Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Voodoo-Puppe.
    Jimmie grinste mich mit seinen weißen Zähnen an, schüttelte mir die Hand und winkte dem Kellner, mir eine Portion Steak und Hummer aus dem Wärmeschrank hinter dem Tresen zu bringen. Didi Gee hatte den Mund so voll, daß er Messer und Gabel auf den Tisch legte und noch fast eine halbe Minute lang kauen und dann mit einem Glas Rotwein nachspülen mußte, ehe er wieder sprechen konnte.
    »Wie geht’s Ihnen, Lieutenant?« sagte er mit fast tonloser Stimme. Er klang immer, als ob seine Nase zugewachsen sei.
    »Ganz gut«, antwortete ich. »Und Ihnen, Didi?«
    »Nicht besonders gut, wenn ich ehrlich sein soll. Ich habeDickdarmkrebs. Die Ärzte wollen mir ein Stück rausschneiden und mir das Loch zunähen. Ich werd die ganze Zeit mit ’nem Beutel Scheiße an der Hüfte rumlaufen müssen.«
    »Tut mir leid, das zu hören«, sagte ich.
    »Mein Arzt sagt, entweder laß ich mich operieren oder die nageln mich in ’ne Klavierkiste ein. Seien Sie froh, daß Sie jung sind.« Er beförderte einen mit Spaghetti umwickelten Fleischkloß und ein Stück Brot in seinen Mund.
    »Wir haben Gerüchte über dich gehört«, sagte Jimmie mit einem Lächeln. Er trug einen kohlschwarzen Anzug mit grauer Krawatte, und seine goldene Uhr und die goldenen Ringe glänzten in dem weichen Licht, das im Restaurant herrschte. Seit seiner Jugend hatte er dieses Grinsen aufgesetzt, um zu verdecken, daß er sich schuldig fühlte, um komplizierten Dingen aus dem Weg zu gehen oder um das Gute, das in ihm steckte, zu verleugnen.
    »Du weißt ja, man hört einen Haufen Quatsch auf der Straße«, antwortete ich.
    »Julio Segura in die Eier zu treten, ist kein Blödsinn«, widersprach Jimmie.
    »Na ja, manchmal muß man einem Kerl das Leben ein bißchen verschönern«, sagte ich.
    »Aber es gibt Leute, von denen man besser die Finger lassen sollte«, sagte Jimmie.
    »Also, was genau hast du gehört?« fragte ich.
    »Es heißt, ein Cop von der Mordkommission soll ins Gras beißen.«
    »Das sind keine Neuigkeiten, Jim. Das hab ich schon oben in Angola von Johnny Massina gehört.«
    »Du solltest es lieber nicht so leicht abtun«, sagte Jimmie.
    »Wir haben es hier mit einer niedrigen Spezies von Menschen zu tun, Lieutenant«, sagte Didi Gee. »Die sind halb indianisch oder farbig oder so was. Ich hab mir einen hübschen kleinen Winterruhesitz in Hallendale in Florida gekauft, und dann ziehen nebenan irgendwelche Kolumbier ein und graben den ganzen verdammten Garten um und machen ein Gemüsebeet draus. Ihre Gören pissen aus dem Fenster im zweiten Stock auf mein Auto. Und das in einer Gegend, in die man nicht unter dreihunderttausendreinkommt. Diese Leute düngen ihre Tomaten mit frischem Hühnermist. Das gibt ’nen Gestank, bei dem einem die Nase abfällt.«
    »Komm, Jimmie, warum hast du mich zum Lunch hierherbestellt?« fragte ich.
    »Julio Segura ist ein Stück Dreck. Er hält sich an keine Regeln. Weder an deine noch an Didis. Es gibt ’ne Menge Leute, die den Kerl gerne eliminiert sehen würden. Aber er ist immer noch da, und zwar deswegen, weil ein paar Leute wollen, daß er da ist. Ich will nicht, daß du dir die Finger verbrennst, bloß weil du zufällig auf was stößt, was überhaupt nicht wichtig ist.«
    Nach diesen Worten verfiel Jimmie in Schweigen. Didi Gee hörte auf zu essen, steckte sich eine Zigarette an und ließ das abgebrannte Streichholz auf seinen leeren Teller fallen.
    »Es gibt da ein paar Jungs, die früher mal für mich gearbeitet haben«, sagte er. »Zur Zeit arbeiten sie nicht für mich, aber sie treiben sich gelegentlich in meinen Läden rum. Sie unterhalten sich gern drüber, was in der Stadt so läuft. Jimmie hier wird Ihnen sagen, daß ich für Klatschgeschichten nichts übrig habe. Abgesehen davon gehen die Typen bloß nach ihrem Schwanz. Ich verschwende meine Zeit nicht damit, drüber nachzudenken, was solche grüne Jungs so erzählen. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Lieutenant, meine Einstellung zu Menschen hat sich in der letzten Zeit geändert. Ich glaube, es liegt an meinem Alter und an dieser verdammten Krankheit in meinem Darm. Es gibt eben bestimmte Leute, mit denen ich nichts mehr zu tun haben möchte. Dazu gehören diese Burschen. Wenn Sie mich später nach den Namen der beiden fragen, müßte ich ehrlich sagen, daß ich mich nicht an sie erinnere. Ich fürchte, ich habe so ’ne Art geistiger Sperre, wenn es um eine gewisse Klasse von Leuten geht, die ich einfach einstellen mußte.«
    »Ich mache

Weitere Kostenlose Bücher