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Neonträume: Roman (German Edition)

Neonträume: Roman (German Edition)

Titel: Neonträume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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versuche, die Tür wieder zuzuschieben, aber der Typ klammert sich an mir fest wie ein Blutegel am Kinderarsch.
    » Mann, Alter, geile… äh… die is echt, vastehsde, Alter?«
    » Ja, ja, toll, aber jetzt verzieh dich!«
    » He, warte mal, du muss mir aber dann erzähln…«
    Er fuchtelt mit den Händen vor meinem Gesicht herum, grinst und rollt die Augen, offenbar denkt er an irgendeine Schweinerei.
    » Alles klar, Alter«, sage ich unbestimmt und schließe endlich die Tür.
    Lera sitzt immer noch auf der Kloschüssel, ihr Kopf ist ein wenig zur Seite gerutscht, die Augen sind geschlossen, der Atem geht regelmäßig. Beide Hände liegen auf ihren Knien, die Finger verkrampft, als versuchte sie immer noch, meinen Reißverschluss aufzukriegen. Ihr Mund steht halb offen.
    Ich spucke ins Waschbecken und trete den Rückzug an.
    Vor der Tür stolpere ich wieder über diesen komischen Jeans-Typen. Er hockt auf dem Fußboden, schaukelt vor und zurück und brummelt vor sich hin. Als er mich sieht, fragt er erstaunt:
    » Was, so schnell? Schon fertig gebumst?«
    » Nee«, gebe ich grimmig zurück. » Ich hab noch was übergelassen. Geh, bums weiter.«
    Man glaubt es nicht, aber er steht folgsam auf und steuert auf die Badezimmertür zu. So kann’s gehen…
    Auf dem Rückweg komme ich wieder an dem Zimmer mit der Bogentür vorbei. Drinnen läuft immer noch » Lift Me Up« von Moby, und anscheinend derselbe Typ wie vorhin singt mit. Wenn ich richtig rechne, spielt da seit zwei Stunden ein und dasselbe Stück, wenn nicht länger. Und genauso lange ist der Typ da drinnen am Singen. Jetzt werde ich aber doch neugierig. Ich gehe näher, schaue vorsichtig rein. In dem ganzen Zimmer gibt es nichts als einen irreal riesigen LCD -Fernseher und einen Sessel. Auf dem Bildschirm läuft der Clip mit Moby. In dem Sessel davor sitzt, mit dem Rücken zu mir, ein unglaublich massiger Typ und singt aus vollem Hals:
    » Lift me up! Lift me up! Higher and higher!«
    Ich starre seinen Rücken an. Sein Hals, rechne ich aus, ist so dick wie ein mittlerer Baumstamm. O Gott, was für ein Bulle. Der Typ hat anscheinend bemerkt, dass sich hinter ihm etwas bewegt und brüllt ohne sich umzudrehen:
    » Tür zu!«
    Ich zucke zusammen und taste nach der Tür; dummerweise gibt es keine. Es gibt nur den Bogen.
    » Tür zu!«, schreit der Typ nochmal. Ich kriege ein komisches Gefühl in der Magengegend.
    » Macht die Tür zu und lasst mich in Ruhe meine Musik hören!«, brüllt der Ochse und stemmt sich aus dem Sessel hoch. Schnell verstecke ich mich hinter der Wand. Der Typ kommt zur Tür, guckt, guckt nochmal, endlich kapiert er, dass es da keine Tür gibt.
    » Scheiße, die Tür ist weg!«, brummt er wütend, dreht um und fläzt sich wieder in seinen Sessel. Eine Sekunde später legt Moby wieder los.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung erreiche ich die Küche. Außer mir ist niemand dort. Ich ziehe mir schnell noch zwei richtig satte Lines, verwerfe nach kurzem Überlegen den Wunsch, mir noch ein bisschen für unterwegs zusammenzukratzen, und mache mich auf den Heimweg. Während der Fahrt im Taxi lasse ich den Abend noch einmal Revue passieren. Vor allem denke ich lange darüber nach, was für ein verfluchter Pechvogel ich doch bin. Was für ein armes Schwein. Inbrünstig wünsche ich diesem Arschloch von Rinat Impotenz bis ins hohe Alter, Katja alle nur denkbaren Geschlechtskrankheiten und ihrer Freundin (die sie natürlich verführt hat!) Unfruchtbarkeit.
    Außerdem muss ich morgen unbedingt in Erfahrung bringen, was dieser bullige Moby-Fan geschluckt hat.
    Als ich zu Hause ankomme, bin ich noch immer ziemlich drauf. Um diese ganze wahnwitzige Energie, die in mir Achterbahn fährt, irgendwie auf ein Ziel zu lenken, fange ich an, meinen Schrank aufzuräumen: Jeans, Hemden, Jacken. Als ich bei den Pullovern ankomme, fällt mir wieder der viel zu früh von mir gegangene Pullover ein, und sofort ergreift mich eine abgrundtiefe Depression. Das Gefühl ist so überwältigend, dass meine Beine unter mir nachgeben. Ich setze mich auf den Fußboden.
    Es ist einfach nur widerlich! Und alles nur wegen dieser ekelhaften Weiber! Man zieht sich irgendwo aus, und später will keine deinen Pullover gesehen haben! Mich packt eine solche Wut, dass ich am liebsten auf die Straße rauslaufen und dem ersten Besten eins auf die Fresse geben würde. Oder irgendwohin gehen, feiern. Schließlich gehe ich ins Bad und bearbeite zwanzig Minuten lang meinen Schwanz, ohne zu

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