Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
bewaffneten Cops einlassen sollte?«
Ich antwortete nicht.
»Glauben Sie etwa, daß der Bursche Selbstmordabsichten hatte?« fragte der Captain.
»Ich weiß es nicht.«
»Oder hat Segura ihm den Befehl gegeben?«
»Nein.«
»Warum um alles in der Welt hat der Bursche sich dann selber das Licht ausgepustet?« Seine Hand packte den Bleistift fester.
»Ich dachte, die Jungs von Internal Affairs werden dafür bezahlt, so was rauszufinden.«
»Zum Teufel mit Internal Affairs. Ich mag’s nicht, wenn icheinen Bericht vorgelegt kriege, in dem ich die passenden Antworten selber einsetzen darf.«
»Ich kann nichts weiter sagen, Captain.«
»Ich schon. Ich glaube, da draußen ist was ganz anderes vorgefallen. Außerdem glaube ich, daß Sie Purcel decken. Das hat nichts mit Loyalität zu tun, das ist reine Dummheit.«
»Der entscheidende Punkt in meinem Bericht ist, daß jemand einen Polizeibeamten mit der Waffe bedroht und auf ihn geschossen hat.«
»Reden Sie sich das ruhig ein. In der Zwischenzeit möchte ich Ihnen sagen, was ich von der Sache halte. Die Jungs von Internal Affairs werden einen Haufen Zeug vor sich hinbrummeln, Ihnen ein paar unangenehme Fragen stellen und Ihnen vielleicht eine Zeitlang auf der Pelle sitzen. Vielleicht versuchen sie sogar, Sie zu pieken. Aber am Ende wird man Sie für schuldlos erklären, und alle laden Sie beide zum Bier ein. Aber der Verdacht eines vermeidbaren Todesfalls wird an Ihnen klebenbleiben. Das ist wie eine Wolke, die Sie hinter sich herziehen, wohin Sie auch gehen. Manchmal wird aus so was eine Art Legende. Denken Sie an Motley und die gefesselten Jungs, die damals im Fahrstuhl erstickt sind?«
Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen.
»Es ist einfach eine Sache zwischen Purcel und anderen Leuten, Captain. Ich hab den Vorfall da draußen jedenfalls nicht angezettelt«, sagte ich.
»Tut mir leid, daß Sie diese Haltung vertreten, Dave.« Er öffnete die Hand und ließ den Bleistift auf die Schreibtischunterlage fallen. »Ich möchte Ihnen noch einen Rat mit auf den Weg geben. Nehmen Sie Purcel zu ein paar von Ihren Sitzungen mit. Und noch was. Wenn Sie weiter drauf bestehen, einen Partner zu decken, der die Kontrolle über sich verloren hat, dann sollten Sie auch die Konsequenzen tragen.«
Es war nicht gerade der ideale Vormittag.
Eine halbe Stunde später klingelte das Telefon in unserem Büro.
»Dreimal dürfen Sie raten, wer dran ist«, sagte die Stimme am anderen Ende.
»Die Howdy-Doody-Show.«
»Und nun raten Sie mal, was ich gerade mache.«
»Ich bin nicht interessiert.«
»Ich sehe mir gerade die wunderbaren Fotos auf der Titelseite der Picayune an«, sagte Fitzpatrick. »Offenbar habe ich Ihren Sinn für Dramatik unterschätzt. Das sind genau die Fotos, wie wir sie früher immer in der Police Gazette gesehen haben – grobkörnige Schwarzweißaufnahmen, aufgerissene Autotüren, aus dem Wagen hängende Leichen, riesige Blutlachen auf den Sitzen. Herzlichen Glückwunsch. Sie haben die einzige gute Verbindung gekappt, die wir hatten.«
»Wenn Sie mir heute morgen an den Karren fahren wollen, müssen Sie sich anstellen. Was mich betrifft, so haben Sie meine Zeit schon mehr als nötig in Anspruch genommen. Tatsache ist –«
»Halten Sie die Klappe, Lieutenant.«
»Was haben Sie gesagt?«
»Sie haben mich verstanden. Ich bin verteufelt wütend. Sie haben eine Menge Schaden angerichtet.«
»Sie waren nicht da draußen, Freundchen.«
»Nicht nötig. Ich hatte von Anfang an so ein Kribbeln in den Eiern, daß so was passieren könnte, und Sie haben mich nicht enttäuscht.«
»Würden Sie mir das mal erklären?«
»Ich weiß nicht, ob Sie’s verkraften können. Ich dachte immer, Sie wären ein intelligenter Kerl. Statt dessen sieht es aus, als könnten sie keinen Fuß vor den anderen setzen, ohne daß Ihnen jemand wie in der Tanzschule die Schritte beibringt.«
Ich antwortete nicht. Meine Hand hatte sich um den Telefonhörer gekrampft und war schweißnaß. Clete warf mir einen neugierigen Blick zu.
»Können Sie frei sprechen?« fragte Fitzpatrick.
»Ich bin in meinem Büro.«
»Und wer ist bei Ihnen?«
»Mein Partner, Purcel.«
»Natürlich können Sie frei sprechen«, sagte er mit einem ärgerlichen Ton. »Ich hole Sie in zehn Minuten vor der Acme Oyster Bar an der Iberville ab. Ich fahre einen blauen Mietwagen, einen Plymouth.«
»Ich fürchte, das wird nichts.«
»Entweder Sie kommen, oder ich komme heute abend raus zu Ihrem Hausboot und
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