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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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mit Ben wuchtete er ein Sofa aus dem Wohnzimmer, und als sie damit an Jessy vorbeikamen, raunte er ihr zu: »Ich hab doch gleich gesagt, man geht nicht um achtzehn Uhr zu ’ner Fete. Feten fangen nie um achtzehn Uhr an. Das haben wir jetzt davon.«
    Jessy packte die italienischen Köstlichkeiten aus dem Mediterraneo in kleine Schälchen und baute die Meeresfrüchte dekorativ auf. Dabei naschte sie mit spitzen Fingern. So lange sie denken konnte, fastete sie für ihre schlanke Linie und trainierte mindestens anderthalb Stunden am Tag im Fitnessstudio. Aber manchmal überkamen sie regelrechte Fressattacken. Jetzt stand sie kurz vor einer.
    Die kleinen, in Knoblauch eingelegten Krakenarme trieben sie fast in den Wahnsinn. Der Geruch allein war schon unwiderstehlich.
    Jessy schwor sich zunächst, nur einmal zu probieren, dann dachte sie, na gut, auf einem Bein kann man nicht stehen. Als sie sich mit dem Sprichwort »Aller guten Dinge sind drei« noch einmal bediente, wusste sie, dass es gleich für sie kein Halten mehr geben würde.
    Leon trug, um sich nützlich zu machen, einen Sessel aus dem Zimmer. Stefan wollte es ihm gleichtun, bekam den Sessel aber alleine nicht hoch. Aus Angst, sich zu blamieren, versuchte er es noch einmal und stöhnte. Sein Rücken machte sich sofort bemerkbar.
    Ben kam zu ihm und grinste. »Na, Tarzan, soll ich mit anfassen?«
    Stefan lächelte. Ben schob ihn weg und hob das Teil alleine hoch.
    Um seine Niederlage zu überspielen, fragte Stefan: »Wo ist denn deine Schwester?«
    Ben setzte den Sessel wieder ab und wies Stefan mit dem Satz zurecht: »Das ist hier kein Kindergeburtstag.«
    »Die findet uns alle hässlich und doof«, rief Jessy aus der Küche, »und deshalb pennt sie lieber auf der Müllhalde, als hier bei uns zu sein.«
    In dem Moment öffnete Johanna die Tür. Sie sah blass aus, hatte schmale Lippen, und ihre Stimme klang leicht hysterisch, als sie Fröhlichkeit heuchelnd rief: »Hallo, da bin ich! Herzlich willkommen, Leute! Fühlt euch ganz wie zu Hause! Ich hoffe, das wird eine schöne Party!«
    »Was hast du der denn für ’ne Droge gegeben?«, fragte Tobias. Ben zuckte nur mit den Schultern.
    Schon war Johanna in der Küche und sah Jessy von den Oliven naschen. Jessy versteckte drei Olivenkerne in ihrer linken Hand und ordnete mit der rechten getrocknete Tomaten und Balsamicozwiebeln auf einem Teller an.
    »Lass mich das nur machen, Jessy«, forderte Johanna und schob Jessy zur Seite.
    »Häh? Wieso denn? Mache ich das nicht richtig?«
    »Doch, doch, aber du bist hier doch zu Gast. Nimm dir was zu trinken, oder soll ich dir was eingießen? Ich bediene heute Abend mal die Gäste, hab ich mir überlegt. Ihr müsst nicht arbeiten, ihr seid doch zum Feiern hier.«
    Jessy vermutete dahinter irgendeine Falle. Sie wollte sich von Johanna nicht reinlegen lassen. Außerdem hatte sie keine Lust, jetzt die Küche zu verlassen. Sie war noch viel zu nah an ihrer Fressattacke. Sie brauchte dringend noch ein paar Pröbchen. Sie versuchte, das Fingerfood auf einer Platte schön zu dekorieren. Sie wollte nur zu gern mindestens einen von den Scampi-Mango-Spießen probieren und den Meeresfruchtsalat mit Weinessig.
    Als Johanna versuchte, den Garnelensalat in kleine Schüsselchen zu füllen, zitterten ihre Hände. Jessy sah das, lehnte sich mit dem Rücken an die Einbauküche, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihr zu.
    Der Flüsterer wird keine Chips essen, dachte Johanna. Darüber hatte er gespottet. Aber diesen Altleher Hahnentritt, den wird er probieren und auf jeden Fall den Château de Pez. Ich krieg dich, du Schwein. Noch heute Abend wird deine Maske fallen.
    Sie riss eine Tüte Chips auf und ließ sie auf zwei Teller regnen. Sie nahm einen in jede Hand und ging damit an Jessy vorbei, um die Teller strategisch im Haus zu platzieren.
    »Na, möchtest du probieren?«, fragte Johanna. »Sind extrascharf, mit Chili. Da stehst du doch drauf, nicht wahr?«
    Jessy schüttelte den Kopf und verzog den Mund. »Danke, aber das ist Gift für die Linie.«
    »Currywurst auch«, gab Johanna zurück, und Jessy guckte, als wüsste sie gar nicht, wovon Johanna redete.
    Ben kam mit der Anwesenheit von Johanna am wenigsten klar. Er schob sie kurz in ihr eigenes Zimmer und sagte ihr klipp und klar seine Meinung: »Wenn du hier Ärger suchst und uns nur den Spaß verderben willst, Schickse, lernst du mich kennen!«
    Sie wollte sich nicht von ihm einschüchtern lassen und zog ihn stattdessen auf:

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