Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
schlage Ihnen die verdammten Zähne ein. Das ist ein Versprechen.«
    Ich wartete zehn Minuten auf der Straße vor der Austernbar auf ihn, ehe ich hineinging und mir einen Becher Dr. Pepper mit viel zerstoßenem Eis und einer Scheibe Zitrone geben ließ. Mit dem Becher in der Hand stellte ich mich wieder auf die Straße und trank. Ich konnte die Kirchtürme der St. Louis Cathedral sehen, wo ich manchmal zur Messe ging. Sie glänzten in der klaren Morgenluft, Als Fitzpatricks Wagen endlich am Straßenrand hielt, hatte sich meine Wut so weit gelegt, daß ich ihn nicht mehr unbedingt an der Krawatte aus dem Auto zerren wollte. Sobald ich allerdings auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte, griff ich zum Zündschlüssel und stellte den Motor ab.
    »Bevor wir irgendwo hinfahren, möchte ich ein paar Dinge klarstellen«, sagte ich. »Ich finde, Sie haben noch lange nicht das Recht, anderen Leuten zu sagen, sie sollen die Klappe halten, oder ihnen am Telefon zu drohen. Aber wenn Sie glauben, daß Sie wirklich ein harter Bursche sind, können wir gern zum YMCA gehen und uns ein paar Handschuhe geben lassen. Dann werden wir ja sehen, wie sich die Sache entwickelt.«
    Er nickte und klopfte gleichmütig mit den Fingernägeln auf das Lenkrad.
    »Keine Angst, die haben auch jemand für Erste Hilfe, falls Sie ein Bluter sein sollten«, fügte ich hinzu.
    »Okay, okay, ich hab’s verstanden.«
    »Sie sind gar nicht so hart, wie Sie tun, was?«
    »Ich wollte Sie bloß aus Ihrem Büro rausholen. Wenn Sie sich umsehen, werden Sie feststellen, daß Sie in meinem Wagen sitzen und nicht in meinem Büro. Ist es Ihnen recht, wenn ich jetzt losfahre?«
    »Ich hab den Eindruck, Ihr Regierungstypen müßt alles auf die komische Tour machen. Wär’s nicht viel einfacher, wenn wir beide in Captain Guidrys Büro gingen und uns wie vernünftige Menschen unterhalten? Uns liegt ebensowenig dran wie Ihnen,daß Philip Murphy und seine abgerichteten Psychopathen hier in New Orleans rumtoben. Der Captain ist ein guter Mann. Er wird Ihnen helfen, wenn er kann.«
    Fitzpatrick ließ den Wagen an und fädelte sich in den Verkehr ein. Das Sonnenlicht fiel auf sein sommersprossiges Gesicht und sein rotgestreiftes Arrow-Hemd.
    »Ist Purcel ein guter Mann?« fragte er.
    »Er hat ein paar Probleme, aber die kriegt er in den Griff.«
    »Glauben Sie, daß er sauber ist?«
    »Soweit ich weiß, ja.«
    »Vor sechs Wochen waren wir mal dienstlich in einer dieser Absteigen. Sein Name stand in dem Notizbuch des Mädchens. Er war offenbar regelmäßig bei ihr, einmal die Woche. Und es gab auch keine Eintragung über den Preis.«
    Ich holte tief Luft.
    »Er hat schon seit ’ner Weile Probleme mit seiner Ehe«, erklärte ich.
    »Hören Sie auf. Wir sprechen von einem kompromittierten Cop, der gestern grundlos auf jemanden geschossen hat, der ein von der Regierung geschützter möglicher Zeuge war. Wer von Ihnen beiden hat Segura umgelegt?«
    »Das war ich. Er hat versucht, aus dem Wagen zu kommen, und ging ganz plötzlich auf mich los.«
    »Ich wette, Purcel hat ihm bereits vor Ihnen eine verpaßt. Was sagt der Autopsiebericht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Großartig.«
    »Wollen Sie mir einreden, Clete wollte Segura von Anfang an umlegen?«
    »Das wäre eine Möglichkeit.«
    »Kauf ich Ihnen nicht ab.«
    »Es gibt vieles, was Sie mir nicht abkaufen, Lieutenant. Aber Leute wie Sie gibt es bei uns im Büro auch. Das ist der Grund, warum die mich nächste Woche wieder nach Boston zurückschicken.«
    »Sie arbeiten also nicht mehr an dem Fall?«
    »Nicht mehr lange jedenfalls. Ich bin nicht weitergekommen, und ein Haufen andere Arbeit wartet auf mich.«
    Er sah mich von der Seite an, und zum erstenmal empfand ich so etwas wie Sympathie für ihn. Zwar wurde er stets ausfällig, aber offenbar war er eine ehrliche Haut. Wir kauften uns eine Ladung gebratener Shrimps und zwei Portionen braunen Reis und setzten uns zum Essen in einen kleinen, schattigen Park an der Napoleon Avenue. Ein paar Jungs, Schwarze, Weiße und Chicanos, spielten eine Runde Baseball vor einem alten Fangnetz aus Hühnerdraht. Die Typen waren eindeutig aus der Unterschicht oder zumindest aus Arbeiterfamilien und spielten mit ungeheurem Körpereinsatz und ziemlich riskant. Der Pitcher warf ziemlich gemein und zielte immer wieder auf den Kopf des Schlagmanns, die Läufer attackierten sich mit Knien und Ellenbogen und scheuerten sich die Gesichter bei ihren Hechtsprüngen auf, der Fänger versuchte immer wieder

Weitere Kostenlose Bücher