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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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auf eine fröhlich vorbeiziehende NPD -Demonstration von jungen Menschen mit NPD -Fahnen und einem Banner mit der Aufschrift »Deutschland den Deutschen« betont sie abschließend: »Mit meiner Meinung bin ich nicht allein. Die NPD ist eine junge Partei... mehr als die Hälfte unserer Mitglieder ist unter 30 . Wir sind eine verschworene Gemeinschaft, die gemeinsam etwas verändern will.« Tatsächlich ist die NPD in der Lebenswelt jugendlicher Cliquen präsent. Politisch wenig bewanderten Jugendlichen gilt sie als Vertretungsinstanz, die sagt, was Sache ist. Für die Älteren ist sie oft die einzige legale wählbare Partei, die ihren neonationalsozialistischen Vorstellungen nahekommt. Die von der NPD propagierte fröhliche Gemeinschaft, beispielsweise im Rahmen der NPD -Jugendorganisation, stellt sich bei näherer Betrachtung indes als streng hierarchisch strukturierte Kaderorganisation dar. Mitmachen darf da erst einmal jeder, doch sobald er oder sie sich dem Einfluss der Institution unterworfen hat, beginnt die Formung nach dem Vorbild der Partei.
    Die Idee der Gratis-Musik- CD haben inzwischen lokale und regionale Verbände der Partei aufgegriffen: Die NPD Mittelfranken setzte 2006 in Zusammenarbeit mit Aktivisten aus den »Freien Kameradschaften« auf den Tonträger »Rebellion im Klassenzimmer – NPD rockt!«. Ein Jahr später beschlagnahmte die Polizei eine neue Variante »Schulhof- CD – 60 Minuten Musik gegen 60 Jahre Umerziehung«, herausgegeben hatte sie der Kameradschaftsbund Hochfranken, verantwortlich für die CD zeichnet der stellvertretende Vorsitzende des NPD -Bezirksverbands Oberfranken, Udo Sieghart aus Hof. Im Herbst 2007 versuchten der NPD -Kreisverband Erfurt-Sömmerda und der JN -Stützpunkt Erfurt mit einem eigenen Tonträger aufzutrumpfen: »Musik für Deutschland, der Nationalen Opposition in Erfurt«.
    Drei Varianten ihrer »Schulhof«- CD bietet die NPD derzeit zum kostenlosen Download auf ihrem Medienserver im Internet an. In Sekundenschnelle können die Audiodateien im MP 3 -Format auf den heimischen Computer heruntergeladen werden. Erhältlich sind diese Songs ferner bei diversen Tauschbörsen, nicht nur bei jenen, die von Neonazis betrieben werden und die oftmals Hunderte einschlägiger Alben anbieten. Mit den richtigen Stichworten finden sich die Lieder der NPD auch bei Soulseek, einer der weltweit größten Internettauschbörsen, die zeitgleich schätzungsweise 100 000 Benutzer bedienen kann. Angeboten werden dort in der Regel Lieder von Madonna, The Police und anderen bekannten Popstars, aber eben auch von Die Lunikoff Verschwörung, Agitator, Frank Rennicke oder Landser. Wegen dieser Angebotspraxis geriet im Sommer 2007 das internationale Videoportal »YouTube« in die Kritik. Neben Propagandafilmen neonazistischer Gruppen, Sequenzen aus nationalsozialistischen Hetzfilmen wie »Jud Süß« stellen Aktivisten des Rechtsrock dort immer wieder Konzertmitschnitte bekannter Rechtsrock-Bands ein. Sie präsentierten auf »YouTube« auch selbst hergestellte Musikvideos mit einschlägigen Bands, wofür oftmals alte »Wochenschau«-Berichte oder anderes Filmmaterial aus der NS -Zeit benutzt wird. Zu harten Gitarrenklängen marschieren etwa in einem Videoclip der Band Stahlgewitter Soldaten der Waffen- SS über den Bildschirm des heimischen Computers, stürmen voran mit dem Gewehr in der Hand, begleitet von Panzern beim schnellen Vorstoß in den russischen Weiten. Darüber der gegrölte Gesang: »Wo sie auch standen, war immer ganz vorn. Ewige Treue hatten sie geschworen, immer bereit, für Deutschland zu sterben. Den Feinden brachten sie Not und Verderben. (…) Idealisten kämpfen doppelt so gut! (…) Ruhm und Ehre der Waffen- SS .« Mit modernsten Medien soll Jugendlichen so heute diese verbrecherische NS -Organisation nahegebracht werden.
    Neben der Nutzung allgemeiner Internetportale betreiben Rechtsrock-Bands eigene Homepages. Hier stellen sich die ein- zelnen Gruppen vor, präsentieren ihre Platten und bieten Fans die Gelegenheit, sich in den Gästebüchern zu verewigen oder direkt mit den Musikern in Kontakt zu treten. Oft sind den Websites auch Webshops angeschlossen, über die die eigenen CD s und Merchandising-Produkte verkauft werden. Mehr als 100 solcher virtuellen Einkaufsgelegenheiten existieren derzeit. Sie bieten Musik, T-Shirts und Pullover, aber auch Poster, Bücher, szeneeigene Musikzeitschriften und Waffen wie Teleskopschlagstöcke an.
    Der NPD dient das Internet in

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