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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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wieder auf, als die Zikaden in dem violetten Dunst laut wurden und die Glühwürmchen in den Bäumen zu leuchten begannen. Ich duschte und spürte, wie zumindest ein Teil des Elends meinen Geist und Körper verließ. Dann nahm ich ein Taxi zur Mietwagenstation von Hertz und mietete mir einen kleinen Ford.
    Da der größte Teil des French Quarters abends für den Autoverkehr gesperrt war, parkte ich den Wagen in der Nähe des French Market unten am Fluß und ging zu Fuß zur Bourbon Street. Aus den Bars und den Striplokalen dröhnte laute Musik, und die Gehsteige waren voll mit Touristen, Betrunkenen und Straßenvolk, die verzweifelt versuchten, an ihrem letzten kleinen Stück amerikanischer Geographie festzuhalten. Meine Lieblinge unter den Straßenkünstlern, die schwarzen Steptänzer auf den Bürgersteigen, waren in voller Stärke unterwegs. Sie hatten enorm große Stepplatten unter ihre Schuhe montiert, und wenn sie zu der Musik aus den Kneipen zu tanzen anfingen, dann klapperten ihre Füße so laut wie Pferdehufe auf den Betonplatten. Ein Steptänzer versuchte, einen Touristen anzuquatschen, sah ihm unverwandt direkt in die Augen und sagte: »Ich wett ’nen halben Dollar, daß ich Ihnen sagen kann, wo Sie Ihnen Ihre Schuhe ham.« Wenn der Tourist sich auf die Wette einließ, sagte der Tänzer: »Sie ham Ihnen Ihre Schuhe an Ihnen Ihre Füße, und Ihre Füße sin auf der Bourbon Street. Ich hoff, Sie machn jetzt kein Rückzieher, Sie, oder?«
    Ich ging in Plato’s Sex-Kino, machte einen kurzen Abstecher zur Herrentoilette und nahm das Magazin aus meiner 45er Automatik.Die leere Waffe steckte ich in die Jackentasche, das Magazin in die andere. Dann öffnete ich ohne anzuklopfen die Tür zu Wesley Potts’ Büro.
    »Wie sieht’s aus, Wes? Hier ist der Gemeindehelfer«, sagte ich.
    Er saß in seiner taubenblauen Polyesterhose am Schreibtisch, die Beine auf einen Stuhl gelegt, sah sich das Baseballspiel im Fernsehen an und aß gebratene Hühnchen aus einem Karton, den er sich auf den Bauch gestellt hatte. Sein Schädel glänzte vor Haaröl, und seinen Augen sahen mich unsicher an wie blaue Murmeln. Er nahm sein Kauen wieder auf und schluckte das Stück Huhn, das er im Mund hatte.
    »Ich suche einen Burschen mit Namen Bobby Joe Starkweather«, sagte ich. »Ich hab den Verdacht, er ist ein Fan der mexikanischen Filmkunst aus Tijuana.«
    Seine Augen zuckten hin und her.
    »Wie ich höre, hat man Ihnen die Lizenz weggenommen, Lieutenant«, erwiderte er nur.
    »Man hört ’ne ganze Menge Gerüchte in diesen unruhigen Zeiten.«
    »Es stand aber in der Times Picayune .«
    »Das sind bürokratische Spitzfindigkeiten, mit denen Leute wie du und ich uns nicht abzugeben brauchen.«
    »Ich schätze, ich hab schon mal für Sie geplaudert, Lieutenant, und wenn ich mich recht entsinne, dann hab ich nichts dafür gekriegt, abgesehen davon, daß dieser Purcel mir meine ganzen Filme versaut hat. Ich hätte deswegen ’ne Menge Scherereien kriegen können.«
    »Ich habe zur Zeit leider keinen Zugang zu unserem Petz-Fonds, also heißt es diesmal, Vertrauen gegen Vertrauen.«
    »Ich hab ’ne Menge Angst ausgestanden wegen der Sache neulich. Das müssen Sie einfach verstehn, find ich. Egal, was Sie über mich denken, ich bin nicht einfach die Sorte Clown für den Mob, die im Topf rumspringt wie ’n Stück Popcorn. Ich hab ’ne Familie, meine Kinder gehen zur Sonntagsschule, ich zahl ’ne Menge Steuern. Mag sein, daß meine Steuererklärungen ein bißchen frisiert sind, aber was ist das schon im Vergleich zu den von Nixon? Ein Mann braucht schließlich ’n bißchenRespekt, ’n bißchen Anerkennung dafür, daß er seinen eigenen Laden, seine eigenen Probleme hat.«
    »Das weiß ich alles, Wes. Darum fällt’s mir auch nicht leicht, dir das jetzt anzutun.«
    Ich nahm meine 45er aus der Jackentasche, zog den Verschluß zurück und ließ ihn mit einem lauten Geräusch einschnappen. Dann hielt ich die Waffe in einem leichten Winkel nach unten und zielte direkt zwischen seine Augen, so daß er sehen konnte, daß der Hahn gespannt war.
    Er schnappte nach Luft, und sein Gesicht begann zu zucken. Kleine Schweißperlen erschienen auf seiner rauhen Gesichtshaut, und er schielte fast, während seine Augen die auf ihn gerichtete Pistole anstarrten. Er wedelte mit den Fingern in Richtung Waffe.
    »Bitte nehmen Sie die Pistole weg, Lieutenant«, flehte er mich an. »Ich war im Krieg. Ich bin allergisch gegen Waffen.«
    »Aber in deiner Akte

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