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Neongrüne Angst (German Edition)

Neongrüne Angst (German Edition)

Titel: Neongrüne Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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kleinsten Fehler machte, hatte man doch das Gefühl, Menschenleben auf dem Gewissen zu haben! Natürlich habe ich niemandem davon erzählt! Sie hat sich ja nicht mal getraut, ihrem Therapeuten zu erzählen, was wirklich los ist. Der Typ hat es geschafft, dass sie völlig panisch und paranoid wurde!« Nach kurzer Überlegung sagte sie: »Nicht nur meine Schwester, sondern auch ich.«
    In Leon platzte eine Energiebombe, aber er wusste nicht so schnell, wohin mit seiner Kraft. Eines stand jetzt jedenfalls fest: Johanna hatte ihm die ganze Zeit die Wahrheit gesagt. Und er musste sie sofort erreichen, um sie vor Schlimmerem zu beschützen.
    Aber noch während er auf der Kurzwahltaste seines Handys Johanna drückte, wusste er, dass sie nicht drangehen würde. Schließlich hatte sie seine Nummer gesperrt.
    Einerseits wollte er hier weg und direkt zu Johanna, andererseits hatte er das Gefühl, gerade jetzt der Lösung der Probleme besonders nah zu sein. Der Täterkreis wurde schließlich immer mehr eingegrenzt. Er formulierte es: »Dann muss es jemand sein, der deine Schwester genauso gut kannte wie Johanna.«
    »Johanna Fischer? Die Schwester von Ben?«
    »Ja. Genau die.«
    Tanja sah ihn groß an. »Die hat er sich als Nächstes geholt?«
    »Ich fürchte, ja.«

60
    In Varel hatten sie eigentlich angehalten, um im Tivoli etwas zu essen. Aber jetzt saßen sie beide vor ihrem Jägerrahmschnitzel mit Pommes und ließen es kalt werden. Pit trank schon den zweiten Kaffee, während er redete.
    »Weißt du, Johanna, der Typ, der die beiden Hausers von der Achterbahn umgebracht hat, der hat mich gesehen. Nachdem du weg warst, bin ich noch mal zurück. Ich liebe ja diese Jahrmarktatmosphäre. Vielleicht war ich in einem früheren Leben mal Schiffsschaukelstopper oder Losverkäufer, Spielmann oder was weiß ich. Vor allen Dingen mag ich die Situation, bevor sie eröffnen oder wenn zugemacht wird. Wenn es noch menschenleer ist und Auf- oder Abbau der Fahrgeschäfte beginnen. Ich höre den Gesprächen der Schausteller zu. Etwas daran ist mir sehr nah.«
    »Du hast gesehen, wer es war?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Ich habe nur den ersten Mord gesehen, das heißt, vielleicht war es auch der zweite. Keine Ahnung. Jedenfalls kam der Typ aus der Pommesbude. Er hatte einen Baseballschläger in der Hand und war ziemlich außer Atem. Ich wusste sofort, dass da etwas nicht stimmt. Er schnauzte mich an, ich solle abhauen. Dann ist er hinter mir her, und ich bin geflüchtet. Ich dachte schon, ich hätte ihn abgehängt, aber auf der Ludwigsburger Straße hat er mich erwischt und ausgeknockt.«
    »Wie sah er aus? Ist es jemand, den ich kenne?«, fragte sie. Ihr Herz schlug bis zum Hals.
    »Er trug eine Maske, aber die war verrutscht, als er aus der Pommesbude kam, und er musste sie erst zurechtrücken. Ich weiß nicht, wer es war, aber ich denke, dass er glaubt, dass ich sein Gesicht gesehen habe, und deshalb hat er versucht, mich fertigzumachen.«
    Sie fühlte sich schuldig dafür und legte ihre Hand auf seine. Dann streichelte sie sein Handgelenk.
    »Wie sah er aus?«, fragte sie. »Welche Körperstatur hatte er? Kann es jemand sein, den du kennst?«
    »Ich kenne ihn bestimmt. Aber ich weiß nicht, wer es ist.«
    »Da geht es mir ähnlich. Er hat mich angerufen und mich gezwungen, Achterbahn zu fahren. Er sagte, wenn ich es nicht tue, macht er etwas ganz Schreckliches. Und genau das hat er dann ja auch getan.«
    »Aber du bist doch Achterbahn gefahren.«
    »Ja, aber nicht zu seiner vollen Zufriedenheit. Ich sollte es fünfmal machen, und ich hab es nur einmal getan, und ich sollte die erste Bahn nehmen, da bin ich aber gar nicht eingestiegen.«
    Pit schob sein Essen weg.
    »Zahlen«, sagte er, und als der Kellner kam und die Speisen noch völlig unberührt sah, fragte er: »Hat es Ihnen nicht geschmeckt?«
    »Doch, doch, ganz hervorragend«, antwortete Pit und gab ein großzügiges Trinkgeld.
    Sie verließen das Lokal wie ein Liebespärchen. Nicht wirklich Arm in Arm, aber trotzdem innig.
    Als Johanna mit ihm das Motorrad bestieg, war ihr klar, dass es das Beste war, was sie tun konnte: jetzt mit ihm in die Wohnung nach Norddeich zu fahren. Sie mussten beide fliehen vor diesem schrecklichen Flüsterer, der glaubte, mit Menschen machen zu können, was er wollte.
    Sie hielten ein paar Kilometer weiter noch einmal, um zu tanken, und Pit kaufte eine Dose Red Bull, die sie sich teilten. Johanna sagte nicht, dass sie das Zeug nicht ausstehen konnte,

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