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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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der neonazistischen Berliner Band Landser machte sich für die NPD stark. 2003 wurde Regener zu drei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt. Das Berliner Kammergericht hatte die Gruppe als kriminelle Vereinigung eingestuft, deren Mitglieder willentlich in ihren Songs zu Straftaten aufriefen. In einer Passage des Liedes »Rock gegen ZOG « heißt es unmissverständlich: »Kunst ist eine Waffe für gewaltbereite Musikanten.« Das Kürzel » ZOG « steht in der Nazi-Szene für »Zionist Occupied Government«, auf Deutsch »Zionistisch besetzte Regierung«. Noch während des Prozesses gründete Regener eine neue Band: Die Lunikoff Verschwörung. Drei CD s veröffentlichte er bis zu seinem Haftantritt am 11 . April 2005 –
darunter den Live-Mitschnitt eines Konzertes vom November 2004 im ostsächsischen Mücka, das die NPD ermöglicht hatte. Kaum saß die Partei nach dem Wahlerfolg vom September 2004 im Sächsischen Landtag, meldete die Jugendorganisation Veranstaltungen unter dem Motto »Singen und Tanzen für Deutschland« an – ein Dank an die Wählerschaft, hatten doch 16 Prozent der 18 - bis 24 -Jährigen NPD gewählt.
    Zwischen Selbststilisierung und Mythisierung deutscher Frontsoldaten redet »Lunikoff« Tacheles: »Mundschutz und Schienbeinschoner gehören zu unserer Garderobe. (…) wir sind die Jungs fürs Grobe«, singt er in einem Lied, und in einem anderen heißt es: »Wenn es den feinen Herrschaften in ihren Villen graust, dann kommt mit Karacho Rock’n’Rollocaust. Die Lunikoff Verschwörung, die Kapelle ohne Gnade, fährt dieser Republik volles Programm in die Parade.« Offen bekennt die Band: »Wir lieben unser Land, aber wir hassen diesen Staat. Wir werden sie noch aufgehen sehn, unsere Saat. Und dann gibt es keine Gnade, unser Hass ist viel zu groß.« Und in dem Lied »Unsere besten Leute«, dessen Text im Begleitheft zur CD mit dem Logo der NPD hinterlegt ist, drohen sie: »Schröder, Schily, Fischer sind unsre besten Leute. (…) Sie treiben uns die Wähler scharenweise zu. Jetzt sitz ich vor der Glotze und bin es, der frech grient, sie erhöhen sich die Diäten, Mensch Jungs, ihr habt’s verdient. Denn ihr seid Deutschlands Hoffnung, auch wenn ihr das nicht wollt. Heute rollt für euch der Rubel, ratet mal, was morgen rollt.«
    Unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen der neonazistischen Szene ist »Lunikoff« ein Star. Über seinen Kultstatus ist sich die NPD bewusst und weiß ihn strategisch einzusetzen. Unter dem Motto »Freiheit für Lunikoff – Lasst unsere Kameraden raus« mobilisierte die Berliner NPD im Oktober 2006 in die »Reichshauptstadt«, wie die Metropole an der Spree in der Szene bezeichnet wird. Knapp 1000 Neonazis marschierten vor dem Gefängnis im Stadtteil Tegel auf, um »Lunikoff« zu huldigen, unter ihnen auch Udo Voigt. Der NPD -Vorsitzende nutzte den Anlass, um einige Worte an das durchweg junge Publikum zu richten: »Kameraden und Kameradinnen, ich bin […] davon überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in diesem Land die politische Verantwortung übernehmen werden, denn wir haben die Jugend, wir haben eine Vision, wir können heute sagen mit Fug und Recht: ›Drei Jahre nationale Politik in Deutschland und kein Deutscher ist mehr arbeitslos!‹ (…) Werte Freunde, der Wind dreht sich. Wir bekommen immer mehr Rückenwind.« Und beinahe väterlich-versöhnlich beendete Voigt seine Rede: »Ich weiß, ihr seit heute hergekommen, nicht um Reden zu hören, sondern um Musik zu hören und um zu dokumentieren: Freiheit für Lunikoff, Freiheit für alle Nationalisten!« Im Anschluss an Voigts Auftritt erklomm die Göttinger Band Agitator die improvisierte Bühne – nach der kurzen musikalischen Einlage verhaftete die Polizei deren Sänger Oliver Keudel. In einem Lied soll er gegrölt haben: »Ich bin stolz, ein Nazi zu sein.«
    Bereits in dem Song »Das Lied« hatte er mit seiner Band Agitator bekannt: »Ich bin mit Leib und Seele Nazi, und ich weiß mit Sicherheit: Für mich kann’s nix Schöneres geben, ich bleib Nazi für alle Zeit!« Erschienen waren diese Ergüsse 2005 auf dem Plattenlabel W&B Records von Thorsten Heise, Mitglied im Bundesvorstand der NPD . Heise veröffentlicht auch die Elaborate des »nationalen Barden« und Parteikameraden Michael Müller, der in Bad Lauterberg im Harz lebt. »Aus dem Vergessen...« heißt eine CD von 2006 , auf der Müller »altes Liedgut« neu vertont hat. Darauf findet sich das Lied: »Uns’re Fahne

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