Neonträume: Roman (German Edition)
mit der Lera, der überreifen Blondine, zu tanzen.
» Du bewegst dich wunderbar«, brülle ich Katja ins Ohr und küsse sie gleichzeitig.
» Und du machst gute Musik!« Sie dreht sich zu mir um, legt mir die Arme um den Hals.
» Ich will dich«, flüstere ich heiser.
Sie drückt einen Finger auf meinen Mund, schaut dabei an mir vorbei auf irgendetwas hinter mir.
» Gehen wir nach oben?«, frage ich und ziehe sie noch dichter an mich.
» Wollen wir nicht noch ein bisschen tanzen?« Sie löst sich von mir, und für einen winzigen Augenblick fühle ich mich vollkommen verloren. Mann gegen Mann mit einer kolossalen Erektion.
» Du machst mich wahnsinnig, Häschen!«, sage ich.
» Hier ist echt gute Stimmung, oder?«, antwortet sie.
» Nimmst du mich auf den Arm?« Ich lasse meine Hände tiefer gleiten.
» Macht ihr oft solche Feten?«
» Du machst mich verrückt!« Ich versuche, sie wieder dichter an mich heranzuziehen. » Total verrückt, weißt du das?«
» Oh, das ist mein Lieblingsstück!« Sie wirft die Hände in die Luft, schließt die Augen und singt mit: » Ooohooho, das Taxi mit den grünen Augen! Im Djaghilew läuft das immer!«
» Komm, gehen wir kurz in die Küche, uns ein bisschen auslüften«, bettel ich.
» Oh, just five seconds, ich checke nur kurz meine SMS !«, kichert sie und fischt ihr Handy aus der Tasche ihrer Jeans.
Plötzlich bricht die Musik ab. Ich schaue zum DJ -Pult hinüber und sehe, dass Ljocha sich dort ablösen lässt. Als ich mich wieder umdrehe, sitzt Katja neben Mascha auf dem Sofa. Die beiden stecken die Köpfe zusammen und glotzen kichernd auf ihr Handydisplay.
Stinksauer kippe ich meinen Whiskey in mich hinein, dann stelle ich mich ans Fenster und starre dumpf auf die nächtliche Straße hinaus, auf der vereinzelte Autos vorbeifahren.
Hinter mir höre ich Geflüster. Ich drehe mich um und sehe Igor und Kostja. Ihre Gesichter wirken aufgedunsen, wie aus Knetgummi.
» Na, ihr bösen Geister, seid ihr immer noch da?«, feixe ich. » Ich dachte, ihr seid in euren Klub abgezogen?«
» Wer? Wir?«, rufen sie im Chor. » In was für einen Klub?«
» Vorhin habt ihr doch groß verkündet, ihr wolltet ins Gaudi, tanzen.«
» Ach, wirklich?« Igor sieht seinen Kumpel fragend an. » Kostja, stimmt das? Wollten wir das?«
» Na ja, im Prinzip… Warum nicht? Schon möglich! Hast echt ein erstaunliches Gedächtnis, Andrej!«
» Beruf: Reporter«, scherze ich flau und beobachte dabei durch die Küchentür Katja. Sie sitzt immer noch auf dem Sofa, jetzt allerdings ohne Handy und ohne Mascha, aber dafür mit Rinat. Dieses Biest, macht sie das absichtlich, um mich auf die Palme zu treiben?
» Mit wem bist du denn hier?«, erkundigt sich Igor.
» Mit meiner Freundin«, sage ich und zeige auf Katja.
» Hübsch!«, sagt Igor beifällig.
» Sehr, sehr hübsch!«, bestätigt Kostja.
» Hm-hm, danke«, grinse ich gezwungen.
» Wir haben uns überlegt, wir bleiben hier«, sagt Kostja. » Wozu unsere Zeit in diesem blöden Gaudi verplempern?«
» Wir wissen noch nicht, ob wir bleiben oder nicht«, sagt Igor gleichzeitig.
» Ihr solltet euch vielleicht mal einigen, Kumpels«, sage ich und schiebe mich an den beiden vollgedröhnten Idioten vorbei.
» Wir bleiben auf jeden Fall hier!«, brabbelt Igor.
» Hundert Pro!«, quäkt Kostja. » Hier ist es grad so gemütlich!«
» So ist’s brav! Bleibt nur hübsch zu Hause bei Mama!« Damit bin ich endlich draußen. Ich beschließe, mich kurz frisch zu machen und dann mit Katja hier abzuhauen.
Die Tür zum Bad ist abgeschlossen. Ich rüttel ein paarmal an der Klinke, dann lehne ich mich neben der Tür an die Wand und zünde mir eine Zigarette an. Plötzlich bemerke ich ein seltsames Knarren oder Schnaufen. Neugierig schaue ich mich um und entdecke am Ende des Ganges eine unauffällige Tür. Vielleicht ein kleines, geheimes Boudoir des Hausherrn, vermute ich und schleiche mich näher, um zu erkunden, wer dort was treibt. Mit dem Ohr an der Tür lauschend begreife ich, dass dort drinnen jemand schluchzt, und zwar hingebungsvoll. Vorsichtig ziehe ich die Tür auf und linse durch den Spalt. Drinnen sitzt ein Mann an einem Tisch, er hat den Kopf auf die Hände gestützt und heult wie ein Schlosshund. Kein Zweifel– das ist Ljocha.
» Alter, was ist mit dir?« Entgeistert schiebe ich mich ins Zimmer und lasse mich auf den Stuhl neben ihm fallen.
» Hä?« Ljocha hebt mühsam den Kopf und sieht mich an. Er ist entweder total besoffen
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