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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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Sanitärbereich.
    Als ich zurückkomme, finde ich Katja und Mascha umringt von drei alten Knackern und einer aufgetakelten Blondine (locker jenseits der vierzig), jede mit einem Glas Champagner in der Hand. Einer von den Daddys sieht aus wie Marat Safin mit dreiundfünfzig (zuzüglich Plauze, abzüglich Goldkettchen, Haarpracht und Tennisschläger). Das Marat-Safin-Plagiat erzählt gerade eine wahnsinnig lustige Story und macht dazu alle möglichen putzigen Grimassen. Seine Zuhörer brechen in regelmäßigen Abständen in wildes Gelächter aus. Katja kichert mit den anderen und nippt an ihrem Glas; anscheinend hat sie die anfängliche Scheu inzwischen überwunden und fühlt sich pudelwohl.
    » Na, Mädels, wie steht’s?«, frage ich und zwänge mich in die Reihe der Lacher. » Hallo zusammen, ich bin Andrej.«
    » Rinat«, stellt sich das Tennis-Double vor und streckt mir die Hand entgegen. » Sehr angenehm.«
    Rinat– klingt ja fast wie Marat, denke ich. Rinat hat eine angenehm samtige Stimme und feuchte Hände.
    » Lera«, sagt das » reife Mädchen« und hält mir ihre Wange hin. » Sie sind also der Mirkin, der legendäre Kolumnist des Moskauer Nachtlebens? Unser junges Genie, wie Ljocha es nennt. Nehmen Sie mich mal mit auf eine Ihrer Touren?«
    Danke, ich ficke keine Tiere, denke ich und küsse sie auf die Wange.
    » Aber gern, unbedingt! Wenn Sie mal so richtig abgehen wollen…«
    » Au ja«, plappert sie weiter, wird aber sofort von dem Typen, der neben Rinat steht, unterbrochen.
    » Ich bin Viktor«, sagt er und rückt an seiner Brille.
    Viktor erinnert mich, oberflächlich betrachtet, ein wenig an Woody Allen. Sehr oberflächlich betrachtet…
    Dann wäre da noch ein Typ mit aufgepumpten Muskeln, fleischiger Nase und stechendem Blick, der es nicht für nötig hält, mir die Hand zu geben.
    » Anton«, sagt er, fast ohne die Lippen zu bewegen.
    Du mich auch, du Truthahn, denke ich und nicke gemessen.
    » Und was dann?«, platzt Mascha dazwischen. » Sie sind dann ins Ölgeschäft eingestiegen und Sie in den Holzhandel. Oder war es umgekehrt? Ich bin schon ganz durcheinander!« Sie kichert albern.
    Wart ab, das gibt sich schnell. Ich muss grinsen.
    Mascha hat es verblüffend schnell geschafft, sich volllaufen zu lassen. Oder tut sie nur besoffen? Wie strebsam diese jungen Studentinnen heutzutage sind!
    » Mit dem Öl hatte ich gerade erst angefangen«, setzt Rinat seine Erzählung fort. » Vitja kam zu mir ins Büro, um den Vertrag aufzusetzen. Es war mitten im Winter, und er trug einen weißen Anzug! Der reinste Sommerfrischler! Fehlte bloß noch der Strohhut!«
    Die anderen lachen brav.
    » Gehen wir eine rauchen?«, flüstere ich Katja ins Ohr.
    » Darf man hier nicht?« Sie sieht mich mit erstaunten Augen an.
    » Hier ist es schon total verraucht, außerdem kann man sich nicht richtig unterhalten, ständig quatscht jemand dazwischen. Wir können uns zusammen die Wohnung angucken.«
    » Warte noch eine Sekunde, Rinat ist gleich fertig. Er kann so interessant erzählen«, flüstert sie zurück. » Außerdem hat Ljocha doch gesagt, ihr beide würdet gleich auflegen.«
    » Auflegen? Was denn auflegen?«, frage ich verdattert.
    » Na, Platten!«, sagt Katja ganz ernst.
    » Ach so, ja dann…«
    » Was gibt es denn da zu flüstern?«, sagt Ljochas Stimme hinter uns. » Wo warst du denn so lange? In der Küche abgetaucht?«
    » Nee, auf dem Klo.«
    » Alles klar. Also los, rauchen wir noch eine, und dann legen wir auf, was meinst du?«
    » Okay.« Ich wende mich zu Katja um: » Bin gleich wieder da.«
    » Hm-hm«, nickt sie.
    Inzwischen sind neue Gäste eingetroffen. Das rosa Mädchen und die Jeans-Typen sind nicht mehr in der Küche, dafür treffe ich dort zwei alte Bekannte von mir, die Promoter Igor und Kostja.
    » Alter, dich habe ich ja schon hundert Jahre nicht mehr gesehen«, ruft Igor und umarmt mich.
    » Was hast du die ganze Zeit getrieben!«, brüllt Kostja und knallt mir die Hand auf die Schulter.
    » Das Gleiche wie immer«, gebe ich lachend zurück. » Seid ihr schon lange hier?«
    » Seit fast zwei Stunden«, sagen sie im Chor.
    » Und warum hab ich euch dann noch nicht gesehen?«, frage ich ungläubig. » Euch ist anscheinend das Zeitgefühl abhandengekommen, kann das sein?«
    » Ljocha, sag ihm, er soll aufhören, uns zu verarschen, ja?«, macht Kostja auf beleidigt.
    » Sie haben sich oben eine Kleinigkeit eingepfiffen«, erklärt Ljocha melancholisch.
    » Hat euch das Zeug in der Küche

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