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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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er wollte nicht das Blut dieser unschuldigen Frau vergießen.
    Sie war jetzt keine drei Schritte mehr von ihm entfernt.
    »Ich meine es ernst«, sagte er mit einem Kloß im Hals.
    Sie nickte. »Ich weiß. Ich auch.«
    Büscher hielt seine Heckler & Koch mit beiden Händen. Er zielte auf Hausers rechte Schulter, zögerte aber abzudrücken. Ein Treffer könnte Hauser dazu bringen, die Waffe fallen zu lassen, aber genauso gut könnte schon ein Zucken von Hausers rechtem Zeigefinger die Schrotladung auslösen. Dieses Risiko wollte Büscher nicht eingehen.
    Er fühlte sich plötzlich verantwortlich für Schiller, hätte sie am liebsten aus dem Schussfeld genommen und sich selbst mit entblößter Brust hingestellt. Ja, in einem sekundenlangen Heldentraum war es so.
    Doch dann kam alles ganz anders. Hauser ließ die Waffe sinken und fiel weinend in die Arme von Kommissarin Schiller.
    Sie hielt ihn, wie seine Mutter ihn früher gehalten hatte, als die Welt für ihn noch in Ordnung gewesen war. Seine Tränen liefen auf ihr T-Shirt.
    Er spürte ihre Hand in seinem Nacken. Die Berührung beruhigte ihn, ließ die Wut weichen und machte Platz für einen großen Weltschmerz.
    Dann wurde er gepackt, seine Arme auf den Rücken verrenkt, und Handschellen schlossen sich um seine Handgelenke.
    Leise sagte Büscher: »Das war total idiotisch, Löckchen. Das hätte voll ins Auge gehen können.«
    Doch sein Satz ging im Lob der Kollegen unter, die Schiller auf die Schulter klopften und ihren Einsatz großartig und überzeugend fanden.
    Jetzt erschienen Gesichter hinter vielen Fenstern. Die Menschen starrten nach draußen. Einige hatten immer noch nicht kapiert, was geschehen war, andere riefen bereits ihren Versicherungsvertreter an, um einen Schaden zu melden.

34
    Die Funkmeldung empörte Büscher.
    »Vor dem Sky-Pizzaservice in der Stresemannstraße soll ein Grizzlybär gesichtet worden sein. Er ist den Kollegen aber entwischt. Mickymaus hat angeblich im Klönschnack einen Kaffee getrunken, ist dort zur Toilette gegangen, aber nicht wieder rausgekommen.«
    »Was soll das denn heißen?«, schimpfte Büscher. »Wir werden doch wohl in der Lage sein, einen Grizzlybären und Mickymaus in Bremerhaven wieder einzufangen! Das kann doch nicht so schwer sein! Mickymaus hat sich da auf der Toilette umgezogen, das ist ja wohl klar, ihr Flaschen!«
    Das Funkgerät krächzte und knatschte. »Da bin ich mir gar nicht so sicher, denn dann hätten wir doch das Kostüm finden müssen.«
    »Nee, ihr Pappnasen«, brummte Büscher, »er kann das Kostüm genausogut mitgenommen haben. Mensch, das ist ein Indiz, daran sind DNA-Spuren!«
    »Hm. Aber danach wurde Mickymaus beim Leher Güterbahnhof gesehen. Mickymaus ist im Klönschnack zur Toilette gegangen und dann durch ein Fenster nach hinten entkommen. Anders kann es nicht sein.«
    »Und wieso zieht der Idiot sich nicht um? Wir wüssten doch nicht mal, ob wir einen Mann oder eine Frau suchen«, zeterte Büscher.
    »Doch. Einen Mann.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Er hat die Männertoilette benutzt.«
    Büscher stöhnte und sah Fritz Brille an, der für diese Aussage nur ein Schulterzucken übrighatte.
    Sie fuhren ohne ihre Kollegin Schiller ins Polizeipräsidium zurück. Sie hatte darum gebeten, bei Hauser bleiben zu können, und niemand hatte ihr widersprochen.

35
    Johanna war zu Hause in ihrem Zimmer. Das Zittern ihrer Finger wollte nicht nachlassen.
    Sie hatte ihre Tür verriegelt, die Rollläden heruntergelassen, die Vorhänge vorgezogen, und am liebsten hätte sie mit Klebeband noch die Fugen von Türen und Fenstern abgedichtet, um ja die Außenwelt komplett draußen zu lassen. Sie scheute sogar davor zurück, ihr geliebtes Radio einzuschalten. Sie hatte Angst, wieder von irgendwelchen Katastrophen zu hören, die ihr Verehrer angerichtet hatte, um ihr seine Liebe zu beweisen.
    Sie konnte nichts essen, und als sie versuchte, ein großes Glas Wasser zu trinken, kam es kurz danach wieder hoch. Obwohl ihr nichts weh tat, nahm sie zwei Schmerztabletten.
    Sie betrachtete ihr Handy, als sei es kein technischer Gegenstand, sondern ein lebendiges, furchteinflößendes Wesen.
    Er hatte von ihr verlangt, alle anderen Nummern zu sperren, damit nur noch er sie über dieses Handy erreichen konnte. Er wollte sie in die Isolation treiben, das war ihr klar. So erschöpft, wie sie war, wäre sie seinem Wunsch am liebsten nachgekommen. Es scheiterte nur an ihren zitternden Händen. Jedes Mal, wenn sie das Handy

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