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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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Gruppe der 18 - bis 29 -Jährigen rund 21 Prozent für die NPD . Pünktlich zur vorgezogenen Bundestagswahl 2005 folgte eine neue CD , dieses Mal mit dem Titel »Der Schrecken aller linken Spießer und Pauker. Schulhof- CD «. Der Wahlkampfleiter Peter Marx erklärte dazu: »Mit der Schulhof- CD setzen die Nationaldemokraten den politischen Kampf um die Köpfe und Herzen der jungen Deutschen fort.« 200 000 Stück will die Partei hergestellt haben. Auch wenn diese Zahl wohl zu hoch gegriffen ist, gelang es der NPD doch, bundesweit junge Neonazis in Regionen, wo sie bislang noch nicht sehr präsent gewesen war, dazu zu motivieren, den Tonträger zu verteilen. Im Landtagswahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern im Herbst 2006 versuchte die NPD mit der überarbeiteten CD erneut ihre jugendlichen Wähler zu mobilisieren. Zusätzlich entwarfen sie dafür ein Flugblatt mit dem Titel »Wähl mit 18 «, in dem es hieß: »Die NPD macht keine abgehobene Politik (…). Unsere Sprache ist nicht die Lügenrede aus Funk und Fernsehen, sondern das freie Wort und das freie Lied. Hört doch einfach mal rein …«
    Die je nach CD -Version 14 bzw. 16 Lieder reflektieren indirekt die verschiedenen Positionen der NPD . Die Gruppe Faustrecht aus dem bayerischen Kaufbeuren rockt im Song »Die Macht des Kapitals« zu einem vordergründig antikapitalistischen Text, der bei genauerer Betrachtung deutlich antisemitisch motiviert ist. Sleipnir aus Gütersloh hingegen versucht sich eine Parole politisch Verdrossener zu eigen zu machen, wenn die Band tönt: »Das System bescheißt uns alle, und jeder ist gefragt, ob du Glatze hast oder nicht, ist völlig scheißegal!« Michael und Annett Müller ergehen sich unterdessen unter dem Namen Faktor Deutschland in Wehklagen über die schlechten gesellschaftlichen Zustände: auf der einen Seite der gebeutelte »kleine Mann«, auf der anderen Seite die »Bonzen«. Mit Letzteren meinen sie sowohl Politiker als auch Gewerkschafter und den »Zentralverein« – wohl eine Chiffre für den Zentralrat der Juden in Deutschland. Doch »wenn der Wind sich dreht in diesem Land, wird etwas bewegt durch unsere Hand«, heißt es im von Annett gesungenen Refrain. »Und die Herrscher zittern auch vor deiner Kraft, wenn der Wind sich dreht in diesem Land.« Auf radikale politische Veränderung setzt auch Frank Rennicke im Opferepos »Das Mädchen mit der Fahne«. Er beschwört den fiktiven Tod eines 15 -jährigen Mädchens in Hamburg im Mai 1945 . Es kam ums Leben, weil es ihre »schwarz-weiß-rote Fahne« nicht vor den alliierten Soldaten senken wollte. »Das Opfer des Mädchens – vergesst Ihr es nie«, beschließt Rennicke seine Ballade, »verliert nie den Stolz und kämpfet wie sie. Bis es endlich so weit, dass auch hier irgendwann, die Zeichen des Reiches man zeigen kann.« Da bestimmte Symbole des Deutschen Reichs wie die schwarz-weiß-rote Reichsfahne in der Bundesrepublik nicht verboten sind, kann Rennicke sie kaum gemeint haben. Nicht legal sind dagegen eindeutige Insignien der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Dazu gehört auch die Hakenkreuzfahne – jenes schwarze Symbol im weißen Kreis auf rotem Grund ist nach Paragraph 86 des Strafgesetzbuches verboten.

Die Strategen der NPD setzen neben politischen Klängen auch auf jugendfreundliche Comics. Eigenwerbung betreibt die NPD intensiv im Begleitheft zur CD , das größtenteils aus einem kurzen Comic besteht. Entnommen ist es einem älteren Flugblatt der nordrhein-westfälischen NPD . Zentral ist in der gezeichneten Story das Wiedersehen eines jugendlichen mutmaßlichen Schulabgängers mit einer gleichaltrigen Bekannten vorm Arbeitsamt, wo die junge Frau Werbung für die NPD macht. In einem sich entspannenden Gespräch versucht sie ihm bzw. den Lesern die »Vorzüge« der Neonazi-Partei näherzubringen: »Seit ich die Schnauze voll habe, daß unser Land der Zahlmeister der ganzen Welt ist!«, erklärt sie auf die Frage, seit wann sie denn in der Partei sei: »Wir müssen an unsere und die Zukunft unserer Kinder denken... Ich will nicht, daß meine Kinder später in eine Schule gehen, in der zu 80 % Ausländer sind – in vielen Großstädten ist das doch schon der Fall! Deshalb gibt es für mich nur eine Wahl: NPD !« Im weiteren Verlauf des Gesprächs hebt die junge Frau hervor, dass die NPD »nicht nur eine Protestpartei [sei], die populistische Themen nach Bedarf aufgreift, sondern eine Partei mit einem konsequenten Weltbild.« Und mit einem Verweis

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