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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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bleiben.
    »Und Sie geben hier die Watson-Nummer, Frau Schiller?«
    Sie sah ihn fragend an. »Was mache ich?«
    »Na, Sie sind hier die Watson-Figur, oder nicht?«
    »Was soll das bedeuten?«
    Büscher verzog den Mund, löste sich von der Wand, als sei er dort festgeklebt gewesen und es fiele ihm schwer, sich loszureißen. Er hasste es, wenn Löckchen sich Fragen stellen ließ und die beantwortete, statt selbst auf Antworten zu dringen. Immer wieder gelang es Verdächtigen, sie so zu verwickeln. Sie musste noch viel von ihm lernen.
    Einerseits tat ihm das Wissen darum gut. So kam er sich wenigstens nicht völlig überflüssig vor. Andererseits hätte er sie am liebsten angebrüllt: Bist du bescheuert? Lass dich doch nicht auf dieses Spiel ein!
    »Meine Mutter«, erklärte Leon ausschweifend, »liebte Kriminalromane. Ich bin damit aufgewachsen. Sie nicht? Sagt Ihnen der Name Watson nichts? Das ist der, der immer neben Sherlock Holmes herdackelt, sozusagen dessen Hausbewunderer, der selber keinen ernsthaften Beitrag zur Lösung des Falles beizusteuern hat und für Sherlock immer die Drecksarbeit machen muss.«
    Sie wippte mit dem Fuß zornig auf und ab. »Ach so! Und das soll ich jetzt hier sein?«
    »Ja. Ein weiblicher Watson.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zog das Kinn nach unten.
    »Löckchen!«, rief Büscher ermahnend.
    In dem Moment flog die Tür zum Büro auf. Fritz Brille, der Zweizentnermann im Innendienst, war außer Atem und bleich im Gesicht. »Es geht los«, sagte er. »Der Bandenkrieg ist in vollem Gange. Schießerei in der Danziger Straße.«
    Büscher verschwand mit Fritz Brille ohne ein einziges Wort zu Leon, so als würde der gar nicht mehr existieren.
    Kommissarin Schiller sagte noch: »Ich hab’s geahnt«, und rannte hinter den beiden her.
    Leon saß noch ein paar Sekunden verwirrt da und wusste nicht, ob er jetzt aufstehen und gehen durfte oder nicht. Da stürmte Schiller wieder in den Raum und fischte ihren Autoschlüssel vom Schreibtisch, um damit gleich wieder zu verschwinden.
    Leon begriff: Etwas anderes war wichtiger geworden als er und sein nächtlicher Zoobesuch. Er war erleichtert und erschrocken zugleich.
    Da er sich bei sonst niemandem verabschieden konnte, sagte er zu dem zugemüllten Schreibtisch: »Ja, dann tschüs bis zum nächsten Mal.«

32
    Dieter Hauser stolzierte durch die Danziger Straße. Knapp zwei Meter hinter ihm liefen Mickymaus und ein Grizzlybär.
    Der Grizzly hielt mit beiden Händen einen Vorschlaghammer. Mickymaus war mit einem Baseballschläger bewaffnet.
    Hauser knickte seine Schrotflinte und lud nach. Er trug ein Muscleshirt. In seinem Stiernacken glitzerte der Schweiß.
    Die unteren sechs Fenster in dem Haus hatte er bereits zerschossen. Jetzt kam die zweite Etage dran.
    »Milhailo! Pjotr! Jurij! Kommt raus, ihr Schweine! Ich weiß, dass ihr euch hier verkrochen habt! Kommt raus aus eurem Rattenloch!«
    Da niemand der Aufforderung nachkam, deutete Hauser auf einen schwarzen BMW der 5-er Serie und brüllte: »Die Kiste sieht doch genauso aus, als würde sie von einem schmierigen Schutzgelderpresser gefahren! Zeig deine Nase, oder wir zertrümmern das Teil!«
    Der Grizzly machte sich sofort an die Arbeit. Zweimal ließ er den Hammer aufs Autodach sausen, dann zerknautschte er damit die Kühlerhaube. Die Airbags pumpten sich auf. Einer explodierte.
    Aus einem der zerschossenen Fenster gellte eine Stimme: »Das ist nicht Milhailos Auto! Das ist meins, verdammt nochmal! Ich habe Ihnen nichts getan! Sind Sie völlig wahnsinnig?!«
    »Oh, das war nicht dein Auto, Milhailo? Das tut mir aber leid! Dann wird es wohl der Jeep da hinten sein! Angeber wie du fahren doch gerne solche Kisten!«
    Sofort ließ der Grizzly den BMW in Ruhe und ging zu dem Jeep Grand Cherokee.
    »Nein, nein! Nicht!«, kreischte jemand. »Ich kenne überhaupt keine Russen! Das ist mein Auto!«
    »Ach, das tut mir aber leid!«, antwortete Hauser, nickte dem Grizzly aber zu, und der brachte gleich mit dem ersten Schlag auch hier die Airbags zum Einsatz.
    Die Haustür flog auf, und ein Mann, der nur Badelatschen trug und Blümchenboxershorts, rannte außer sich vor Zorn auf den Grizzly zu.
    »Den hab ich gerade erst durch den TÜV gebracht, du Sau! Ich bring dich um!«
    Der Grizzly floh vor dem wütenden Mann, womit er Hauser empörte.
    »Bleib hier, du taube Nuss! Du kannst doch jetzt nicht wegrennen! Brate dem einfach eins über!«
    Aber der Grizzly ließ den Hammer fallen und lief

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