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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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nicht gereicht? Oder ist euch dieses skandinavische Büffet nicht nahrhaft genug?«
    » Darum geht’s nicht. Wir wollen später noch ins Gaudi, tanzen«, erklärt Igor.
    Jetzt erst sehe ich mir meine Spezies genauer an: fast identische giftgrüne Sportanzüge, dazu Sneakers mit Klettverschlüssen. Igor trägt eine enganliegende Mütze, auf der steht: » I’m clean«. Warum ist mir die vorher nicht aufgefallen?
    » Habt ihr die Leiche weggeschafft?«, erkundige ich mich.
    » Du meinst Wlada? Die ist oben und erholt sich«, grinst Igor. » Weck sie bloß nicht auf, sonst gibt’s Ärger.«
    » Also was ist jetzt, Kinder!« Ljocha versucht, uns alle drei zugleich zu umarmen. » Nehmen wir noch eine fette Line und schwänzen die Schule?«
    Als guter Gastgeber fängt er selber an, dann reicht er das Röhrchen an mich weiter, ich gebe es Igor.
    » Legt ihr jetzt auf?«, fragt Igor und rubbelt sich die Nase.
    » Hm-hm. Erst ich, dann Andrej. Uhuhuhuuuu!« Ljocha verdreht die Augen und schüttelt sich. » Saugeiler Stoff, Alter! Finde ich…«
    » Was legst du denn auf? Nicht wieder russischen Pop, oder?« Igor will anscheinend nerven.
    » Nein, brutalen Minimal-Techno. Marke Petersburg. Ein paar Kumpels von mir bringen gleich ein bisschen Liquid Ecstasy unters Volk, damit die Stimmung passt, und jeder kriegt eine Pfeife.«
    » Wozu denn Pfeifen?« Ljocha ist heute ein wenig begriffsstutzig.
    » Zum Pfeifen, wozu sonst? Beim Raven müssen alle hüpfen und pfeifen.« Ich ziehe ein idiotisches Gesicht, lasse die Zunge aus dem Hals hängen, halte die gespreizten Finger an die Ohren und mache ein paar Sprünge wie ein Affe im Käfig.
    Die anderen fangen einmütig an zu lachen, offensichtlich hat jeder so seine Erinnerungen. Eine Welle von Sentimentalität überspült mich. Ich könnte alle umarmen…
    » Hör mal, Andrej, willst du nicht endlich anfangen?«, meint Ljocha.
    » No problem«, antworte ich mit einem Grinsen.
    » Meine Damen und Herren!«, schreit Ljocha in der Wohnzimmertür. » Soeben ist es mir gelungen, den jungen, aufsteigenden Star der internationalen Musikszene, Herrn Andrej Mirkin, dazu zu bewegen, uns einen seiner legendären Livesets zu präsentieren!«
    Die Menge beginnt zu pfeifen, mit den Füßen zu stampfen und auf sonstige Art ihren Beifall zu artikulieren. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Katja immer noch mit denselben Leuten zusammensteht. In einer halben Stunde werde ich sie mir vornehmen, beschließe ich. Ein irres Gefühl überwältigt mich: als würde ich jetzt einen Liveset auf der Eröffnung der » Brücke« performen. Ich bin, kurz gesagt, richtig gut drauf.
    Zehn Minuten lang durchwühle ich die CD s, wähle aus, sortiere, gehe im Kopf durch, wie ich den Set aufbauen will. Am Ende bleiben ungefähr zwanzig Scheiben. Anfangen will ich mit russischem Pop aus den Achtzigern, dann soll Gloria Gaynor folgen. Ich organisiere mir einen Dewar’s, stelle mich an die Anlage und fahre ganz langsam den ersten Track hoch.
    Eine halbe Stunde später dampft im Raum ein Gemisch aus Schweiß, Alkohol, diversen Parfüms und purer Geilheit. Mit einem Wort: Es riecht nach Klub. Die ganze Meute zuckt konvulsivisch wie ein einziges, großes Lebewesen, ohne sich um den Takt der Musik zu kümmern. Ich spiele Gaynor, Mika, Madonna, Blutsturz, Abba, Benassi, Elvis Presley, Basement Jaxx und Pulp, verdünnt mit reiner Pop-Scheiße à la Via-Gra, Dima Bilana und den » Glänzenden«. Mit Vergnügen bemerke ich, dass sich Katja ganz wunderbar bewegt, sie hebt sich deutlich von der wabernden Fleischmasse um sie herum ab. Weiterhin nehme ich zur Kenntnis, dass dieses Arschloch von Rinat angefangen hat, sie unverhohlen anzubaggern, glücklicherweise gestört von Igor und Kostja, die zwischen ihnen herumzappeln und sich alle Mühe geben, sich die Beine aus den Hüftgelenken zu schütteln. Daneben versucht sich Mascha in einem (ihrer Meinung nach) verführerischen Paartanz mit Vitja. Das Ganze sieht zwar ziemlich beschissen aus, aber unterm Strich ist Mascha gar nicht so übel. Das Gemisch aus Alk und Drogen lässt mich tollkühn werden, ich beschließe, den Macho heraushängen zu lassen und diesen bescheuerten Rinat abzuschießen. Ich mache Ljocha ein Zeichen, mich am Pult abzulösen. Dann schleiche ich mich an Katja heran, greife sie von hinten um die Taille, ziehe sie an mich und beginne mich im Rhythmus ihres Körpers zu bewegen, wobei ich finstere Blicke zu Rinat hinüberschicke. Der dreht sich um und fängt an,

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