemokraten ( JN ) spricht unterdessen eine junge dunkelhaarige Frau ein interessiert schauendes Pärchen an. Ihr Outfit steht in krassem Gegensatz zum Erscheinungsbild jener Aktivisten der völkisch-nationalistischen Gemeinschaft Deutscher Frauen, die sich einige Stände weiter um die Kinderbetreuung kümmern. Dort bieder uniformiert wirkende Rock und Bluse, hier modisch coole knielange Cargohose nebst vierreihigem Nietengürtel und weißem Männerunterhemd. Ansatzweise lässt sich eine Tätowierung erkennen, die sich vom Ausschnitt abwärts zum Bauch zieht. »Sucht ihr was?«, fragt die gestylte junge Frau das Pärchen: »Wir haben gerade etwas Neues reinbekommen«, sagt sie und zieht ein modisch geschnittenes blaues T-Shirt hervor. Über einem zerlaufenden rosa Farbklecks findet sich das Bekenntnis: »Kein Bock auf Kapitalismus«. Die Buchstaben des Wortes Kapitalismus bröckeln. Daneben ein Vermummter, nur die Augen sind unter der Baseballkappe zu erkennen, sowie das Logo der NPD -Jugend. Darunter der Slogan: »Antikapitalistisch, Revolutionär, Sozialistisch«. Die angesprochene junge Frau hält sich das T-Shirt an und wendet sich ihrem Freund zu. »Sieht gut aus!«, nickt der anerkennend: »Wenn du es willst … komm, ich zahle es.«
    In Riesenschritten haben NPD und JN in den letzten Jahren Anschluss an die Jugend- und Musikszene der extremen Rechten gesucht – und sie haben ihn gefunden. Als die Partei 1964 in Hannover gegründet worden war, bestand sie vor allem aus ehemaligen Parteigenossen der NSDAP und Nationalkonservativen, die Marsch- und Volksmusik liebten, denen aber die Kultur der Nachkriegszeit – Jazz und Rockmusik – fremd war. Selbst in den 90 er Jahren konnten viele in der NPD nichts mit Skinheads, ihrem Habitus und ihrer Musik anfangen. Erst unter dem Vorsitzenden Udo Voigt öffnete sich die Partei für jene, deren betont antibürgerlicher Gestus die älteren Mitglieder eher abgeschreckt hatte. Bewusst ging die NPD auf Tuchfühlung zum Skinhead-Spektrum, ein Anlaufpunkt dafür wurde der neu initiierte »Tag des nationalen Widerstands« mit Redebeiträgen und Musikeinlagen.
    »Wir haben die nationale Jugend hinter uns«, verkündete Voigt auf dem ersten Tag dieser Art 1998 . Rund 4000 vorwiegend junge Sympathisanten waren nach Passau in die Nibelungenhalle gekommen. Zwei Jahre später waren es bereits mehr als 5000 Anhänger. Für die »Jugend« hatte die Partei eine Legende des Rechtsrock eingeladen – Steve Calladine. Unter seinem Künstlernamen »Stigger« gehörte der heutige Solomusiker einst zur Besetzung der neonazistischen britischen Skinhead-Band Skrewdriver. Deren 1993 verstorbener Frontmann Ian Stuart Donaldson ist bis heute die Ikone dieses Musikspektrums. »Die britische Kult-Band Skrewdriver hat zeitweilig viel zum Erfolg der National Front beigetragen«, hob 1999 das Neonazi-Magazin »Hamburger Sturm« im Gespräch mit Udo Voigt hervor. Ian Stuart, wie er in der neonazistischen Musikszene stets genannt wird, war Mitglied der neonazistischen britischen Partei. Seine Band hatte Anfang der 80 er Jahre eine Reihe von Auftritten für die National Front absolviert. »Kannst du dir vorstellen, daß eine oder mehrere deutsche Bands für die NPD eine ähnliche Rolle spielen?«, fragte das 2000 verbotene Magazin »Hamburger Sturm« den Parteivorsitzenden Voigt. »Wenn deutsche Gruppen sich in Zukunft dazu überwinden könnten, sich positiv über die NPD zu äußern, Musik für die NPD machen würden oder sich in ihren Beiträgen für die NPD engagieren würden, könnte ich mir vorstellen, daß ihnen diese Schlüsselfunktion zukommen könnte«, orakelte Udo Voigt.
    Manche überwanden sich, wie Michael Regener alias »Lunikoff«. Der Sänger

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