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Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Neonregen (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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selbst schienen förmlich zu bersten von allen Arten südlicher Blumen und Bäume: blühenden Myrten, Azaleen, Bambus, Magnolienund Bananenstauden, Elefantenohrfarn, Hibiskus und dichten Büschen roter und gelber Rosen. Überall roch ich die Grillfeuer und hörte Menschen in Swimmingpools springen. Es war ein Viertel mit historischem Bewußtsein und einer endlosen Folge von Sommerpartys, die sich von einem satten, kurzgeschorenen Rasen zum nächsten hinzogen.
    Das Haus von Jerome Gaylan Abshire bildete keine Ausnahme. Der gepflasterte Weg wurde von brennenden Kerzen beleuchtet, die man mit Papiertüten geschützt und in die Blumenbeete gesteckt hatte, und durch die hohen Fenster hinter der vorderen Veranda sah ich zahlreiche Gäste, die sich in einem riesigen, von Kronleuchtern erhellten Wohnraum drängten. Sie unterhielten sich so laut, daß man es selbst draußen auf der Straße hören konnte. Irgendwo im Garten hinter dem Haus spielte eine Kapelle.
    Warum eigentlich nicht? dachte ich, immerhin trug ich Jackett und Krawatte. Archie hatte vollkommen recht. Warum sollte ich mich an’s Schlagmal drängen, wenn ich ebensogut dem Werfer meinen Schläger an den Kopf pfeffern konnte?
    Ich parkte meinen Wagen ein Stückchen die Straße hoch und ging dann die paar Schritte zurück zur Party. Die riesigen Wurzeln der Bäume hatten die Betonplatten des Gehsteiges hochgehoben und durchbrochen. Ich knöpfte mein Jackett zu, damit meine 45er nicht gleich zu sehen war, kämmte mir kurz die Haare, zog meine Krawatte glatt und ging dann den gepflegten Weg entlang auf das Haus zu, die Augen starr auf das Gesicht des Mannes fixiert, der an der Tür stand und die Einladungskarten kontrollierte.
    Wahrscheinlich arbeitete er für eine Sicherheitsagentur und war es nicht gewohnt, mit ernsthafteren Leuten umzugehen als mit Collegestudenten, die versuchten, sich in eine Party zu schmuggeln.
    »Ich habe keine Einladung. Ich bin von der Polizei New Orleans«, sagte ich zu ihm.
    »Kann ich bitte Ihren Ausweis sehen?«
    »Hier haben Sie einen Vierteldollar. Rufen Sie das Erste Revier an und sagen Sie denen, Lieutenant Dave Robicheaux wäre hier.«
    »Ich glaube, Sie sind betrunken, Sir.«
    Ich drängte mich an ihm vorbei, ging zur Bar und griff mir ein Glas Champagner von einem Tablett. Die Räume waren mit französischen Antiquitäten eingerichtet, goldenen und silbernen Standuhren, tiefvioletten Diwanen mit Rahmen aus geschnitztem Walnußholz und in Öl gemalten Porträts einer Soldatenfamilie aus den Südstaaten, die ihren Stammbaum bis ins Jahre 1812 zurückverfolgen konnte. Die hellgebeizten Parkettfußböden waren so sorgfältig gebohnert, daß sie aussahen, als hätten sie einen Überzug aus durchsichtigem Plastik. Jede Tischplatte, jeder Messingleuchter, Aschenbecher, jedes Lampenglas und jedes einzelne Stück der lasierten Wandtäfelung glänzte, als sei alles unablässig mit weichen Tüchern poliert worden.
    Die Menschen, die sich in dem Raum aufhielten, gehörten durchweg der älteren Generation an. Sie waren ohne Zweifel reich, voller Vertrauen in sich selbst, ihre Freunde und die Welt des Erfolgs und der guten Manieren, in der sie lebten. Die Frauen hatten ihr Haar bläulich gefärbt und trugen glitzernde Abendkleider, und ihre Hälse und Handgelenke waren schwer von Juwelen. Die Männer mit ihren weißen Frackschößen machten den Eindruck, als sei das Alter in ihrem Leben kein größeres Problem als die weit entfernten Kämpfe der armen Leute. Es war offensichtlich, daß ich nicht an diesen Ort gehörte, aber sie waren viel zu höflich, um mich direkt anzuschauen.
    Der Sicherheitsbeamte an der Tür sprach jetzt mit zwei anderen, die nach Miet-Gops aussahen, und alle drei starrten mich an. Ich stellte mein leeres Champagnerglas ab, nahm mir ein neues und ging durch die Glastüren auf die rückwärtige Veranda hinaus, wo ein halbes Dutzend schwarzer Köche in weißen Jacken damit beschäftigt waren, Mint Juleps zu mixen und ein Spanferkel zu grillen. Der Wind raschelte in den Eichen, den Bananenstauden und dem Bambus, der die Rasenfläche einfaßte, und kräuselte das Wasser des unbeleuchteten Swimmingpools, das die tiefdunkle Farbe von Burgunder zu haben schien. Einer der älteren schwarzen Köche fächerte sich mit der Hand den Rauch des Grillfeuers aus dem Gesicht.
    »Wo ist denn der General hin?« fragte ich.
    »Er nimmt seine Julep in der Bibliothek, mit den andern Gentlemen«, war die Antwort.
    »Ich möchte nicht noch mal

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