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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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wieder etwas zusammen machen. Ja, das war die Idee.
    Die Tür wurde aufgerissen, und ein strahlender Ben stand mit weit geöffneten Armen da.
    »Bravo, du bist der Ers…« Dann kapierte er, wer vor der Tür stand. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Die Mundwinkel gingen nach unten, und er ließ die Arme sinken.
    »Ach, du«, sagte Ben, der offensichtlich jemand anderen erwartet hatte.
    »Ja, ich. Ich muss Johanna sprechen.«
    Ben drehte sich um und ging in die Wohnung voran. Die Tür fiel schwer hinter ihm ins Schloss.
    Er maulte vor sich hin: »Halt mir die Spaßbremse bloß vom Leib! Die dreht völlig am Rad. Von Tag zu Tag wird es schlimmer mit ihr. Ich hoffe, ihr wollt nicht hierbleiben und mir die ganze Fete versauen. Eigentlich hatten wir nämlich vor, uns heute Abend zu amüsieren …«
    »Keine Angst. Ich hab sowieso nicht viel Zeit. Wo ist sie?«
    Leon ging durch zu Johannas Zimmer, aber da war sie nicht.
    »Ich hab keine Ahnung, wo sie sich rumtreibt«, schimpfte Ben. »Sie wollte mein ganzes Geld klauen.«
    »Johanna?«
    »Ja, Johanna!«
    Die Tür wurde aufgeschlossen. Johanna stapfte herein. Sie hatte eine Tüte bei sich, stellte zwei Flaschen Château de Pez und eine Flasche Altleher Hahnentritt vor Bens Tür und sagte: »Bitte schön. Prost. Lasst es euch schmecken.«
    Dann erst sah sie Leon. Er versuchte, sie anzulächeln, aber es fiel ihm schwer, denn ihre Anspannung übertrug sich auf ihn. In einem Kriminalroman seiner Mutter hatte er mal den Satz gelesen, die Luft sei zum Schneiden dick gewesen. Damals war ihm das übertrieben und dumm vorgekommen, jetzt ahnte er, was damit gemeint war.
    »Johanna, ich muss mit dir reden. Ich hab gleich einen Termin in Delmenhorst. Willst du nicht mit mir mitfahren?«
    Sie sah ihn entgeistert an, als hätte er einen völlig irren Vorschlag gemacht, so in der Preisklasse, wir stehlen gemeinsam ein Raumschiff und umkreisen damit die Erde.
    Sie schüttelte nicht mal den Kopf. Sie blaffte nur in Bens Richtung: »Also, hier ist der Wein und der Likör. Ich bin jetzt wieder weg. Viel Spaß bei deiner bescheuerten Party! Ich muss mir das ja wohl nicht reinziehen!«
    Sie drehte sich um und lief wieder zur Tür.
    Leon kam sich blöd vor, aber er rannte ihr nach.
    »Johanna! Johanna!«
    »Ja, nimm sie mit! Ist mir völlig wurst, wohin!«, rief Ben. »Unsere Mutter ist nicht da! Sie kann ruhig bei dir übernachten! Ich werde bestimmt nichts verraten!«
    Draußen lief Johanna Jessy und Tobias in die Arme. Tobias hielt eine Schüssel in der Hand, die ihm fast runtergefallen wäre, weil Johanna ihn anrempelte.
    »Mensch, pass doch auf!«
    »Oh, hat deine Mama Kartoffelsalat gemacht?«, zischte Johanna.
    »Ja, woher weißt du das?«, fragte Tobias.
    »Weil ich dir so etwas Schwieriges nicht zutraue, Blödmann!«
    Jessy übte wohl eine neue Rolle. Sie hatte sich leicht gruftimäßig zurechtgemacht, ganz in Schwarz, dazu trug sie ein mit Strass besetztes Hundehalsband eng über dem Kehlkopf und ein zweites am rechten Oberschenkel. Ihre toupierten Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab.
    »Jessy? Wie siehst du denn aus? Ist Halloween?«, spottete Johanna.
    Sie drehte sich um und funkelte Leon an. »Na, bitte! Wenn ihr schon komplett seid, dann will ich jetzt nicht länger stören.«
    »Was hat die denn?«, fragte Jessy. Tobias zuckte mit den Schultern.
    Johanna war schon auf der anderen Straßenseite, und Leon zögerte, ob er hinter ihr her sollte oder nicht.
    »Lass die doch«, sagte Jessy. »Die beruhigt sich schon wieder.«
    Ben bat alle ins Haus. »Kommt rein, ich misch uns erst mal ein paar Drinks. Ich hab mir Rezepte aus dem Internet geholt. Hast du schon mal Planters Punch getrunken oder einen Manhattan?«
    Leon sah auf die Uhr. Ein paar Minuten gab er sich noch. Johanna bewegte sich mit großen Schritten schweratmend vom Haus weg. Er lief neben ihr her.
    Sie sah gerade aus, als würde sie in der Ferne ein Ziel fixieren, und guckte stur an ihm vorbei, während er immer wieder versuchte, in ihr Gesichtsfeld zu hüpfen und sie dazu zu bringen, ihn anzuschauen.
    »Was ist los? Lass uns miteinander reden. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich hinter diesen Anrufen stecke?«
    Plötzlich blieb sie abrupt stehen. »Lass mich einfach in Ruhe«, sagte sie. »Ich weiß selbst nicht, was ich denken soll. Aber etwas läuft schrecklich schief in letzter Zeit. Es gibt Momente, da würde ich mich am liebsten selbst in die Klapse einliefern lassen.«
    »Ja, so was kenne ich«,

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