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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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was?«
    »Aber am liebsten wäre ich gar nicht gekommen. Pjotr und ich … Also, wir sind mal miteinander gegangen … Ich dachte, es wäre etwas Ernsteres, aber der suchte nur so was für zwischendurch. Im Grunde ist der nämlich ein Familienmensch. Und dann habe ich gehört, wie er telefoniert hat.«
    Na klar, dachte Büscher, die typische Geschichte. Die verschmähte Geliebte rächt sich. Solche Zeugenaussagen konnten sehr wertvoll sein, falls sie sich nicht im letzten Moment entschloss, ihre Aussage aus Liebe zurückzuziehen.
    Er bat sie, all das zu unterschreiben, was sie gerade erzählt hatte, doch sie wehrte sich vehement.
    »Oh nein, Herr Kommissar, das werde ich nicht tun. Ich bin nur gekommen, um Ihnen einen Tipp zu geben. Sozusagen anonym. Was glauben Sie, was die mit mir machen, wenn die erfahren, dass ich …«
    Büscher stöhnte. »Mit einer anonymen Aussage kann ich nicht viel anfangen. Außerdem sind Sie ja gekommen. Das ist doch nicht anonym. Ich kann doch nicht so tun, als würde ich Sie nicht kennen.«
    »Herr Kommissar, mit denen ist nicht zu spaßen. Wenn ich gegen die aussagen soll, komme ich dann in ein Zeugenschutzprogramm? Ich möchte nicht irgendwann tot in der Geeste treiben oder mit dem Kopf in einer Friteuse hängen.«

58
    »Wo fahren wir eigentlich hin?«, schrie Johanna von hinten in Pits Ohr.
    Er verlangsamte das Tempo, drehte den Kopf leicht zurück und antwortete: »Meine Eltern haben in Norddeich eine Ferienwohnung. Wir könnten …«
    »Du willst doch jetzt nicht im Ernst mit mir nach Norddeich fahren? Da sind wir ja zig Stunden unterwegs!«
    Pit hielt am Straßenrand. »Ich dachte, es ist gut, wenn du erst mal Abstand gewinnst. Deine Mutter ist doch sowieso nicht zu Hause, und ich habe Zeit. Bin ja krankgeschrieben. Wir könnten es uns ein paar Tage in Norddeich gemütlich machen. Ohne Erwachsene und vor allem ohne die Blödmänner …« Er zeigte hinter sich, und es war klar, dass er die ganze Sippschaft von der Party meinte.
    »Du meinst, wir sollen einfach so …«
    Er öffnete die Hände zu einer großzügigen Geste und lachte. »Schneiden wir uns ein Stück raus aus dem Zeitkuchen dieser Welt! Gönnen wir uns eine kleine Verschnaufpause.«
    Er zeigte auf seinen Kopf. »Mir tät’s nur gut, und wenn ich dich so angucke, dann …«
    »Ja«, sagte sie, »ein paar Tage Urlaub, ich glaube, das wär’s. Aber ich habe keinen Koffer gepackt, keine Klamotten mit und …«
    »Willst du etwa noch mal zurück in die Höhle des Löwen, um einen Koffer zu packen?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Siehst du. Scheiß drauf. Wir haben eine Waschmaschine.«

59
    Zum zweiten Mal gelang es Leon, Volker niederzuringen. Das war weder gut für Volkers Image noch für sein Selbstbewusstsein.
    Volker lag am Boden, hob schützend die Hände und bat: »Hör auf, hör auf, du hast gewonnen!«
    Leon genoss kurz den Triumph, aber dann drehte er sich um und ging stumm in Johannas Zimmer zurück.
    Die Situation war sofort sonnenklar. Weder Johanna noch Pit befanden sich im Zimmer, und das Fenster stand sperrangelweit auf. Trotzdem weigerte sich Leons Verstand zu glauben, was er sah.
    Hatte sie was mit diesem Pit laufen?
    Ging es darum?
    Waren die zusammen abgehauen?
    Hatte sie deswegen seine Nummer gesperrt und ihm hanebüchene Geschichten erzählt?
    Gehörte sie zu den Mädchen, die es einfach nicht schafften, vernünftig Schluss zu machen?
    Er sah aus dem Fenster, konnte die beiden aber nicht mehr entdecken. Dann schloss er es, kam sich aber spießig dabei vor, so, als würde er ein fremdes Zimmer aufräumen, statt sich den eigentlichen Problemen seines Lebens zu stellen.
    Er versuchte, Pit anzurufen, um zu fragen, was los war und ob er wusste, wo Johanna war. Aber Pit reagierte nicht.
    Die Tür wurde geöffnet, und vor ihm stand Tanja Hoffmann, die Kassiererin aus dem Supermarkt. Sie war um die Hüften herum ihrer Meinung nach etwas zu breit, und deswegen versuchte sie, alle Blicke nach oben zu lenken, mit ihrer originellen Frisur und dramatischer Schminke. Ihre Augenbrauen waren nicht echt, sie hatte sie sich abrasiert und einen Zentimeter höher neu eingezeichnet. Das verkürzte ihre Stirn und machte ihre Augen größer.
    Leon fand es unnatürlich. Obwohl er Tanja vor sich sah, war es einen Moment lang für ihn so, als hätte Johanna den Raum wieder betreten.
    »Hier läuft nichts«, sagte er zu ihr. »Die Fete ist draußen in den anderen Zimmern.«
    »Ich fand das toll von dir und unheimlich

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